Zu Fuß durchs jüdische New York

Steins Zeit

Leute, vergesst Katz’s Deli! Nie hätte ich gedacht, dass meine Finger diesen ketzerischen Satz jemals in meine Computertastatur hacken würden. Aber gerade eben bin ich die Lexington Avenue bergauf spaziert, wo ich eigentlich schnell bei »Hale and Hearty Soups« etwas kleines Feines zu Mittag essen wollte, als mir plötzlich hinter der 78. Straße ein Ladenschild ins Auge fiel: »Pastrami Queen«. Der Laden sah nach überhaupt nichts aus, eine kleine enge Stube mit Stahltischen und -stühlen, aber manchmal sind ja gerade die unscheinbaren Lokalitäten die besten. Koscher war das Essen hier an der Lexington Avenue auch noch. Also, hinein!

einatmen Ich beschloss, auf Nummer sicher zu gehen. Und Nummer sicher heißt immer nur eines: Pastrami auf Roggenbrot mit Senf. Es kostete deutlich weniger als bei Katz’s in der Lower East Side. Aber es war, und ich lüge jetzt überhaupt nicht, doppelt so gut. Die Pastrami hier ist nämlich nicht so fett. Gleichzeitig – und das ist ein gastronomisches Wunder – hat sie nicht diese trocken-kaugummiartige Konsistenz, die minderwertige Pastrami häufig zu einer ungenießbaren Delikatesse macht. Bei »Pastrami Queen« aß ich mein dick belegtes Sandwich nicht, ich atmete es ein. Binnen 60 Sekunden war es in meinem Verdauungstrakt verschwunden. Und dabei hatte ich mir vorgenommen, an diesem Tag mal gesund zu leben und mich mittags mit einer Minestrone oder so zu begnügen – tja, das war wohl nix.

Ich schaute mich um: Für ein koscheres Restaurant sah ich erstaunlich wenig Käppchenträger, nämlich gar keinen. Quasi zum Ausgleich war die Fraktion der fülligen Herren mit einer sehr anständigen Delegation vertreten. »Stop kvetching and eat«, sagte am Tisch neben mir eine Dame mittleren Alters zu ihrer Freundin. Die Leute hinterm Tresen, die uns die Brote richteten, stammten übrigens alle vom indischen Subkontinent. Ja, Juden und Inder müssen in diesen schweren Zeiten zusammenhalten!

Pastrami Queen, 1125 Lexington Avenue
www.pastramiqueen.com

Der Autor lebt seit zweieinhalb Jahren in New York.

Nachruf

Trauer um Hollywood-Legende Arthur Cohn

Arthur Cohn war immer auf der Suche nach künstlerischer Perfektion. Der Schweizer Filmproduzent gehörte zu den erfolgreichsten der Welt, wie seine Oscar-Ausbeute zeigt

 12.12.2025

Meinung

Nemo unverbesserlich

Nemo gibt mit Rückgabe der ESC-Siegertrophäe auch Haltung ab. Statt Rückgrat zu zeigen, schwimmt das Schweizer Gesangswunder von 2024 im postkolonialen Strom mit

von Nicole Dreyfus  12.12.2025

Damaskus

Syriens Regierung erteilt erster jüdischer Organisation Lizenz

Mit Rabbiner Henry Hamras Stiftung »Jüdisches Erbe in Syrien« wird erstmals seit dem Ende der Assad-Dikatur wieder eine jüdische Organisation in dem arabischen Land aktiv sein

 11.12.2025

Museum

Auschwitz-Gedenkstätte zeigt neue Ausstellung

Mit einer neuen Ausstellung will die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau das Schicksal der Häftlinge des Konzentrationslagers zeigen

von Christiane Laudage  11.12.2025

USA

An der Columbia University war Theodor Herzl Antisemit

Ein Abschlussbericht zum Antisemitismus an der New Yorker Elite-Universität zeigt, wie tief die Israel- und Judenfeindlichkeit im Lehrplan verankert war

 11.12.2025

USA

Wer hat Angst vor Bari Weiss?

Sie gilt als eine der einflussreichsten konservativen Medienmacherinnen des Landes. Aber was will die neue Chefin von CBS News eigentlich?

von Sarah Thalia Pines  11.12.2025

Brigitte Macrons Ausfall gegen Aktivistinnen entfacht eine landesweite Debatte.

Frankreich

First Lady an Abittans Seite – und gegen Feministinnen

Brigitte Macrons Ausfall gegen Feministinnen wirft ein Schlaglicht auf Frankreichs Umgang mit Protest, sexueller Gewalt und prominenten Beschuldigten.

von Nicole Dreyfus  11.12.2025

Nachruf

Gebäude wie Jazzmusik

Frank Gehry hat die Architektur tanzen lassen – was auch mit seinem Judentum zu tun hatte

von Johannes Sadek, Christina Horsten  10.12.2025

Hollywood

»Stranger Things« trotzt Boykottaufrufen

Während Fans den Start der letzten Staffel des Netflix-Hits feiern, rufen Anti-Israel-Aktivisten zur Ächtung der Serie auf

von Sophie Albers Ben Chamo  10.12.2025