Argentinien

»Wir wissen, dass du der AMIA-Rabbiner bist«

Nicht nur der Wohlfahrtsverband AMIA, dessen Zentrum in Buenos Aires 1994 Ziel eines Anschlags mit 87 Toten war, zeigte sich von dem Vorfall geschockt. Foto: imago/Agencia EFE

Mitten in der Nacht tauchten sie plötzlich auf. Es waren mehrere Personen, die gegen zwei Uhr Ortszeit in der Nacht zu Montag in die Wohnung von Argentiniens Oberrabbiner Gabriel Davidovich im Stadtteil Once von Buenos Aires eindrangen und ihn dann vor den Augen seiner Frau fesselten und zusammenschlugen. »Wir wissen, dass du der AMIA-Rabbiner bist«, sollen sie gerufen haben. Daraufhin durchsuchten die Angreifer die Räumlichkeiten nach Wertsachen und verschwanden erst wieder, nachdem sie ein wenig Bargeld und andere Gegenstände gefunden hatten.

Mit neun Rippenbrüchen sowie inneren Verletzungen wurde Davidovich umgehend in ein Krankenhaus eingeliefert. Seine Frau wurde bei dem Überfall gleichfalls verletzt. Laut argentinischen Medienberichten sollen bis zu sieben Personen an der Tat beteiligt gewesen sein. Über ihre Herkunft gibt es bis dato noch keine Hinweise.

entsetzen Nicht nur der Wohlfahrtsverband Asociación Mutual Israelita Argentina (AMIA), dessen Zentrum in Buenos Aires 1994 Ziel eines Anschlags mit 87 Toten war, zeigte sich von dem Vorfall geschockt und nannte ihn »alarmierend«. Überall in der jüdischen Welt sorgte die Tat für Entsetzen. Robert Singer, Vorsitzender des World Jewish Congress, erklärte: »Wir wissen noch nicht ganz sicher, ob es sich um ein antisemitisches Hassverbrechen oder um einen barbarischen Raubüberfall handelt. Aber wir vertrauen den Behörden, dass sie alles unternehmen, um die Motive zu klären und die Angreifer der Justiz zu überführen.«

Auch Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu meldete sich zu Wort.

Auch Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu meldete sich zu Wort: »Ich wünsche Gabriel Davidovich, dem Oberrabbiner von Argentinien, und seiner Frau, die beide auf so brutale Weise angegriffen wurden, eine rasche Genesung. Wir dürfen es nicht zulassen, dass der Antisemitismus sein hässliches Haupt wieder erhebt. Auf das Schärfste verurteile ich die Serie antisemitischer Vorfälle in der jüngsten Vergangenheit und appelliere an die internationale Gemeinschaft, entschieden dagegen vorzugehen.«

attacke Für Vertreter der jüdischen Gemeinschaft in Argentinien – rund 200.000 Juden leben in dem lateinamerikanischen Land – handelt es sich bei dem Vorfall eindeutig um eine antisemitische Attacke.

Allein die Tatsache, dass so viele Personen in das Haus des Oberrabbiners eingebrochen waren, spricht dafür. »Sie kamen um zwei Uhr nachts und sagten ihm sofort, dass sie wüssten, dass er der Rabbi der jüdischen Gemeinde sei«, erklärte Radio-Jai-Direktor Miguel Steuermann dem israelischen Newsportal Ynet. »Die Angreifer fesselten ihn, verdeckten seinen Kopf und schlugen so lange auf ihn ein, bis er das Bewusstsein verloren hatte. Neun Rippen brachen sie ihm dabei. Wenn es ein normaler Raubüberfall gewesen wäre, hätte man sich nicht so lange damit beschäftigt, ihn zu schlagen.«

Die in Genf geborene Schweizer Schriftstellerin und Philosophin Jeanne Hersch aufgenommen im März 1999

Philosophie

Der Moment des Staunens

Am 13. Juli jährt sich der Geburtstag von Jeanne Hersch zum 115. Mal. Lange wurde die Existentialistin ausgerechnet von der akademischen Forschung marginalisiert – und kaum als jüdische Philosophin wahrgenommen

von Richard Blättel  11.07.2025

Spanien

»Haut ab, ihr Hurensöhne« - Wirt vertreibt Israelis

Ein Gastwirt rastet gegenüber einer Gruppe israelischer Touristen aus, beschimpft sie und verweist sie des Lokals

von Michael Thaidigsmann  11.07.2025

Nachruf

Er bleibt eine Inspiration für uns alle

Der langjährige Zürcher Gemeinderabbiner Marcel Ebel ist verstorben. Eine Würdigung von seinem Nachfolger

von Rabbiner Noam Hertig  10.07.2025

Australien

Judenhass in Down Under

Mit unerwarteter Brutalität und Hemmungslosigkeit breitet sich der Antisemitismus im Land aus. Doch die jüdische Gemeinschaft gibt nicht auf

von Amie Liebowitz  10.07.2025

Großbritannien

BeTe’avon!

Das Jewish Museum London bittet britische Juden um Rezepte fürs Schabbatessen. Auf der Suche nach dem, was schmeckt

von Sophie Albers Ben Chamo  10.07.2025

USA

Die US-Regierung, Trump und der Fall Jeffrey Epstein

Trump wollte die Akten zum Sexualstraftäter Epstein veröffentlichen, seine Mitarbeiter verbreiteten Verschwörungstheorien. Nun wollen sie davon nichts mehr wissen - das macht einige Trump-Fans wütend

von Benno Schwinghammer  09.07.2025

Spanien

Mallorca hat einen neuen Rabbiner

Rund 1000 Juden leben auf der bei deutschen Touristen beliebten Baleareninsel

 09.07.2025

Österreich

»Geschichte wurde schon immer politisiert«

Die US-Historikerin Sarah Abrevaya Stein über Gier, Künstliche Intelligenz und den Baron-Wissenschaftspreis

von Stefan Schocher  09.07.2025

Iran

Esthers Kinder

Wie die älteste Diaspora-Gemeinschaft 2700 Jahre überlebte – und heute erneut um ihre Existenz kämpft

von Stephen Tree  09.07.2025