Geschichte

100 Jahre Hitlerputsch: BR erinnert an vergessene Journalistin

Der ‘ »Völkische Beobachter‘ vom 16. September 1935 Foto: picture alliance / World History Archive

Zum 100. Jahrestag des Hitlerputsches erinnert der Bayerische Rundfunk (BR) an eine der ersten investigativen Journalistinnen: Im Herbst 1923 schlich sich die 24-jährige Paula Schlier als Schreibkraft Undercover in die Redaktion des NSDAP-Parteiorgans »Völkischer Beobachter« ein und erlebte dort aus der Nähe den Umsturzversuch.

Ihre Erlebnisse hielt sie in einem später veröffentlichten Tagebuch fest. Laut BR gilt sie als eine der wichtigsten weiblichen Stimmen gegen den Nationalsozialismus. Trotzdem sei ihr Werk weitgehend in Vergessenheit geraten.

Eine neue Dokumentation »Hitlerputsch 1923. Das Tagebuch der Paula Schlier« ist ab dem 8. November in der ARD Mediathek verfügbar und wird am 15. November um 22 Uhr im BR Fernsehen ausgestrahlt. Bereits am 6. November wird in der ARD Mediathek der dreiteilige Podcast »Paula sucht Paula - Vergessene Heldin im Hitlerputsch?« veröffentlicht. Darin macht sich BR-Autorin Paula Lochte auf die Suche nach der Frau, mit der sie zufällig Vornamen und Beruf teilt.

Neue Sachlichkeit Schlier (1899-1977) zählt zu den ersten Schriftstellerinnen der Neuen Sachlichkeit. In ihrem Werk prangert sie sexuelle Übergriffe auf Frauen und Kinder an. 1932 konvertiert sie zum Katholizismus. Zehn Jahre später zeigt ihr Beichtvater sie wegen einer kritischen Äußerung bei der Gestapo an. Nur ein psychiatrisches Gutachten, das ihr »religiösen Wahn« attestiert, bewahrt sie vor dem Konzentrationslager.

Nach mehreren Wochen Einzelhaft kommt sie in die Nervenheilanstalt Eglfing-Haar, wo sie Zeugin der nationalsozialistischen Krankenmorde wird. Schlier schreibt darüber in ihrer Autobiografie, die aber nicht veröffentlicht wird.

Nach dem Krieg beginnt Paula Schlier, Schwester des Marburger Theologen Heinrich Schlier, wieder zu schreiben. Außer Lyrik verfasst sie auch einen Roman mit dem Titel »Der Engel der Wüste« sowie religiöse Werke wie »Die letzte Weltennacht. Schauungen zur Apokalypse«. kna

Literatur

John Irvings »Königin Esther«: Mythos oder Mensch?

Eigentlich wollte er keine langen Romane mehr schreiben. Jetzt kehrt er zurück mit einem Werk über jüdische Identität und Antisemitismus

von Taylan Gökalp  18.11.2025

TV-Tipp

Sie ging über Leichen: Doku »Riefenstahl« zeigt eine überzeugte Nationalsozialistin

Das Erste zeigt Andres Veiels vielschichtigen Dokumentarfilm über Leben und Wirken von Hitlers Lieblingsregisseurin Leni Riefenstahl. Der Film geht auch der Frage nach, wie ihre Filme bis in die Gegenwart ausstrahlen

von Jens Hinrichsen  17.11.2025

TV-Tipp

»Unser jüdischer James Bond«

Die Arte-Doku »Der Jahrhundert-Spion« erzählt die schillernde Lebensgeschichte des Ex-CIA-Agenten Peter Sichel, der seinerzeit den Ausbruch des Kalten Kriegs beschleunigte

von Manfred Riepe  17.11.2025

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

Statistik

Diese hebräischen Vornamen in Österreich sind am beliebtesten

Österreichische Eltern wählen gern Klassiker. Unter den Top Ten sind auch viele Namen biblischen Ursprungs

von Nicole Dreyfus  17.11.2025

Miss-Universe-Show

Miss Israel erhält Todesdrohungen nach angeblichem Seitenblick

Auch prominente Israelis sind immer öfter mit Judenhass konfrontiert. Diesmal trifft es Melanie Shiraz in Thailand

 17.11.2025

TV-Tipp

Ein Skandal ist ein Skandal

Arte widmet den 56 Jahre alten Schock-Roman von Philip Roth eine neue Doku

von Friederike Ostermeyer  17.11.2025

Jubiläum

Weltliteratur aus dem Exil: Vor 125 Jahren wurde Anna Seghers geboren

Ihre Romane über den Nationalsozialismus machten Anna Seghers weltberühmt. In ihrer westdeutschen Heimat galt die Schriftstellerin aus Mainz jedoch lange Zeit fast als Unperson, denn nach 1945 hatte sie sich bewusst für den Osten entschieden

von Karsten Packeiser  17.11.2025

Aufgegabelt

Noahs Eintopf

Rezepte und Leckeres

 16.11.2025

Kunst

Illustrationen und Israel-Hass

Wie sich Rama Duwaji, die zukünftige »First Lady von New York«, auf Social Media positioniert

von Jana Talke  13.11.2025