Brasilien

»Rios Bernie Madoff« in Haft

Zu den Geschädigten des Anlagebetrügers gehörten auch viele Mitglieder der jüdischen Gemeinde in Rio de Janeiro. Foto: imago images/Cavan Images

Die jüdische Gemeinschaft in Brasiliens Metropole Rio de Janeiro wird seit einiger Zeit von einem Anlagebetrug erschüttert, der an den Fall Bernie Madoff in den USA und dessen Ponzi-System erinnert.

Vermögen im Wert von rund 32 Millionen Dollar soll der 39-jährige Jonas Jaimovick außer Landes geschafft und veruntreut haben, glauben die brasilianischen Behörden. Unter den rund 3000 Geschädigten des Fondsmanagers sind auch viele Mitglieder der jüdischen Gemeinde Rios, der auch Jaimovick angehört.

börsengeschäfte Nach einem Jahr auf der Flucht stellte sich Jaimovick, dem die Investmentfirma JJ Invest gehört, am Montag der Polizei. Er habe einiges von dem ihm zur Anlage anvertrauten Geldes zurückgezahlt, gab Jaimovick an. Den Rest habe er bei Börsengeschäften verloren. JJ Invest wurde in Brasilien bekannt, nachdem das Unternehmen mehrere Fußballteams sponserte.

Auch der bekannteste Fußballer des Landes, Neymar, trug eine Zeit lang das Kürzel »JJ« auf dem Trikot. Zu den Opfern Jaimovicks zählen auch Prominente wie Zico, in den 80er-Jahren Spielmacher von Brasiliens Fußball-Nationalmannschaft.

https://www.instagram.com/p/CHaRa4ujEbF

Die Zeitung »O Globo« berichtete ausführlich über die Verhaftung des 39-Jährigen. Auf einem Foto ist er zu sehen, wie er eine Torarolle hält. Die jüdische Stadträtin Teresa Bergher kritisierte die Darstellung scharf und sagte, ein solches Foto stifte nur Verwirrung und könne »sogar eine Welle des Antisemitismus auslösen«.

Bereits im vergangenen Jahr hatte »O Globo« das Bild gebracht – unter der Überschrift »Gefährliche Verbindungen«. »Als Mitglied der jüdischen Gemeinde von Rio de Janeiro und Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses des Stadtrats möchte ich darum bitten, die Verwendung jüdischer Symbole zu vermeiden, die mit dem Eigentümer von JJ Invest verbunden sind«, schrieb Bergher.

PONZI-SYSTEM Jaimovick hatte 2016 begonnen, gezielt in der jüdischen Gemeinde um Kunden zu werben, und finanzierte mehrere Projekte, darunter Synagogen, Schulen und Vereine. »Mit seiner Verhaftung endet die Suche nach dem größten Pyramidenbetreiber des Landes«, sagte die Polizei in einer Erklärung.

»Mit seiner Verhaftung endet die Suche nach dem größten Betreiber eines Ponzi-Systems im Land«, sagte die Polizei in einer Erklärung.

Jaimovick wurde zwischenzeitlich unter anderem wegen schweren Betrugs angeklagt. Im Falle einer Verurteilung droht ihm eine Haftstrafe von mehr als 20 Jahren.

Medienberichten zufolge hatte sich der Investor nicht im Ausland, sondern in einem Stadtviertel von Rio de Janeiro versteckt, bevor er sich den Behörden stellte. Seine Frau wurde von der Polizei daran gehindert, mit dem Kind des Paares ein Flugzeug Richtung Israel zu besteigen. mth

Spanien

Mallorca als Vorbild

Das Stadtparlament von Palma hat eine Antisemitismus-Resolution verabschiedet – anders als der Rest des Landes

von Sabina Wolf  26.07.2024

Sport

Der Überflieger

Artem Dolgopyat ist in Israel ein Star. Bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio gewann der Turner Gold, 2023 wurde er Weltmeister. Nun tritt er in Paris an

von Martin Krauß  26.07.2024

Europäisches Parlament

»Zittert. Das hier ist nur der Anfang«

Die frisch gebackene französische Abgeordnete Rima Hassan hetzt gegen Israel

von Michael Thaidigsmann  25.07.2024

Ausstellung

Olympioniken im KZ Buchenwald

Auf dem Ettersberg bei Weimar treffen unterschiedlichste Biografien aufeinander

von Matthias Thüsing  25.07.2024

Frankreich

»Man ist schließlich französisch«

Ganz Paris feiert die Olympischen Spiele. Ganz Paris? Nicht alle Juden fühlen sich vom erwünschten »Wir-Effekt« angesprochen. Denn das Land bleibt zerrissen

von Sophie Albers Ben Chamo  25.07.2024

USA

Die zweite Wahl?

Mit dem Rückzug von Joe Biden und der Kandidatur von Kamala Harris könnte das Rennen um die Präsidentschaft noch einmal richtig spannend werden

von Michael Thaidigsmann  24.07.2024

Jüdische Emigration

Die Niederlande - Ein Ort der Zuflucht für Juden?

Die Historikerin Christine Kausch nimmt das Leben jüdischer Flüchtlinge in den Blick

von Christiane Laudage  24.07.2024

Vor 80 Jahren

Von Rhodos nach Auschwitz

1944 wurden 2000 Jüdinnen und Juden von Rhodos nach Auschwitz deportiert. Nur wenige überlebten

von Irene Dänzer-Vanotti  23.07.2024

Jerusalem

Nach Gaza entführter Holocaust-Experte für tot erklärt 

Der Historiker Alex Dancyg ist in der Geiselhaft umgekommen

 22.07.2024