Nachruf

Trauer um Heinz Wallach

Foto: Marco Limberg

Als die Corona-Pandemie im Mai 2020 seinen 100. Geburtstag überschattete, trug Hein Wallach es mit Fassung. Mit einer medizinischen Maske im Gesicht nahm er damals vor seinem Altersheim in Dallas Platz, während 30 Fahrzeuge vorbeifuhren, deren Insassen ihm mit Hupkonzerten gratulierten, darunter Bekannte und die Besatzung einer typisch amerikanischen fire engine.

Immerhin konnte seine Tochter Tamar Leventhal am großen Tag bei ihm sein. »Er ist der sanfteste, liebevollste, fürsorglichste und mitfühlendste Mann«, sagte sie gegenüber der hauseigenen Publikation des Altersheim-Betreibers Tradition Senior Living. »Es ist schwer vorstellbar, dass mein Vater so viel Leid durchgemacht hat, nicht nur in Deutschland, sondern auch während der Kriege in Israel, und dabei nie seine Liebe für die Menschheit und sein Gefühl der Hoffnung verloren hat.«

Knapp zwei Jahre später, am vergangenen Freitag, starb Heinz Wallach nun mit 102 Jahren, wie WFAA-TV in Dallas berichtete.

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Pogrome Sein Leben begann am 27. Mai 1920 in Baumbach, einer zwischen Bebra und Kassel gelegenen Ortschaft. Er war 18, als die Novemberpogrome erfolgten. In dieser Nacht im November 1938 zerstörten die Nazis das Haus der Familie. Heinz Wallach und sein Vater wurden ins KZ Buchenwald deportiert.

Als dekorierter Veteran des 1. Weltkrieges wurde der Vater nach einer Woche entlassen. Er besorgte Flugtickets nach Amerika und konnte damit auch Heinz befreien, der zwei Monate lang in Buchenwald eingesperrt war. Zu diesem Zeitpunkt ließen die Nazis noch Juden ausreisen. Allerdings bekam Heinz Wallach kein Visum für die Vereinigten Staaten.

Über sein Schicksal im KZ sprach er nie, wie seine Tochter gegenüber Medien in den USA erklärte. Damals, 1938, war ihm klar, dass man ihn wieder verhaften würde. Also floh er aus Nazi-Deutschland und trat einer zionistischen Bewegung in Palästina bei. Kurz nach der Gründung Israels wurde er Offizier in den Streitkräften des jungen Staates.

Er war das einzige Familienmitglied, das überlebte. Sein Vater wurde am Ende doch im KZ ermordet, ebenso wie seine Mutter und seine Schwester Liesel, die nur 15 Jahre alt wurde.

Familiengründung Heinz Wallach hatte die Gelegenheit, eine Familie zu gründen. Im Jahr 1944, als Palästina noch unter dem britischen Mandat stand, traf er in Haifa seine zukünftige Frau Doris. Aus der Ehe gingen die Töchter Tamar und Ruth hervor. Im Jahr 1980 zog die Familie nach Dallas. Doris starb dort 2016, nach 72 Jahren Ehe, und Ruth 2020.

Heinz Wallach, der Mitglied des jüdischen Gemeindezentrums Shearith Israel in Dallas war, hinterlässt seine Tochter Tamar, vier Enkel und sieben Urenkel. ja

Shlomo Graber anlässlich eines Vortrags in einer Schule in Rosenheim im Jahr 2017.

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