Frankfurt am Main

Als die jüdische Gemeinschaft sich Gehör verschaffte

Proteste gegen die Uraufführung des Stückes »Der Müll, die Stadt und der Tod«, Frankfurt am Main, 1985. Foto: Institut für Stadtgeschichte Frankfurt

Im Oktober 1985 besetzten Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Frankfurt die Bühne des Frankfurter Schauspielhauses. Sie protestierten gegen die Uraufführung des Stücks »Der Müll, die Stadt und der Tod« von Rainer Werner Fassbinder, das sie als antisemitisch kritisierten.

Die Proteste rund um die Uraufführung und die Bühnenbesetzung gelten als ein Schlüsselmoment in der Geschichte der jüdischen Gemeinschaft in der alten Bundesrepublik: Erstmals trat sie selbstbewusst in der Öffentlichkeit in Erscheinung und verschaffte sich Gehör.

ZEITZEUGEN Der viel beachteten Kontroverse um Fassbinders 1975 entstandenes Theaterstück widmen das Schauspiel Frankfurt, das Jüdische Museum, das Fritz Bauer Institut und das Institut der Theaterwissenschaft der Goethe-Universität am 25. April ein ganztägiges Online-Symposium.

Damalige Akteure und Vertreter der jüngeren Generation diskutieren über die jüdische Perspektive auf Antisemitismus-Debatten.

Zeitzeugen, Wissenschaftler und Künstler nehmen dabei laut Ankündigung »eine Neubewertung dieses historischen Aktes zivilen Ungehorsams aus heutiger Perspektive« vor. So hält der Historiker Tobias Freimüller einen Vortrag mit dem Titel »Neuanfänge und Fremdheitserfahrungen« zum jüdischen Leben in Nachkriegsdeutschland.

Weitere Vorträge befassen sich mit dem »Häuserkampf« im Frankfurter Westend in den 70er-Jahren sowie der Entstehungs- und Wirkungsgeschichte des Stücks »Der Müll, die Stadt und der Tod«.

PERSPEKTIVE In einer Videocollage sprechen Hermann Alter, Andrzej Bodek, Micha Brumlik, Michel Friedman, Salomon Korn und Cilly Kugelmann aus ihrer persönlichen Perspektive über das jüdische Leben im altbundesrepublikanischen Frankfurt.

Mit Hermann Alter, Marina Chernivsky, Michel Friedman und Lea Wohl von Haselberg diskutieren damalige Akteure und Vertreter der jüngeren Generation über die Tragweite der Bühnenbesetzung und über die jüdische Perspektive auf die damaligen und gegenwärtigen Antisemitismus-Debatten.

Zum Abschluss des Symposiums berichten Hakan Savaş Mican, Helmut Schäfer und Rieke Süßkow – Theatermacher, die mit Fassbinder-Stücken gearbeitet haben – über ihre Erfahrungen und »diskutieren Fragen nach zeitgenössischer Repräsentationskritik und Ermächtigung«. 

Das Symposium wird am Sonntag, 25. April ab 11.00 Uhr auf dem Youtube-Kanal des Schauspiel Frankfurt übertragen.

 

ESC-Teilnehmer JJ

Im Ton vergriffen

Dem österreichischen Sänger tue es leid, »falls meine Worte missverstanden wurden«

 22.05.2025

ESC

JJ will ESC 2026 ohne Israel

Österreichs Sieger JJ setzt sich für einen Ausschluss Israels am ESC 2026 ein

 22.05.2025

Kunst

Verzweifelte Zwischenwesen

Das Berliner Bode-Museum zeigt Paul Klees Engel im Kontext von Kriegen

von Mirjam Vomberg  22.05.2025

Eurovision Song Contest

Stärker als gedacht

Kein Land der Welt steht so häufig am Pranger wie Israel. Doch kann es sein, dass der jüdische Staat abseits von Politik und Presse viel beliebter ist als angenommen?

von Nicole Dreyfus  22.05.2025

Kolumne

Von der Verheißung zum Manöver

»Sapad«, das russische Wort für Westen – Geschichte eines Bedeutungswandels vom Vorbild zum Feindbild

von Eugen El  21.05.2025

«Märzenschnee»

Auktion mit Pechstein-Gemälde aus Besitz von Walter Rathenau

Als Walter Rathenau 1909 eine Ausstellung besuchte, kaufte er ein Gemälde: »Märzenschnee« von Max Pechstein. Nun wird das Bild versteigert, das eine interessante Geschichte hat

 21.05.2025

Konzert

Nani Vazana ehrt Nina Simone in Frankfurt

Die israelisch-niederländische Sängerin ist auch für Songs auf Ladino, der Sprache ihrer sephardischen Vorfahren, bekannt

 21.05.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 22. Mai bis zum 29. Mai

 21.05.2025

Sachbuch

Studierende und die deutsch-israelische Diplomatie: »Reparationen kein Ersatz für Anerkennung«

In diesem Jahr wird die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel vor 60 Jahren gefeiert. Die Entwicklung hatte Vorläufer auch an Universitäten, wie ein neues Buch zeigt

von Leticia Witte  21.05.2025