Sehen!

1961: Eichmann vor Gericht

Adolf Eichmann vor Gericht Foto: imago/United Archives International

Im Mai 1960 entführte ihn der israelische Geheimdienst Mossad aus Argentinien. Am 11. April 1961, also vor genau 60 Jahren, begann in Jerusalem der Prozess gegen Adolf Eichmann. Das Verfahren dauerte acht Monate. Es erregte weltweit Aufmerksamkeit und gilt als Meilenstein in der Auseinandersetzung mit den Verbrechen der Nazis.

Erstmals kamen Schoa-Überlebende als Zeugen vor Gericht zu Wort und schilderten die Gräueltaten der Nationalsozialisten, über die sie zuvor meist geschwiegen hatten. Eichmann wurde zum Tode verurteilt und am 1. Juni 1962 gehängt. Es war das bisher einzige Todesurteil, das in Israel vollstreckt wurde.

Zeitzeugen Die Fernsehsender ARD, BR und ARD-alpha erinnern nun an mehreren Tagen mit einem Programmschwerpunkt an den Prozess gegen den SS-Massenmörder. Der BR gibt mit Zeitdokumenten, Filmen, Zeitzeugenberichten und Expertengesprächen Einblick in das Prozessgeschehen und analysiert dessen Hintergründe und Auswirkungen bis in die Gegenwart. Gezeigt werden mehrere Magazinbeiträge, teils mehrteilige Dokumentationen, aber auch Spielfilme und eine Podiumsdiskussion. Die Sendungen sind nach der Ausstrahlung in der BR-Mediathek abrufbar.

Besonders intensiv setzt sich ARD-alpha mit dem Prozess auseinander. Einen unmittelbaren Einblick in das Prozessgeschehen, aber auch in die Gesellschaft Israels und des geteilten Deutschlands in den 60er-Jahren gewährt die dreiteilige Doku-Reihe Vor 60 Jahren: Eine Epoche vor Gericht vom Freitag, 9. April, bis Sonntag, 11. April. Mit einer Sendelänge von acht Stunden zeigt das einzigartige Zeitdokument Berichte der Korrespondenten Joachim Besser und Peter Schier-Gribowsky, die 1961 für die ARD zweimal wöchentlich die wichtigsten Ereignisse des Verfahrens zusammenfassten.

In einer dichten Verschränkung von historischem Bildmaterial, Berichten von Betroffenen und Zeitzeugen sowie dokumentarischen Spielszenen erzählt das Doku-Drama Eichmanns Ende am Samstag, 10. April, um 20.15 Uhr in ARD-alpha die Geschichte von der Entdeckung und Ergreifung des Organisators der Massendeportationen. Im alpha-thema Gespräch: Der Eichmann-Prozess am Sonntag, 11. April, um 20.15 Uhr in ARD-alpha diskutiert Moderator Andreas Bönte mit dem Historiker Michael Wolffsohn über die Bedeutung des Verfahrens, seine Wirkung und seine Protagonisten.

Im Anschluss daran gewährt die Dokumentation Büro 06 – Die Architekten des Eichmann-Prozesses um 21 Uhr Einblick in die Arbeit des israelischen Polizeibüros 06. Die Mitarbeiter dieser eigens für die Prozessvorbereitung gebildeten Spezialeinheit – darunter der aus Berlin stammende Polizeihauptmann Avner Less, der Eichmann verhörte – bereiteten die Anklage für dieses Strafverfahren vor.

Um Mitternacht sowie um 0.45 Uhr erinnern sich der damals stellvertretende Staatsanwalt Gabriel Bach und der ehemalige Polizeioffizier Michael Goldmann-Gilead in zwei Dokumentationen aus der Reihe »Zeuge der Zeit/Zeugin der Zeit« an den Jahrhundertprozess. ja

Sehen!

»Der Meister und Margarita«

In Russland war sie ein großer Erfolg – jetzt läuft Michael Lockshins Literaturverfllmung auch in Deutschland an

von Barbara Schweizerhof  30.04.2025

Fernsehen

»Mord auf dem Inka-Pfad«: War der israelische Ehemann der Täter?

Es ist einer der ungewöhnlichsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die ARD packt das Geschehen nun in einen sehenswerten True-Crime-Vierteiler

von Ute Wessels  30.04.2025

20 Jahre Holocaust-Mahnmal

Tausende Stelen zur Erinnerung - mitten in Berlin

Selfies auf Stelen, Toben in den Gängen, Risse im Beton - aber auch andächtige Stille beim Betreten des Denkmals. Regelmäßig sorgt das Holocaust-Mahnmal für Diskussionen. Das war schon so, bevor es überhaupt stand

 30.04.2025

Medien

Leon de Winter wird Kolumnist bei der »Welt«

Bekannt wurde er vor mehr als 30 Jahren mit Romanen wie »Hoffmanns Hunger«. Jetzt will der niederländische Autor Leon de Winter in Deutschland vermehrt als Kolumnist von sich hören lassen

von Christoph Driessen  29.04.2025

Fernsehen

»Persischstunden«: Wie eine erfundene Sprache einen Juden rettet

Das Drama auf Arte erzählt von einem jüdischen Belgier, der im KZ als angeblicher Perser einen SS-Mann in Farsi unterrichten soll. Dabei kann er die Sprache gar nicht

von Michael Ranze  29.04.2025

Berlin

Antisemitismusbeauftragter für alle Hochschulen soll kommen

Details würden derzeit noch im Senat besprochen, sagte Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra

 29.04.2025

Jerusalem

Seltenes antikes Steinkapitell wird in Israel ausgestellt

Ein Fund aus dem Jahr 2020 gibt israelischen Archäologen Rätsel auf. Die Besonderheit des Steinkapitells aus römischer Zeit: Es ist mit einem mehrarmigen Leuchter - im Judentum Menorah genannt - verziert

 29.04.2025

Berlin

Jüdisches Museum erforscht Audio-Archiv von »Shoah«-Regisseur

Claude Lanzmann hat mit seiner epochalen Dokumentation »Shoah« Geschichte geschrieben. Das Jüdische Museum Berlin nimmt ein Doppeljubiläum zum Anlass, um das umfangreiche Recherchematerial des Regisseurs zu erschließen

von Alexander Riedel  29.04.2025

Köln

»Charlie Hebdo«-Überlebender stellt Comic zu NS-Raubkunst vor

»Zwei Halbakte« heißt ein 1919 entstandenes Gemälde von Otto Mueller. Die Geschichte des Kunstwerks hat der französische Zeichner Luz als Graphic Novel aufgearbeitet. Mit teils sehr persönlichen Zugängen

von Joachim Heinz  28.04.2025