Wuligers Woche

Поздравляем ветеранов

Aufgeben war nie eine Option: Als Rotarmisten und als Juden waren jüdische Soldaten für die Nazis der doppelte Feind. Foto: Marco Limberg

Es leben nur noch wenige von ihnen, hochbetagt in ihren Neunzigern. Sie waren Jugendliche, als sie ab 1941 in den Krieg gegen Hitlerdeutschland zogen, in einen anfangs fast aussichtslos erscheinenden Kampf gegen die damals stärkste und bestgerüstete Armee der Welt.

Sie werden damals Angst gehabt haben. Angst vor der übermächtigen Wehrmacht, Angst auch vor den rückwärtigen Einheiten des sowjetischen Geheimdienstes, die echte oder vermeintliche »Feiglinge« rücksichtslos hinrichteten. Wobei für jüdische Sowjetsoldaten und -soldatinnen – es waren auch Frauen, und nicht wenige, unter ihnen – Aufgeben nie eine Option war.

Rotarmisten Ihnen war klar, dass, wenn sie gefangen genommen würden, sie keine Überlebenschance hätten. Sie wussten, was ihren Angehörigen in den von den Deutschen eroberten Gebieten widerfahren war. Als Rotarmisten und als Juden waren sie für die Nazis der doppelte Feind. Deshalb kämpften sie besonders erbittert. Sie hielten übermenschliche Strapazen aus, wurden verwundet, sahen ihre Freunde und Kameraden sterben.

Am Ende waren sie die Sieger. Das Mutterland dankte ihnen ihren Einsatz schlecht. Als Veteranen des Großen Vaterländischen Krieges waren sie Helden. Als Juden aber wurden sie in der Sowjetunion, die sie verteidigt und gerettet hatten, diskriminiert.

Nur wenige Jahre nach dem Sieg über den Nationalsozialismus erlebte die UdSSR eine antisemitische Welle übelsten Ausmaßes. Auch nachdem die mit Stalins Tod 1953 endete, blieb, wer in seinem Ausweis in der Rubrik »Nationalität« den Eintrag »Ewrei« für »Jude« stehen hatte, ein Bürger zweiter Klasse, alltäglichen Anfeindungen und Benachteiligungen ausgesetzt. Dagegen halfen auch keine Orden und Medaillen aus dem Krieg.

Bereicherung Als 1989 die Sowjetunion unterging, kamen etliche von ihnen mit ihren Familien nach Deutschland, ins ehemalige Feindesland. Da waren sie schon über 60 Jahre alt. Sie haben sich hier eingelebt, materiell mehr schlecht als recht. Viele leben von Mindestrenten auf Hartz-IV-Niveau. Aber sie haben das Judentum in Deutschland bereichert.

Die jüdische Community in Deutschland war lange Zeit eine Opfergemeinschaft von Überlebenden des Holocaust und ihren Kindern. Die Veteranen des Zweiten Weltkriegs haben uns die Erfahrung von Kämpfern und Siegern mitgebracht. Dank ihnen ist unsere eigene Erinnerungskultur heute nicht mehr nur eine der Verfolgung, sondern auch eine des – erfolgreichen – Widerstands.

Eine Bekannte erzählte mir einmal, dass, als sie mit Freunden aus der ehemaligen Sowjetunion am Berliner Reichstag Schlange stand, um die Kuppel zu besichtigen, nach einer Stunde Warten eine von ihnen sagte: »Mein Opa hat 1945 nicht so lange gebraucht, um hier hineinzukommen.«

Deshalb wird am 9. Mai in vielen deutschen jüdischen Gemeinden der Tag des Sieges über den Faschismus gefeiert. Pozdrawlenije Veteranov! Glückwunsch den Veteranen der Sowjetarmee! Und vor allem: Spasibo – Danke!

Geburtstag

Iris Berben wird 75

Publikumsliebling, Volksschauspielerin und Trägerin des Leo-Baeck-Preises: Am 12. August wird Iris Berben 75 Jahre alt

von Heike Hupertz  07.08.2025

Longevity

Für immer jung?

Die ZDF-Moderatorin Andrea Kiewel outet sich als Hypochonderin und beschreibt, warum man niemals zu alt ist, sich Gedanken übers Älterwerden zu machen

von Andrea Kiewel  07.08.2025

Dokumentation

»Mit tiefer Enttäuschung«

Künstler aus Thüringen üben mit einem Offenen Brief Kritik an ihren einseitig »israelkritischen« Kollegen

 07.08.2025

USA

Leg dich nicht mit Nofar an

Shahar Cohen bringt Menschen zum Lachen – auf TikTok, auf der Bühne und im Bunker. Über die Schöpfung einer sympathischen Nervensäge und seine anstehende große Tour

von Sophie Albers Ben Chamo  07.08.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Imanuel Marcus, Katrin Richter  07.08.2025 Aktualisiert

Essay

Aufstand der Moralapostel

Mehr als 360 deutsche Künstler haben sich zum Gaza-Krieg positioniert und Sanktionen gegen Israel gefordert. Sie spielen das Spiel der Hamas

von Louis Lewitan  06.08.2025

Debatte

Liebe »Kulturschaffende«, liebe nützliche Idioten!

Ein Offener Brief an die 200 Künstler, die plötzlich ihr Gewissen entdecken und an Bundeskanzler Merz appellieren, aber mit keinem Wort die israelischen Geiseln erwähnen

von Jusek Adlersztejn  06.08.2025

Los Angeles

Louise Sorel wird 85

Wer »Star Trek«, »Kojak« und »Zeit der Sehnsucht« kennt, kennt Louise Sorel. Die Karriere der Darstellerin begann auf dem Broadway

 04.08.2025

Blockbuster

Von Nordsee bis Bodensee: Spielbergs »Der weiße Hai« wieder im Kino

In mehr als 250 Kinos in Deutschland wird am Dienstag Spielbergs »Jaws« gezeigt

von Gregor Tholl  04.08.2025