Brüssel

Was genau ist Judenhass?

Noch immer fehlt eine einheitlich akzeptierte Definition des Antisemitismus in der Gesetzgebung der EU-Mitgliedsstaaten. Foto: Marco Limberg

Der Europäische Jüdische Kongress (EJC) hat ein Schreiben an alle Abgeordneten des Europäischen Parlaments gesandt. Darin fordert er sie auf, bei ihrer Abstimmung am Donnerstag in Brüssel die Antisemitismus-Definition der Internationalen Holocaust-Erinnerungsallianz (IHRA) zu unterstützen.

Das Schreiben wurde von EJC-Präsident Moshe Kantor und führenden Vertretern der jüdischen Gemeinden in den EU-Mitgliedstaaten unterzeichnet. Für die jüdischen Gemeinden in Deutschland unterschrieb Zentralratspräsident Josef Schuster.

Sicherheit Das Fehlen akzeptierter Definitionen des Antisemitismus in der Gesetzgebung einiger Mitgliedsstaaten und in der EU selbst sei ein großes Hindernis und wirke sich negativ auf die Sicherheit der jüdischen Gemeinschaften aus, heißt es in dem Brief. Es verhindere, dass Regierungen ihre Ressourcen, die Bürger zu schützen, effizient nutzen.

»Wir lehnen Versuche einiger Einzelpersonen und politischer Organisationen vehement ab, den Kampf gegen den Antisemitismus im Kampf gegen alle Formen von Rassismus und Diskriminierung zu politisieren und zu marginalisieren, indem sie sowohl die zeitgenössische jüdische Erfahrung in Europa und die Identität von Juden verleugnen als auch die Unterdrückung und Diskriminierung von Juden in vorgegebenen politischen Kategorien.«

Wortlaut Am 26. Mai vergangenen Jahres verabschiedeten die 31 Mitgliedsländer der IHRA in Bukarest eine Definition des Antisemitismus. 24 EU-Staaten sind Mitglieder des IHRA und unterstützen daher diese Antisemitismus-Definition.

Sie lautet: »Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die im Hass auf Juden Ausdruck finden kann. Rhetorische und physische Manifestationen von Antisemitismus richten sich gegen jüdische oder nichtjüdische Individuen und/oder ihr Eigentum, gegen Institutionen jüdischer Gemeinden und religiöse Einrichtungen.«

Zur Erläuterung der Definition hat die IHRA einige Beispiele gegeben. So kann sich Antisemitismus unter anderem in der Fokussierung auf den Staat Israel manifestieren, wenn er als jüdisches Kollektiv wahrgenommen wird. Eine Kritik an Israel, die sich auf einem Niveau bewegt, wie sie beliebige andere Länder treffen könnte, sei jedoch nicht als antisemitisch anzusehen. ja

Alan Shatter

»Dieses Vorgehen ist nun wirklich idiotisch«

Irlands ehemaliger Justizminister nimmt kein Blatt vor den Mund: Im Interview kritisiert Alan Shatter nicht nur den Boykott des Eurovision Song Contest durch sein Land. Er macht die irische Regierung auch für wachsenden Judenhass verantwortlich

von Michael Thaidigsmann  08.12.2025

Dänemark

Männer sollen 760.000 Euro für die Hamas gesammelt haben

Am Dienstagmorgen nahm die Polizei einen 28-Jährigen fest. Sein mutmaßlicher Komplize sitzt bereits in U-Haft

 05.12.2025

Antisemitismus

Litauen: Chef von Regierungspartei wegen Antisemitismus verurteilt

In Litauen ist der Chef einer Regierungspartei mehrfach durch antisemitische Aussagen aufgefallen. Dafür musste er sich vor Gericht verantworten. Nun haben die Richter ihr Urteil gefällt

 04.12.2025

Ukraine

Alles eine Frage der Herkunft

Wie ein Korruptionsskandal den antisemitischen Narrativen in Russland Vorschub leistet

von Alexander Friedman  04.12.2025

Europa

»Yid Army« im Stadion

Ein neues Buch erklärt, warum Fußballvereine wie Tottenham Hotspur, Austria Wien und Ajax Amsterdam zu »Judenklubs« wurden

von Monty Ott  04.12.2025

Berlin

Prozess um Attentat am Holocaust-Mahnmal fortgesetzt

Das überlebende Opfer, der 31-jährige spanische Tourist Iker M., wollte am Mittwoch persönlich vor dem Kammergericht aussagen

 03.12.2025

Sydney

Jüdische Organisationen prangern »Geißel« Antisemitismus an

Im Fokus steht dieses Mal Australien. Es ist Gastgeber einer Konferenz der internationalen jüdischen Initiative »J7«. Sie stellt Zahlen zu Judenhass auf dem Kontinent vor - und spricht von historischen Höchstständen

von Leticia Witte  02.12.2025

New York

Das sind die Rabbiner in Mamdanis Team

Im Gegensatz zu seinem Vorgänger hat Mamdani keinen Ortodoxen in seine Übergangsausschüsse berufen – eine Lücke, die bereits im Wahlkampf sichtbar wurde

 02.12.2025

Italien

Francesca Albanese und ihre »Mahnung« an die Presse

In Turin wurden die Redaktionsräume von »La Stampa« von Demonstranten verwüstet. Die Reaktion der UN-Sonderbeauftragten für die Palästinensergebiete verstörte viele

von Michael Thaidigsmann  02.12.2025