Iran

Schweden fordert Aussetzung von Todesurteil

2019 protestierten in Berlin zahlreiche Menschen gegen die Todesstrafe im Iran. Foto: imago images / snapshot

Schwedens Regierung hat den Iran aufgefordert, die offenbar bevorstehende Hinrichtung des Arztes Ahmadreza Dschalali auszusetzen.

Dschalali war 2017 im Iran der Spionage und Kollaboration mit Israel beschuldigt und von einem Revolutionsgericht unter dubiosen Umständen zum Tode verurteilt worden.

MEDIZINER »Schweden lehnt die Todesstrafe ab und setzt sich dafür ein, dass das Urteil gegen Ahmadreza Dschalali nicht vollstreckt wird«, erklärte Außenministerin Ann Linde am Dienstag auf Twitter. Sie gab zudem bekannt, dass sie über den schwedisch-iranischen Arzt mit ihrem iranischen Amtskollegen Javad Zarif gesprochen habe.

Dschalali ist ein in Europa renommierter Notfallmediziner, der unter anderem an Universitäten in Schweden, Belgien und Italien gearbeitet hat. Seit 2018 hat er auch die schwedische Staatsangehörigkeit.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Im April 2016 war er auf Einladung der Universität Teheran und der Schiraz-Universität in den Iran gereist, wo er ohne Haftbefehl festgenommen wurde. Zwei Wochen später wurde er wegen Spionage und Kollaboration mit Israel angeklagt, wobei der Beweis ein angeblicher Brief seiner Ehefrau war.

Diese habe laut iranischen Behörden Hinweise darauf enthalten, dass Dschalali Informationen an den Mossad weitergeleitet habe über Wissenschaftler, welche am iranischen Atomprogramm arbeiteten. Nach seiner Verhaftung wurde Dschalali sieben Monate lang ohne rechtliche Grundlage im Teheraner Evin-Gefängnis festgehalten, drei davon in Einzelhaft.

VERFAHREN Erst im Januar 2017 begann ein neunmonatiger Prozess, bei dem Dschalalis Anwalt keinen Zugang zu den Akten gewährt wurde. Im Oktober 2017 verurteilte das Revolutionsgericht den Mediziner zum Tod am Strang. Seitdem hat er laut seiner Ehefrau Vida Mehran Nia die meiste Zeit in Isolationshaft verbracht.

Im November 2017 forderte eine Arbeitsgruppe der Vereinten Nationen die iranische Regierung auf, detaillierte Informationen über Dschalalis Inhaftierung vorzulegen. Sie erhielt jedoch keine Antwort. Zahlreiche andere Organisationen, darunter der Weltärztebund und das Europäische Parlament, haben den Iran ebenfalls aufgefordert, die Todesstrafe nicht zu vollstrecken und Dschalali freizulassen.

folter Ende 2018 stellte ihn das iranische Staatsfernsehen als israelischen Spion dar und zeigte ein angebliches Geständnis. Dschalali sagte später, er sei mehrfach gefoltert und ihm gedroht worden, er werde sofort hingerichtet, sollte er sich nicht geständig zeigen.

Vor Kurzem, so der Arzt gegenüber seiner Frau, sei er in ein anderes Gefängnis verlegt worden – offenbar, um ihn auf seine Hinrichtung vorzubereiten. Im Sommer hatte die iranische Justiz bereits ein Todesurteil wegen angeblicher Spionage für Israel vollstreckt. mth

Medien

Michel Friedman ist neuer Herausgeber des »Aufbau«

Die Zeitschrift »Aufbau« erfindet sich mal wieder neu. Diesmal soll Michel Friedman das 90 Jahre alte Blatt modernisieren. Der Journalist und Autor hat viel vor

von Sophie Albers Ben Chamo  23.01.2025

Gesellschaft

Autorin Honigmann kritisiert Bild des Judentums in Europa

Judentum ist nicht das, was Nichtjuden sich vorstellen - darauf macht eine jüdische Autorin aufmerksam. Nach 1945 habe es zu wenig Interesse an den Berichten jüdischer Opfer gegeben, kritisiert sie. Mit einer Ausnahme

von Nicola Trenz  23.01.2025

USA

Alija à la Dalí

Eine Ausstellung zeigt die wenig bekannte Auftragsarbeit des Surrealisten zum 20. Geburtstag Israels

von Sarah Thalia Pines  23.01.2025

Porträt

Liebe ohne Grenzen

Beatrice Wyler und Geri Naphtaly leben in einem Heim für Menschen mit geistiger Behinderung. Nach Widerstand von verschiedenen Seiten konnten sie vor anderthalb Jahren heiraten. Eine Begegnung in Zürich

von Nicole Dreyfus  22.01.2025 Aktualisiert

Guatemala

Die jüdischen Taliban

Behörden des Landes gehen gegen die radikale Sekte Lev Tahor vor und befreien 160 Kinder

von Andreas Knobloch  21.01.2025

Holocaust-Gedenken

»Jeder Israeli ist zum Gedenken willkommen«

Polens Vize-Außenminister Władysław Bartoszewski zur Kontroverse um den Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu

von Michael Thaidigsmann  21.01.2025

Interview

»Antisemitismus in der Schweiz ist beunruhigend«

Die abtretende Direktorin des Bundesamts für Polizei (fedpol), Nicoletta della Valle, warnt vor der schnellen Radikalisierung von Jugendlichen und weist auf besseren Informationsaustausch, um Terrorismus zu bekämpfen

von Nicole Dreyfus  21.01.2025

USA

So sieht »Nie wieder!« aus

Jonah Platts Familie gehört zu Hollywoods Elite. Im Interview spricht der Schauspieler, Drehbuchautor und Sänger über seinen Podcast »Being Jewish« und jüdische Selbstbehauptung seit dem 7. Oktober

von Sophie Albers Ben Chamo  20.01.2025

Italien / Vatikan

Roms Oberrabbiner kritisiert Papst für Israel-Aussagen

Eine namhafte jüdische Stimme wirft Papst Franziskus in Sachen Gaza-Krieg »selektive Empörung« vor. Bei anderen Konflikten weltweit halte sich das Kirchenoberhaupt dagegen zurück

 18.01.2025