Geschichte

Ukraine führt Gedenktag für Judenretter ein

Schlug Yad Vashem vor, den Ehrentitel »Gerechter unter den Völkern« auch an Großerzbischof Andrej Scheptyzkyj zu verleihen: Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj Foto: dpa

Der 14. Mai ist in der Ukraine künftig ein nationaler Gedenktag für Ukrainer, die während des Holocausts Juden gerettet haben. Das beschloss das Parlament in Kiew mit 241 gegen 6 Stimmen bei 90 Enthaltungen.

Die Abgeordneten baten die Regierung zugleich, in Zusammenarbeit mit dem ukrainischen Institut des nationalen Gedenkens eine Liste der Personen zu erstellen, die im Zweiten Weltkrieg ihr Leben und das Leben ihrer Angehörigen riskiert hätten, um Juden vor dem Terror der Nationalsozialisten zu schützen, wie das Parlament mitteilte. Schulen, Universitäten und andere Bildungseinrichtungen sollten jenen gedenken, die Juden zur Hilfe kamen.

Am 14. Mai 1948 proklamierte Ben Gurion den Staat Israel. Die Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem zeichnete bislang 2659 Ukrainer für die Rettung von Juden als »Gerechte unter den Völkern« aus. Nur in Polen, den Niederlanden und Frankreich wurden mehr Menschen so geehrt. Zum Vergleich: Lediglich 638 Deutsche wurden als »Gerechte unter den Völkern« anerkannt.

Laut ukrainischen Fachleuten sollen noch mehr Landsleute versucht haben, Juden vor der Ermordung durch die deutschen Besatzer zu retten. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj schlug Yad Vashem im Januar 2020 vor, den Ehrentitel »Gerechter unter den Völkern« auch an Großerzbischof Andrej Scheptyzkyj zu verleihen, das Oberhaupt der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche von 1901 bis zu seinem Tod 1944.

Scheptyzkyjs Familie habe nicht nur mehr als 160 Juden gerettet, sondern auch von Naziführern ein Ende ihrer Verfolgung verlangt. Yad Vashem hatte eine Ehrung des Geistlichen 1991 abgelehnt.

In Polen ist seit 2018 der 24. März ein nationaler Gedenktag für die polnischen Retter von Juden. Am 24. März 1944 hatten deutsche Soldaten eine polnische Familie im Dorf Markowa hingerichtet, die acht Juden in ihrem Haus versteckt hielt und retten wollte. kna

Osteuropa

Der Zauber von Lublin

Isaac Bashevis Singer machte die polnische Stadt im Roman weltberühmt – jetzt entdeckt sie ihr jüdisches Erbe und bezieht es in die Vorbereitungen auf das Europäische Kulturhauptstadtjahr 2029 mit ein

von Dorothee Baer-Bogenschütz  10.12.2024

Sofia

Nach Nichtwahl ausgeschlossen

Bulgarien steckt in einer politischen Dauerkrise - und mittendrin steht ein jüdischer Politiker, den seine Partei jetzt ausschloss

von Michael Thaidigsmann  09.12.2024

Vatikan

Papst Franziskus betet an Krippe mit Palästinensertuch

Die Krippe wurde von der PLO organisiert

 09.12.2024

Österreich

Jüdisch? Arabisch? Beides!

Mit »Yalla« widmet sich das Jüdische Museum Hohenems einer komplexen Beziehungsgeschichte

von Nicole Dreyfus  07.12.2024

Australien

Anschlag auf Synagoge »völlig vorhersebare Entwicklung«

Die jüdische Gemeinde in Australien steht unter Schock. Auf die Synagoge in Melbourne wurde ein Anschlag verübt. Die Ermittlungen laufen

 06.12.2024

Australien

Brandanschlag auf Synagoge in Melbourne

Das Gotteshaus ging in Flammen auf

 06.12.2024

Streit um FPÖ-Immunität

Jüdische Studenten zeigen Parlamentspräsidenten an

Walter Rosenkranz habe Ansuchen der österreichischen Staatsanwaltschaft auf Aufhebung der Immunität von drei FPÖ-Parteifreunden verschleppt.

von Stefan Schocher  05.12.2024

USA

Trump will Jared Isaacman zum NASA-Chef ernennen

Der mögliche zweite Jude auf dem Chefsessel der Weltraumbehörde hat ehrgeizige Vorstellungen

von Imanuel Marcus  05.12.2024

Frankreich und der Nahe Osten

Diplomatisches Tauziehen

Paris soll eine Schlüsselrolle im Aushandeln der Waffenruhe im Libanon gespielt haben

von Florian Kappelsberger  04.12.2024