Fälschungen

Selenskyj, Juden und das Kokain: ein Faktencheck

Wolodymyr Selenskyj Foto: IMAGO/ZUMA Wire

Der ukrainische Präsident wirbt angesichts verstärkter russischer Angriffe für mehr Militärhilfe. Über Juden und Kokain hat er sich dabei nicht geäußert - ein kursierendes Vido wurde bearbeitet.

Die USA sind der wichtigste Verbündete Israels und der Ukraine - die beide mitten in einem Krieg stecken. Zu diesem Dilemma hat sich auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj geäußert, wie in Videos in sozialen Medien behauptet wird. »Amerika will nur noch Israel helfen. Das ist nicht gut!«, sagt Selenskyj darin angeblich auf Englisch sowie: »Wenn ihr mir Geld schickt, werde ich aus jedem Ukrainer einen Juden machen. Wir werden alle Juden sein.« Als er in dem Video sagt: »Haben Sie gesehen, wie viel Kokain auf der Straße kostet? Kokain ist sehr teuer«, verschwindet ein weißer Schatten auf dem Bart unter seiner Nase, der dort vorher zu sehen war. Doch diese Aussagen hat es nicht gegeben.

Bewertung

Der Ton des Videos wurde manipuliert. Wolodymyr Selenskyj hat sich nicht wie behauptet geäußert in dem Original-Interview mit dem US-Sender NBC.

Fakten

Am 5. November 2023 gab Wolodymyr Selenskyj dem US-amerikanischen Fernsehsender NBC News in dessen Sendung »Meet the Press« ein Interview. In dem Interview betonte der ukrainische Präsident, wie wichtig die Unterstützung der USA für die Ukraine sei, da der Kongress über einen Antrag von Joe Biden auf internationale Hilfsgelder abstimmen wollte.

Aus diesem Interview stammt die Szene, über die ein falscher Ton gelegt wurde. Erkennbar ist das etwa an der Position der Flaggen und des Holzrahmens an der Wand hinter Selenskyj im Original und in der manipulierten Version. Etwa ab Sekunde 21 im manipulierten Video ist zudem eine weitere gleiche Einstellung zu sehen: Links eine Moderatorin mit dunklen Haaren und lilafarbenem Blazer, sowie das NBC-Logo. Die Moderatorin mit dieser Haarfarbe und dieser Kleidung ist auch in dem Original-Interview so zu sehen, etwa bei Minute 6:45.

Der etwa 30 Sekunden lange manipulierte Ausschnitt aus dem rund 40-minütigen Interview ist im Original etwa ab Minute 6:20 zu sehene. Erkennbar ist das zusätzlich zur Optik des Hintergrundes an den Handbewegungen Selenskyjs und dem Schnitt zur Einstellung, in der man die Interviewerin von hinten sieht. Die Journalistin am Set stellte Selenskyj hier die folgende Frage: »Was ist im Moment Ihr wichtigstes Anliegen?«. Der ukrainische Präsident antwortete, dass die Hauptforderung der Ukraine der Bedarf an Unterstützung bei der Luftabwehr gegen Russland sei.

In der oberen rechten Ecke des manipulierten Videos ist der Schriftzug »VEED« zu sehen. Dieses Element bestätigt zusätzlich, dass der Videoclip nicht echt ist: VEED ist eine Bearbeitungssoftware, mit der Onlinevideos verändert werden können. Der Ursprung der Manipulation konnte allerdings nicht geklärt werden.

Der ukrainische Präsident ist immer wieder Zielscheibe falscher Behauptungen. Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) hat über diese Falschinformationen bereits mehrere Faktenchecks verfasst. dpa

USA

Der Lautsprecher

Howard Lutnick gibt sich als Architekt der amerikanischen Zollpolitik. Doch der Handelsminister macht sich mit seiner aggressiven Art im Weißen Haus zunehmend Feinde

von Sebastian Moll  18.04.2025

Ungarn

Die unmögliche Geige

Dies ist die zutiefst berührende Geschichte eines Musikinstruments, das im Todeslager Dachau gebaut und 70 Jahre später am Balaton wiedergefunden wurde

von György Polgár  17.04.2025

Medien

Noa Argamani ist auf der »Time 100«-Liste

Alljährlich präsentiert das »Time Magazine« die 100 einflussreichsten Menschen der Welt. 2025 ist auch eine freigelassene israelische Geisel dabei

 17.04.2025

USA

Neuauflage von Weinstein-Prozess startet

Vor gut einem Jahr überraschte ein Gericht in New York die Welt und hob das historische Vergewaltigungsurteil gegen Harvey Weinstein auf. Nun wird über die Vorwürfe erneut verhandelt

von Benno Schwinghammer  14.04.2025

Türkei

Die Optimistin

Liz Behmoaras schrieb über das jüdische Leben im Land – und für das Miteinander. Ein Nachruf

von Corry Guttstadt  14.04.2025

Ägypten

Gefährliches Paradies

Der Sinai ist einer der wenigen Urlaubsorte im Ausland, den Israelis auf dem Landweg erreichen können. Gern auch zu Pessach. Aber zu welchem Preis?

von Matthis Kattnig  11.04.2025

Feiertag

Putzen, Plagen, Playmobil

Neben Mazza und Haggada bietet Pessach Raum für ganz neue, individuelle Rituale. Wir haben uns in sieben Familien in Europa und Israel umgehört

von Nicole Dreyfus  11.04.2025

Israel-Boykott

Johnny Rotten nennt Hamas »einen Haufen von ›Judenvernichtern‹ «

Eine irische Zeitung hat versucht, den Ur-Punk Johnny Rotten vorzuführen, der sich kraftvoll gegen einen Boykott Israels wehrt. Das ging gründlich schief

von Sophie Albers Ben Chamo  10.04.2025

USA

Eine Hochschule und ihr LGBTQ-Klub

Die einen feiern den »Meilenstein für queere Juden«, die Yeshiva University rudert zurück. Nicht nur die orthodoxe Gemeinschaft ist verwirrt

von Sophie Albers Ben Chamo  10.04.2025