Berlin

Werte für Europa

Es war der Abend zweier gestandener Präsidenten, als vergangene Woche der Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz (CER) und Oberrabbiner von Moskau, Pinchas Goldschmidt, mit Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) im Berliner China Club zusammentraf, um über sein neues Buch zu sprechen. Es trägt den Titel An die Gemeinschaft und an die Welt (Verlag Hentrich & Hentrich) und beschäftigt sich mit Themen wie Antisemitismus, Beschneidung, dem interreligiösen Dialog und der Gefahr durch rechtspopulistische Parteien in Europa.

Zum Einstieg erläuterte Goldschmidt die Motivation, mit der er sein Buch geschrieben hat. »Ich möchte den wichtigen Dialog zwischen den jüdischen Gemeinden in Europa und den politischen Entscheidungsträgern weiter voranbringen.« Viele Gemeinden blickten mit Sorge auf die Entwicklung des Kontinents. »Seit mehreren Jahren rollt eine neue Welle des Antisemitismus über die Länder Europas, die vielen Juden Angst macht.« Durch Fake News, die sich in den sozialen Netzwerken rasant und ungehindert verbreiten, sei der öffentliche Diskurs durch Hass und Ressentiments vergiftet.

Bundestagspräsident Schäuble entgegnete: »Europa traut seinen freiheitlich-li­beralen Werten nicht mehr so viel zu.« Dabei zeige die weltweite Migrationsbewegung, wie attraktiv das demokratisch-rechtsstaatliche Gesellschaftsmodell mit einem funktionierenden Sozialstaat nach wie vor ist. Im Kampf gegen Falschinformation und Hetze sieht Schäuble auch die Religionsgemeinschaften in der Pflicht. »Ich glaube nicht, dass unsere Welt im 21. Jahrhundert ohne einen Gott auskommt.« Dem konnte Goldschmidt nur zustimmen.

KONVERSION Am Rande der Veranstaltung äußerte sich Goldschmidt zu einem Abkommen, das in der vergangenen Woche zwischen der CER und dem israelischen Oberrabbinat geschlossen wurde. Kern des Beschlusses ist, dass Israels Oberrabbinat künftig für Übertritte keine Batei Din mehr nach Europa entsenden, sondern alle von der CER anerkannten Rabbinatsgerichte akzeptieren wird.

Im Gegenzug verpflichten sich die europäischen Rabbiner, nur noch diejenigen Konversionen anzuerkennen, die von der staatlichen israelischen Behörde durchgeführt wurden. Von privaten Einrichtungen in Israel durchgeführte Konversionen, die das Oberrabbinat selbst nicht anerkennt, werden damit auch in Europa künftig keine Anerkennung mehr finden.

Goldschmidt sprach von einem »guten und wichtigen Abkommen für Europa«. Die Vereinbarung stelle sicher, »dass wir in Zukunft gemeinsame Standards für die Übertritte in Europa und Israel haben werden.« Dass den Rabbinern in den europäischen Gemeinden nunmehr die Hoheit über die Durchführung der Konversionen zugesprochen werde, sei auch eine Anerkennung ihrer Arbeit durch die israelische Seite. »Durch das Abkommen wächst die jüdische Gemeinschaft über Ländergrenzen hinweg weiter zusammen«, sagte Goldschmidt.

Pinchas Goldschmidt: »An die Gemeinschaft und an die Welt. Gedanken zu drängenden Fragen der Zeit.« Hentrich & Hentrich, Leipzig 2018, 260 S., 19,90 €

USA

Düsterer »Nice Jewish Boy«

Seinen ersten Kinofilm sah Ari Aster im Alter von vier Jahren und ist fast daran gestorben. Als junger Hollywood-Regisseur mischt er nun das Horror-Genre auf

von Sarah Thalia Pines  14.07.2025

Die in Genf geborene Schweizer Schriftstellerin und Philosophin Jeanne Hersch aufgenommen im März 1999

Philosophie

Der Moment des Staunens

Am 13. Juli jährt sich der Geburtstag von Jeanne Hersch zum 115. Mal. Lange wurde die Existentialistin ausgerechnet von der akademischen Forschung marginalisiert – und kaum als jüdische Philosophin wahrgenommen

von Richard Blättel  11.07.2025

Spanien

»Haut ab, ihr Hurensöhne« - Wirt vertreibt Israelis

Ein Gastwirt rastet gegenüber einer Gruppe israelischer Touristen aus, beschimpft sie und verweist sie des Lokals

von Michael Thaidigsmann  11.07.2025

Nachruf

Er bleibt eine Inspiration für uns alle

Der langjährige Zürcher Gemeinderabbiner Marcel Ebel ist verstorben. Eine Würdigung von seinem Nachfolger

von Rabbiner Noam Hertig  10.07.2025

Australien

Judenhass in Down Under

Mit unerwarteter Brutalität und Hemmungslosigkeit breitet sich der Antisemitismus im Land aus. Doch die jüdische Gemeinschaft gibt nicht auf

von Amie Liebowitz  10.07.2025

Großbritannien

BeTe’avon!

Das Jewish Museum London bittet britische Juden um Rezepte fürs Schabbatessen. Auf der Suche nach dem, was schmeckt

von Sophie Albers Ben Chamo  10.07.2025

USA

Die US-Regierung, Trump und der Fall Jeffrey Epstein

Trump wollte die Akten zum Sexualstraftäter Epstein veröffentlichen, seine Mitarbeiter verbreiteten Verschwörungstheorien. Nun wollen sie davon nichts mehr wissen - das macht einige Trump-Fans wütend

von Benno Schwinghammer  09.07.2025

Spanien

Mallorca hat einen neuen Rabbiner

Rund 1000 Juden leben auf der bei deutschen Touristen beliebten Baleareninsel

 09.07.2025

Österreich

»Geschichte wurde schon immer politisiert«

Die US-Historikerin Sarah Abrevaya Stein über Gier, Künstliche Intelligenz und den Baron-Wissenschaftspreis

von Stefan Schocher  09.07.2025