Eine neue Ausstellung im Zürcher Landesmuseum beleuchtet ab Donnerstag (9. Juni) das Thema »Anne Frank und die Schweiz«. Auf fünf Räume verteilt sind bis 6. November vor allem Fotos zu sehen, die die tragischen Wendungen der jüdischen Familie zwischen bürgerlich-wohlhabender Existenz und brutaler Verfolgung durch die Nazis dokumentieren. In einem Raum wird auch das Versteck in Amsterdam durch Möbel so inszeniert, dass das Schicksal der jüdischen Familie im Versteck nachvollzogen werden kann.
Anne Frank wurde im Alter von 15 Jahren im März 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen von den Nazis ermordet, ebenso ihre ältere Schwester Margot. Auch ihre Mutter Edith und vier weitere Versteckte überlebten das KZ nicht. Nach dem Holocaust rüttelte das Tagebuch der Anne Frank die ganze Welt auf. Die Chronik von 735 Tagen Alltag, Angst und Hunger für acht Jüdinnen und Juden im Amsterdamer Versteck wurde in 70 Sprachen übersetzt.
Einzig Otto Frank, der Vater der bürgerlichen Familie, die ursprünglich aus Frankfurt stammte und 1933 vor Hitlers Schergen in die Niederlande flüchtete, blieb am Leben und kehrte 1945 aus Auschwitz zurück. Als Staatenloser ließ er sich in Basel nieder, wo seine Schwester Leni lebte. Diese war bereits 1929 nach Basel emigriert, auf der Suche nach besseren Lebensumständen nach der Inflation in Deutschland. Ihre Tante mit deren Familie hat Anne Frank mehrmals besucht und Ferien in Sils Maria im Engadin und in Adelboden verbracht.
Nach dem Krieg machte Anne Franks Vater Otto das Vermächtnis seiner Tochter, die eigentlich Schriftstellerin werden wollte, in der ganzen Welt bekannt. Aus Basel und später aus Birsfeld verbreitete er das wohl berühmteste Tagebuch der Welt. Eine Faksimile-Ausgabe des Buches, das 1947 erstmals in den Niederlanden und dann 1952 in einem kleinen deutschen Verlag veröffentlicht wurde, ist in der Ausstellung ebenfalls zu sehen.
»Die Verbindung der Familie Frank zur Schweiz ist eng und wichtig«, sagte die Direktorin des Schweizerischen Landesmuseums in Zürich, Denise Tonella, am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. Anne Frank sei ein Memento für die Erinnerungskultur und die Schoa und lasse auch die Flüchtlingspolitik der Gegenwart widerhallen. kna