Kopenhagen

Traurig, aber nicht überrascht

An der Stelle, an der Dan Uzan vor der Synagoge erschossen wurde, haben Menschen Blumen zum Gedenken abgelegt. . Foto: dpa

Wir sind schockiert, wir sind traurig, aber wir sind nicht überrascht», sagte Jeppe Juhl, Sprecher der Jüdischen Gemeinde in Kopenhagen, der Jüdischen Allgemeinen, nachdem der 37-jährige jüdische Däne Dan Uzan vor der Synagoge in der Innenstadt von Kopenhagen erschossen wurde.

Uzan hatte die Gäste für eine Batmizwa-Feier in den Gemeinderäumen hinter der Synagoge kontrolliert. Er stand zusammen mit zwei bewaffneten Polizisten, die verwundet wurden, vor dem Gotteshaus. Dan Uzan kam bei dem Anschlag ums Leben. Bereits am Samstagnachmittag hatte der Täter eine Veranstaltung über Meinungsfreiheit attackiert, einen Mann getötet und drei Polizisten verwundet.

Sicherheit
Juhl betonte, die Lage für Juden habe sich überall in Europa verschärft. Schon seit längerer Zeit gebe es zwischen der Jüdischen Gemeinde in Kopenhagen und den Behörden eine Debatte über verschärfte Sicherheitsvorkehrungen. «Diese Debatte wird wohl jetzt enden. Und wir werden recht bekommen», sagte Juhl.

Jair Melchior, Oberrabbiner von Kopenhagen, und Dan Rosenberg Asmussen, Vorsitzender der Gemeinde, haben am Montagvormittag bei einer Pressekonferenz unterstrichen, dass Terror und Angst nicht das jüdische Leben in Dänemark bestimmen werden. «Keiner wird uns kleinkriegen. Wir sind stark und stur, auch wenn wir auf diese Art und Weise herausgefordert werden.» Dan Rosenberg Asmussen betonte, es gehe dabei nicht um den Kampf von Juden gegen Muslime, sondern um Extremismus.

Sympathie Heidi Laura, langjähriges Mitglied der Gemeinde und Journalistin bei der Wochenzeitung «Weekendavisen», erzählt: «Nach dem Attentat habe ich große Sympathie und Mitleid von muslimischen Freunden und Bekannten erhalten. Je mehr wir zusammenhalten, desto mehr wird uns das gemeinsam schützen», sagt sie.

Hätte man Laura vor ein paar Jahren auf das Thema verschärfte Sicherheit angesprochen, hätte sie abgewiegelt. Das hat sich nun geändert. «Es gibt einen heftigen Druck auf die jüdische Gesellschaft. Das gilt überall in Europa, und wir haben derart abscheuliche Taten und einen Hass erlebt, die wir nicht für möglich gehalten hätten. Die Lage in Gaza hat auch nicht-muslimische Antisemiten hervorgelockt. Wir müssen sehr aufmerksam sein», betont sie.

Laura ist überzeugt, dass die dänischen Juden nach dem Zweiten Weltkrieg vielleicht zu deutlich betont haben, dass sie «dänisch» waren und ihr Judentum vielleicht zu wenig unterstrichen haben. «Das habe ich bei der Beschneidungsdebatte, wo ich mich sehr engagiert habe, bemerkt. Viele Menschen waren erstaunt, dass wir Juden, die so ausgebildet und angenehm sind – so dänisch –, immer noch eine vermeintlich merkwürdige Sprache sprechen und Gebräuche haben, die ungewöhnlich sind. Das gefällt nicht allen.»

Florida

»Die Zeit der ungestraften Israel-Boykotte ist vorbei«

Der US-Bundesstaat geht gegen Israel-Boykotteure weltweit vor: Florida verbietet seinen öffentlichen Einrichtungen die Zusammenarbeit mit Regierungen, Universitäten und Unternehmen, die BDS propagieren

von Michael Thaidigsmann  19.10.2025

Großbritannien

»Wir wussten, dass dieser Tag kommen würde«

Das tatkräftige Eingreifen von Gemeindemitgliedern konnte Leben retten. Doch nach dem Anschlag auf die Synagoge in Manchester beklagt die Gemeinschaft zwei Tote und mehrere Verletzte

von Michael Thaidigsmann  19.10.2025

Großbritannien

Aufsicht rügt BBC wegen »schwerwiegender Irreführung«

Eine BBC-Doku aus Gaza drehte sich um den 13-jährigen Sohn eines hochrangigen Hamas-Funktionärs. Doch davon erfuhren die Zuschauer nichts. Jetzt beschloss die Ofcom Sanktionen gegen den Sender

 17.10.2025

Meinung

Das moralische Versagen der Linken

Wenn Antisemitismus offen auf der Straße marschiert, dann hört man aus den linken Reihen: nichts.

von Nicole Dreyfus  17.10.2025

USA

Auf der Suche nach dem »Jewish Glam«

Wie jüdische Fotografinnen und Fotografen Hollywood zu seinem berühmten Glamour verhalfen

von Ute Cohen  17.10.2025

Stockholm

Wirtschaftsnobelpreis geht auch an jüdischen Ökonom

Joel Mokyr, Philippe Aghion und Peter Howitt werden für ihre Forschung zu nachhaltigem Wachstum geehrt

 13.10.2025

Kommentar

Kein Wunder in Bern

Bei gewaltbereiten Demonstrationen in der Schweizer Bundeshauptstadt hat sich ein Teil der Palästina-Solidarität einmal mehr selbst entlarvt: Es ging nie darum, das Leid im Gazastreifen zu beenden oder einen angeblichen Genozid zu stoppen

von Nicole Dreyfus  12.10.2025

Malibu

Kiss-Sänger Gene Simmons bei Unfall verletzt

Der 76-Jährige soll hinter dem Steuer das Bewusstsein verloren haben

 10.10.2025

Meinung

Außen hui, innen pfui: Trumps Umgang mit den Juden

Während sich der US-Präsident um die Juden in Israel verdient macht, leidet die jüdische Gemeinschaft im eigenen Land unter seiner autoritären Innenpolitik. Das sollte bei aller Euphorie über den Gaza-Deal nicht vergessen werden

von Joshua Schultheis  09.10.2025