Konferenz

Vereint in Warschau

Versammelt: die Rabbiner in der Warschauer Nozyk-Synagoge Foto: yahoo news

Am Mittwoch ist in Warschau die 27. Konferenz europäischer Rabbiner zu Ende gegangen. Drei Tage lang diskutierten mehr als 150 Rabbiner aus ganz Europa wichtige Probleme der jüdischen Gemeinschaft des Kontinents.

Schechita »In diesem Jahr ging es vor allem um die Schechita, das rituelle Schlachten«, sagte der Dortmunder Rabbiner Avichai Apel der Jüdischen Allgemeinen. Im Juni hat das niederländische Parlament ein Gesetz verabschiedet, das fordert, Tiere vor dem jüdischen oder muslimischen rituellen Schlachten zu betäuben, damit sie weniger Schmerz leiden. Doch diese Reglementierung verstößt gegen religiöse Vorschriften des Judentums und des Islams.

»Forschungen beweisen, dass das Schächten dem Tier keine zusätzlichen Schmerzen zufügt«, erklärt Apel und fügt hinzu: »Es handelt sich um ein Missverständnis, das ernste Folgen für unsere Gemeinschaft haben könnte.« Es lasse sich bereits feststellen, dass weniger koscheres Fleisch gekauft wird, sagt Apel. »Das wird eine Preisexplosion bewirken.«

Beschneidung Das rituelle Schlachten ist nicht die einzige Sorge, mit der die jüdische Gemeinschaft in Europa konfrontiert ist. Nach Finnland werden auch in den Niederlanden Stimmen lauter, die ein Verbot der Beschneidung (Brit Mila) fordern. »Die königliche medizinische Vereinigung der Niederlande hat vorgeschlagen, die Beschneidung zu verbieten, die wir seit mehr als 3.500 Jahren ausüben«, erklärte Moskaus Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt, der auch Präsident der Konferenz europäischer Rabbiner ist. »Sie sagen zu uns, wir seien gefühllos – nicht nur im Umgang mit unseren Tieren, sondern auch gegenüber den eigenen Kindern. Tatsächlich entheben sie uns unserer Religion, aber auch unserer Menschenwürde.«

Erziehung Die Rabbiner diskutierten bei der Konferenz zudem das Thema Identität. »Wir haben in Polen ein Paar getroffen, einen Mann und eine Frau, die Mitglieder einer Neonazi-Bewegung gewesen sind«, erzählt Apel. Die beiden hätten erst vor Kurzem entdeckt, dass sie jüdischer Herkunft sind. Heute sind sie völlig in die Gemeinde integriert. »Polen ist der Beweis unseres Erfolgs«, sagt Apel. Die jüdische Gemeinschaft des Landes vergrößert sich von Jahr zu Jahr. Es gibt immer mehr jüdische Hochzeiten. »Unsere Arbeit fängt an, Früchte zu tragen«, sagt Apel. »Wir Rabbiner müssen das Erziehungssystem professioneller gestalten, damit es attraktiver wird.«

USA

Personifizierter Hass

Menschen wie Nick Fuentes waren lange ein Nischenphänomen. Nun drängen sie in den Mainstream und sind gefährlicher denn je

von Sophie Albers Ben Chamo  26.11.2025

Meinung

Die polnische Krankheit

Der Streit um einen Tweet der israelischen Schoa-Gedenkstätte Yad Vashem zeigt, dass Polen noch immer unfähig ist, sich ehrlich mit der eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen

von Jan Grabowski  26.11.2025

USA

Ein Stadtneurotiker wird 90

Woody Allen steht als Autor, Regisseur und Schauspieler für einzigartige Filme. Doch bis heute überschatten Missbrauchsvorwürfe sein Lebenswerk

von Barbara Schweizerhof, Sophie Albers Ben Chamo  26.11.2025

Orange Day

Palina Rojinski spricht über Gewalt in früherer Beziehung

Wie viele Frauen hat auch die Moderatorin einst in einer Beziehung Gewalt durch ihren Partner erfahren. Darüber spricht sie nun auf Instagram. Sie will anderen Mut machen, sich Hilfe zu holen

 25.11.2025

Kultur

André Heller fühlte sich jahrzehntelang fremd

Der Wiener André Heller ist bekannt für Projekte wie »Flic Flac«, »Begnadete Körper« und poetische Feuerwerke. Auch als Sänger feierte er Erfolge, trotzdem konnte er sich selbst lange nicht leiden

von Barbara Just  25.11.2025

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

Statistik

Diese hebräischen Vornamen in Österreich sind am beliebtesten

Österreichische Eltern wählen gern Klassiker. Unter den Top Ten sind auch viele Namen biblischen Ursprungs

von Nicole Dreyfus  24.11.2025

Hollywood

80 Jahre Goldie

Die quirlige Schauspielerin feiert ihren runden Geburtstag – und ist nicht zu bremsen

von Barbara Munker, Sophie Albers Ben Chamo  23.11.2025

TV-Tipp

TV-Premiere: So entstand Claude Lanzmanns epochaler Film »Shoah«

Eine sehenswerte Arte-Dokumentation erinnert an die bedrückenden Dreharbeiten zu Claude Lanzmanns Holocaust-Film, der vor 40 Jahren in die Kinos kam

von Manfred Riepe  21.11.2025

USA

Zwölf Familien, eine Synagoge

Die meisten Juden in Nordamerika leben in Großstädten, auf dem Land gibt es nur wenige Gemeinden – aber gerade dort wächst eine besonders starke Identität. Ein Besuch in der Kleinstadt Rome im Bundesstaat Georgia

von Katja Ridderbusch  21.11.2025