Rechtslage

Schneidende Fragen

»Und ihr sollt euch beschneiden lassen am Fleisch eurer Vorhaut, und dies sei das Zeichen des Bundes zwischen mir und euch« (1. Buch Moses 17, 11). Seit Jahrtausenden haben jüdische Jungen eine Woche nach der Geburt ihre Brit Mila. Im Laufe der Geschichte gab es immer wieder Kritik daran, doch so massiv wie in den vergangenen Monaten war sie lange nicht mehr.

Nach dem Urteil des Kölner Landgerichts, das im Mai religiöse Beschneidungen für strafbar erklärte, geriet die Brit Mila auch in Österreich und der Schweiz unter Beschuss. Die Landeshauptmänner von Vorarlberg und Kärnten empfahlen den Kliniken, keine Beschneidungen mehr vorzunehmen. Das Zürcher Kinderspital beschloss, vorübergehend niemanden mehr aus religiösen Gründen zu bescheiden.

Auch in Skandinavien gerät die Brit Mila immer wieder in die Kritik. So forderte die rechtspopulistische Partei der »Wahren Finnen« Anfang des Monats erneut, die rituelle Beschneidung Minderjähriger zu verbieten. Sie will dem Parlament in Helsinki demnächst eine Gesetzesvorlage unterbreiten.

angst Vor einigen Tagen hat der Präsident des Europäischen Jüdischen Kongresses, Moshe Kantor, einen Brief an europäische Staats- und Regierungschefs sowie hochrangige EU-Beamte gesandt. Darin schreibt er, dass die Angriffe auf die Brit Mila »unsägliche Angst in den jüdischen Gemeinden in ganz Europa verursachen«. Er wünsche sich, »im höchsten Geist der europäischen Toleranz und Versöhnung« mit der EU-Spitze zu diskutieren, und hofft auf eine Resolution, die den Juden Europas »die volle Freiheit« garantiert, ihre Religion auszuüben.

Der beste Weg, Angriffe gegen die Religionsfreiheit aufzuhalten, sei der Dialog, schreibt Kantor. Er beruft sich dabei auf das Modell einer Vereinbarung zwischen der niederländischen Regierung und der jüdischen Gemeinde über das koschere Schlachten. Versuche, die Schechita zu verbieten, hatten vergangenes Jahr für Aufregung in den Niederlanden gesorgt. Um den Konflikt zu lösen, fand das Landwirtschaftsministerium im Frühjahr einen Kompromiss: Es beriet sich mit jüdischen und muslimischen Experten und verfasste eine Rahmenvereinbarung über das Schächten. Sie wurde von den jüdischen und muslimischen Dachverbänden des Landes unterzeichnet. ja

Wie Brit Mila und Schächten in den europäischen Ländern geregelt sind, haben wir auf einer Karte zusammengestellt.

Die in Genf geborene Schweizer Schriftstellerin und Philosophin Jeanne Hersch aufgenommen im März 1999

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