Frankreich

Sechs Monate auf Bewährung für rechtsextreme Lehrerin

Bei den Protesten gegen den Corona-Pass (hier im September in Marseille) kommt es immer wieder zu problematischen Vorfällen Foto: imago images/ZUMA Wire

Ein Gericht in der lothringischen Stadt Metz hat am Mittwoch eine Frau wegen »Aufstachelung zum Rassenhass« zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt – drei Monate mehr, als von der Staatsanwaltschaft gefordert.

»VERRÄTER« Die Deutschlehrerin hatte bei einer Demonstration gegen den Coronapass in Frankreich in Metz ein Schild getragen, dessen Inhalt die Richter als antisemitisch werteten. Auf dem aus Verpackungskarton gemachten Schild der 34-Jährigen standen die Namen einiger Politiker, Geschäftsleute und Intellektueller. Mehrere von ihnen sind jüdisch, darunter Bernard-Henri Levy (»B.H.L.«), George Soros oder Jacques Attali. In weißer Schrift war zudem in der Mitte das Wort »Traitres!« (»Verräter!«) zu lesen.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin wies umgehend den Präfekten des Départments Moselle an, bei der Justiz Strafanzeige gegen die Frau zu stellen. Antisemitismus sei keine Meinung, sondern ein Verbrechen, so Darmanin. Auch der Dachverband der jüdischen Organisationen in Frankreich, CRIF, sowie weitere Gruppen hatten die Frau angezeigt.

Seit 1972 ist in Frankreich die öffentliche Aufstachelung zum Hass gegen eine bestimmte ethnische, nationale oder religiöse Gruppe unter Androhung von bis zu einem Jahr Gefängnis oder Geldstrafe verboten.

Während der Hauptverhandlung am 8. September forderte der Vertreter der Staatsanwaltschaft eine dreimonatige Freiheitsstrafe auf Bewährung sowie ein dreijähriges Verbot der Tätigkeit als Lehrerin. Die Verurteilte hatte bei Kommunalwahlen für den – mittlerweile umbenannten - Front National von Marine Le Pen kandidiert, sich zwischenzeitlich aber von der Partei abgewendet.

KEINE UNWISSENHEIT Bei ihrer Vernehmung durch die Polizei im August hatte die Frau angegeben, dass sie ihre 13 Namen angeblich »wahllos« und nicht aufgrund deren Religionszugehörigkeit ausgewählt habe. Dieser Argumentation folgte das Gericht aber nicht. Das Plakat sei eindeutig antisemitischer Natur, befanden die Richter. Die Frau wurde zudem verpflichtet, jeweils bis zu 300 Euro an acht der dreizehn Organisationen zu zahlen, die als Nebenkläger bei dem Prozess zugelassen waren.

»Für sie ist das eine Niederlage, denn sie hat immer Unwissenheit vorgetäuscht, während sie in Wahrheit eine erfahrene Aktivistin der extremen Rechten ist und deren traditionell antisemitischen Werte vertritt«, sagte die Anwältin der Liga gegen Rassismus, Annie Levi-Cyferman, der Tageszeitung »Le Monde«. Der Staatsanwalt in dem Verfahren, Christian Mercuri, hatte erklärt, dass die Verurteilte »für ihre Zugehörigkeit zur extremen Rechten bekannt« sei. mth

Tomorrowland

Vorwurf der Kriegsverbrechen: Israelis auf Festival verhaftet

Die belgische Staatsanwaltschaft hat zwei israelische Touristen verhört, die auf dem Techno-Festival die Fahne ihrer Armee-Einheit geschwenkt hatten

von Michael Thaidigsmann  21.07.2025

New York

Persisch-koschere Glücksgefühle

Im Big Apple hat das beliebteste iranisch-jüdische Restaurant geschlossen. Nun wurde ein neues eröffnet. Unser Autor hat das »Eshel« getestet

von Hannes Stein  20.07.2025

Luzern

Angriff auf Jeschiwa-Studenten in der Schweiz

Bereits im März war es zu Angriffen auf orthodoxe Juden im beschaulichen Luzern gekommen. Nun sind wieder Juden attackiert worden. Ob auch ein Messer gezeigt wurde, wird noch ermittelt

 20.07.2025

Großbritannien

Orthodox, lesbisch und unbeugsam

Wie Yehudis Fletcher der charedischen Autorität ihrer Gemeinde trotzt

von Daniel Zylbersztajn-Lewandowski  20.07.2025

Schweiz

NGO verklagt Schweiz wegen Kauf israelischer Drohnen

Ein Kollektiv aus Genf will mit einer Klage erreichen, dass die Schweiz keine Drohnen aus Israel beschafft

 17.07.2025

London

Geheimbesuch vom Monarchen

Er kam, um ihr persönlich zum Geburtstag zu gratulieren, und blieb eine halbe Stunde: König Charles III. war bei Anita Lasker-Wallfisch zu Gast

von Michael Thaidigsmann  17.07.2025

Auszeit

Mit Schwimmkleid ins Wasser

Wie orthodoxe Frauen im Sommer am Zürichsee eine Auszeit vom Alltag nehmen

von Nicole Dreyfus  17.07.2025

Geburtstag

Einziger jüdischer NASA-Chef: Dan Goldin wird 85

Als er Administrator der Raumfahrtbehörde wurde, wollte er alles »schneller, besser und billiger« hinkriegen. Denn Geldfresser bremsten die NASA

von Imanuel Marcus  17.07.2025

Iran

Esthers Kinder

Wie die älteste Diaspora-Gemeinschaft 2700 Jahre überlebte – und heute erneut um ihre Existenz kämpft

von Stephen Tree  16.07.2025 Aktualisiert