Nationalratswahl

Rechtsruck in Österreich

FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) und ÖVP-Chef Sebastian Kurz (v.l.) Foto: dpa

Hochrechnungen zufolge ist die ÖVP, die konservative Partei des bisherigen Außenministers Sebastian Kurz, stärkste Partei der österreichischen Nationalwahl am Sonntag.

Wer zweit- und drittstärkste Kraft im Nationalrat wird, war am späten Sonntagabend immer noch unklar – mal hatte dabei die rechtspopulistische FPÖ um Heinz-Christian Strache einen leichten Stimmenvorsprung, mal die sozialdemokratische SPÖ des bisherigen Kanzlers Christian Kern. Erst die Auszählung der Wahlkarten, also der Briefwahlstimmen, wird Klarheit bringen.

Auf jeden Fall ist ein Regierungswechsel wahrscheinlich, eine Koalition von ÖVP und FPÖ halten Beobachter für möglich.

WJC Der Jüdische Weltkongress (WJC) äußerte »ernsthafte Bedenken« angesichts des guten Abschneidens der Rechtspopulisten.

WJC-Präsident Ronald S. Lauder, der von 1986 bis 1987 US-Botschafter in Wien war, bezeichnete es als »traurig und beunruhigend«, dass die FPÖ mehr als ein Viertel der Stimmen erhalten sollte.

Sie sei immer noch voller Fremdenfeindlichkeit und Rassisten und sei in Bezug auf die nationalsozialistische Vergangenheit Österreichs sehr zweideutig. Er hoffe, dass die FPÖ nicht an der Regierungsbildung beteiligt wird.

EJC Der European Jewish Congress gratulierte Sebastian Kurz zu seinem Erfolg, betonte jedoch, man sei tief besorgt über das Ergebnis der rechtspopulistischen FPÖ.

EJC-Präsident Moshe Kantor bat Kurz eindringlich, eine Koalition der Mitte zu bilden und sich bei der Regierungsbildung keiner Partei, die weit rechts stehe, verpflichtet zu fühlen. »Eine Partei, die auf Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz setzt und die sich gegen Immigranten stellt, darf keinen Platz am Regierungstisch bekommen.«

Ganz Europa – und Österreich im Besonderen – sollte nur allzu gut wissen, wohin die Akzeptanz populistischer und schädlicher Ideologien führe, betonte Kantor. Österreichs zentrale Rolle beim Aufbau eines Nachkriegseuropa, das auf Demokratie und Menschenrechten basiert, dürfe nicht auf dem Altar von politischem Eigennutz und kurzfristigem Populismus, der an eine weit dunklere Zeit erinnere, geopfert werden. ja

Spanien

Unterm Klub ausgegraben

Archäologen haben in einem Keller die Überreste einer Synagoge aus dem 14. Jahrhundert gefunden

von Andreas Knobloch  25.03.2023

Sommercamp

»Das Gefühl, frei und geliebt zu sein«

Sandra Fox über jüdische Ferienlager in den USA, Popkultur und Freundschaften fürs Leben. Unser großes Interview der Woche

von Katrin Richter  25.03.2023

USA

Der neue Star im Silicon Valley

Sam Altman brach sein Studium ab und »erfand« das KI-Dialogsystem ChatGPT. Wer ist dieser Mann?

von Ralf Balke  25.03.2023

Erinnerung

Erstes Schweizer Mahnmal für ermordete Juden am UN-Standort Genf

Am UN-Standort Genf soll das erste Schweizer Mahnmal für die im Holocaust ermordeten Juden entstehen

 19.03.2023

Erinnerung

Holocaust-Museum in Rom kann gebaut werden

Zehn Millionen Euro will der italienische Staat in das Projekt investieren

von Robert Messer  19.03.2023

Polen

Promoviert mit 70 Jahren

Der Journalist und Regisseur Mieczy­slaw Abramowicz legt ein Buch über das Jüdische Theater Danzig vor – und erhält dafür einen Doktortitel

von Gabriele Lesser  19.03.2023

USA

Mit Skalpell und Kippa

Michael Salzhauer ist Schönheitschirurg, orthodoxer Jude, Social-Media-Star – und sehr umstritten

von Katja Ridderbusch  19.03.2023

Nachruf

»The Non-Jewish Jewish Philosopher«

Wahrheit und Verständigung über Wahrheit, so Tugendhat, gibt es nur in der Sprache, in propositionalen Sätzen, deren Richtigkeit und Zutreffen man überprüfen, in Frage stellen oder diskutieren kann

von Christoph Schulte  17.03.2023

Vilnius

Litauen begeht erstmals Gedenktag für Retter von Juden

Der 15. März war Ende 2022 vom Parlament als Gedenktag festgelegt worden

 16.03.2023