USA

Wahlkampf für Biden

Foto: dpa

USA

Wahlkampf für Biden

Mit der Kampagne »Jews 4 Joe« unterstützen junge jüdische Aktivisten den demokratischen Präsidentschaftsanwärter

von Jérôme Lombard  03.09.2020 11:32 Uhr

Die Corona-Pandemie mit ihren landesweit schon mehr als 180.000 Todesopfern, ein historisch schwerer Konjunktureinbruch, Polizeigewalt gegen Afroamerikaner und wütende Anti-Rassismus-Proteste: Die Vereinigten Staaten von Amerika sind in hellem Aufruhr.

In dieser aufgeheizten Stimmungslage buhlen Präsident Donald Trump von den Republikanern und sein demokratischer Herausforderer Joe Biden um die Gunst der Wähler. Am 3. November will Biden gegen den Amtsinhaber im Weißen Haus antreten und der 46. Präsident der USA werden.

Unterstützung erhält der 77-jährige ehemalige Vizepräsident Biden dabei von jungen jüdischen Amerikanern. Die Initiative »Jews 4 Joe« ist angetreten, um für den Demokraten so viele Stimmen wie möglich zu sichern. »Ich habe ›Jews 4 Joe‹ gegründet, um junge jüdische Aktivisten im Land zu mobilisieren, damit sie Joe Biden wählen, sich für fortschrittliche Ideale einsetzen und den Staats Israel unterstützen können«, schreibt Ethan Wolf auf der Kampagnenwebsite.

Ziel Wolf, 20 Jahre alt und Student an der Ohio State University, ist einer der Gründer von »Jews 4 Joe«. Die Initiative versteht sich als Basisorganisation mit dem Ziel, insbesondere junge Juden in den USA zur Wahl von Biden zu bewegen und Trump eine zweite Amtszeit in Washington zu vermasseln.

Erreichen wollen die Studenten ihr Ziel ganz coronakonform mit Online-Events und Posts in den sozialen Netzwerken, darunter Livechat-Diskussionen zu Themen wie Waffengewalt, Rassismus und jüdisch-afroamerikanische Beziehungen. Auf Facebook hat »Jews 4 Joe« inzwischen schon mehr als 1100 Follower, auf Instagram fast 2200.

Unterstützungsnetzwerk »Wir haben versucht, ein großes Unterstützungsnetzwerk aufzubauen, das von den liberalsten Menschen bis zu konservativen Mitgliedern reicht«, sagt Wolf, der sich auch in der Initiative »Jewish Unity« engagiert, die insbesondere in den Staaten Michigan, Florida und Pennsylvania im Präsidentschaftswahlkampf für Biden trommeln will.

Geboren war die Idee für »Jews 4 Joe« bereits im Frühjahr. Damals waren die Vorwahlen bei den Demokraten noch in vollem Gange. Als klar wurde, dass sich Biden gegen die anderen parteiinternen Bewerber – darunter auch der bei vielen jungen jüdischen Demokraten beliebte Senator Bernie Sanders – durchsetzen werde, gründete eine Handvoll Studenten das Unterstützungskomitee für den Ex-Vizepräsidenten von Barack Obama.

»Als Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund kommen wir zusammen, um Joe Biden zu wählen, da wir glauben, dass unsere besten Tage noch vor uns liegen«, schreibt Benjamin Kanas auf Twitter. Der 21-Jährige studiert wie Wolf in Ohio und zählt zu den Initiatoren von »Jews 4 Joe«. »Ich habe ›Jews 4 Joe‹ gegründet, um jungen jüdischen Amerikanern die Möglichkeit zu geben, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen und einen Anführer zu wählen, der unsere jüdischen Werte teilt«, erklärt Kanas.

»Die Wahl Joe Bidens ist entscheidend für das Überleben dieser Werte und unserer Demokratie.«

Tikkun Olam Neben der Unterstützung für den Staat Israel und seiner eindeutigen Positionierung gegen Antisemitismus von rechts wie links sei einer der Hauptgründe, warum »Jews 4 Joe« Biden unterstützt, der, dass der Demokrat an Tikkun Olam glaube, wie Kanas meint.

Aus dem jüdischen Prinzip, unter dem man gemeinhin die »Reparatur der Welt« versteht, leiten die Studenten vor allem den Einsatz für soziale Gerechtigkeit und Frieden ab. Wolf glaubt, dass die jüdische Community einen entscheidenden Beitrag zur Wahlentscheidung im November leisten kann.

»In den vergangenen vier Jahren haben wir spaltende Rhetorik aus dem Weißen Haus gesehen, die für alle verschiedenen Minderheitengruppen schrecklich war, die Juden mit eingeschlossen«, sagt der Student mit Blick auf Amtsinhaber Trump. Nur Biden könne die USA wieder vereinen.

Momentan können die jungen Aktivisten von »Jews 4 Joe« auf einen Sieg ihres Favoriten hoffen. Aktuelle Umfragen deuten darauf hin, dass nach der Wahl nicht mehr Trump im Weißen Haus wohnen wird, sondern Biden.

Großbritannien

Israelfeindliche Aktivisten stören London-Marathon

Mitten im London-Marathon kommt es zu einer Protestaktion gegen Israel. Zwei Aktivisten springen auf die Strecke und streuen rotes Pulver

 27.04.2025

Essay

Wir gehen nicht allein

Zum ersten Mal hat unsere Autorin mit dem »Marsch der Lebenden« das ehemalige KZ Auschwitz besucht. Ein Versuch, das Unvorstellbare in Worte zu fassen

von Sarah Maria Sander  27.04.2025

Frankreich

Serge Klarsfeld: »Wir müssen vorbereitet sein«

Der Holocaust-Überlebende und Nazi-Jäger hat in »Le Figaro« einen dringenden Appell veröffentlicht und erneut für rechte Parteien geworben. Das Judentum sei bedrohter denn je, glaubt er

 25.04.2025

USA

Sharon Osbourne vs. die Anti-Israel-Popkultur

Rock-Veteranin Sharon Osbourne hat sich mit dem irischen Rap-Trio Kneecap angelegt, das offensichtlich meint, mit Hassrede gegen Israel seine Fanbase vergrößern zu können

von Sophie Albers Ben Chamo  25.04.2025

KZ-Gedenkstätte Auschwitz

Israels Präsident Isaac Herzog und Eli Sharabi beim »Marsch der Lebenden«

Auf dem Weg von Auschwitz nach Birkenau sind diesmal auch ehemalige israelische Geiseln der Hamas dabei. Israels Präsident Herzog erinnerte an die weiterhin in Gaza gefangen gehaltenen israelischen Geiseln

 24.04.2025

Griechenland

Restauration des Grauens

In Thessaloniki werden zwei Eisenbahnwaggons aus der Nazizeit restauriert. Zur Erinnerung daran, was 50.000 Menschen angetan wurde

von Wassilis Aswestopoulos  24.04.2025

Tod von Papst Franziskus

Warum Israels Regierung nicht kondoliert hat

Die Hintergründe

von Michael Thaidigsmann  23.04.2025

Ungarn

Die unmögliche Geige

Dies ist die zutiefst berührende Geschichte eines Musikinstruments, das im Todeslager Dachau gebaut und 70 Jahre später unweit vom Balaton wiedergefunden wurde

von György Polgár  23.04.2025

Großbritannien

Haltung zu Israel: Streit beim jüdischen Dachverband

Ein offener Brief, der von der Financial Times veröffentlicht wurde, hat zu Verwerfungen innerhalb des Board of Deputies of British Jews geführt

von Michael Thaidigsmann  22.04.2025