Straßburg

Urteil gegen Dieudonné bekräftigt

Wegen zahlreicher antisemitischer Ausfälle ist Dieudonné in Frankreich mittlerweile nicht mehr gut gelitten. Foto: dpa

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) hat am Dienstag in Straßburg eine Klage des umstrittenen französischen Komikers Dieudonné M’bala M’bala abgewiesen. Der 49-Jährige hatte sich an die Richter in Straßburg gewandt, nachdem ihn die französische Justiz zu einer Geldstrafe von 10.000 Euro verurteilt hatte.

Bei einer Veranstaltung im Dezember 2008 hatte Dieudonné einem bekannten französischen Holocaust-Leugner öffentlich einen Preis verliehen: einen dreiarmigen Leuchter mit Äpfeln. Ein Mitarbeiter, der den Preis überreichte, trug damals KZ-Kleidung mit gelbem Stern. Die französischen Richter sahen darin eine Verhöhnung jüdischer KZ-Opfer und verurteilten Dieudonné. Der sah sein Tun von der Meinungsfreiheit gedeckt und zog vor den EGMR.

justiz Wie die Straßburger Richter am Dienstag erklärten, teilen sie die Meinung der französischen Justiz: Dieudonnés Auftritt 2008 war judenfeindlich, und das nicht aus Versehen, sondern ganz beabsichtigt.

Der Jüdische Weltkongress (WJC) begrüßte das klare Urteil gegen Dieudonné, der seit Jahren immer wieder mit antisemitischen Ausfällen von sich reden macht und die französische Justiz beschäftigt. WJC-Präsident Ronald S. Lauder nannte das Straßburger Urteil einen »Meilenstein« im Kampf gegen Hassreden, Antisemitismus und die Leugnung des Holocaust.

Lauder sagte: »Europas oberstes Menschenrechtsgericht hat klargestellt, dass sich niemand hinter dem Vorwand der Komödie oder Satire verstecken kann, wenn er niederträchtige antisemitische Ansichten streut, die Holocaust-Leugnung fördert oder zum Rassenhass anstiftet.«

Nachruf

Die zwei Leben des Thomas Buergenthal

Seine Kindheit endete abrupt, als er nach Auschwitz deportiert wurde. Nun ist der Richter des Internationalen Gerichtshofs im Alter von 89 Jahren gestorben

von Imanuel Marcus  31.05.2023

Frankreich

Die Suche nach den verlorenen Klavieren

Pascale Bernheim spürt geraubte Instrumente jüdischer Familien auf

von Christine Longin  31.05.2023

USA

Neue Strategie gegen Judenhass

Das Weiße Haus hat den Entwurf eines Plans gegen Antisemitismus vorgestellt. Jüdische Organisationen kritisieren das Papier

 30.05.2023

Jubilare

Henry Kissinger: Die Welt wird sehr turbulent werden

Eine besondere Rolle dabei spiele der Einsatz von Künstlicher Intelligenz. »Heute wissen wir nicht mehr, was die Maschinen wissen«, sagte er

 25.05.2023

Ukraine

Jüdische Gemeinde holt gestohlene Grabsteine zurück

Die Steine aus dem 18. Jahrhundert wurden unlängst auf dem Hof einer Fabrik gefunden

 25.05.2023

Cannes

Scarlett Johansson: Nutze meine Träume für die Arbeit

Die Darstellerin spielt eine Rolle im neuen Film »Asteroid City« von Regisseur Wes Anderson

 25.05.2023

Porträt

Elder Statesman

Der frühere Außenminister Henry Kissinger ist 100 Jahre alt – und bis heute ein gefragter Mann

von Sebastian Moll  30.05.2023 Aktualisiert

Schweiz

70 Euro für einen Käsekuchen

In den Tagen um das Wochenfest steigt in den Koscherläden der Verkauf heimischer Milchprodukte stark an

von Peter Bollag  25.05.2023

Österreich

»Antisemitismus hat im Islam keinen Platz«

Erstmals besuchten Spitzenvertreter der muslimischen und jüdischen Gemeinschaften gemeinsam Auschwitz-Birkenau

 24.05.2023