In Dublin ist am Dienstag der Rabbiner und Mohel Jonathan Abraham wegen mutmaßlich illegaler Beschneidung festgenommen worden. Wie die »Irish Times« berichtete, war der 47-jährige Brite in die irische Hauptstadt gekommen, um an mehreren Neugeborenen in einem Privathaushalt Beschneidungen vorzunehmen, ohne als praktizierender Mediziner in Irland registriert zu sein. Am Donnerstag wurde er dem Haftrichter vorgeführt. Ihm drohen eine Strafe von bis zu fünf Jahren Haft und Bußgelder in Höhe von bis zu 130.000 Euro.
Die Polizei habe Abraham am Dienstag gegen 13 Uhr in einer Privatwohnung angetroffen, wie eine Beamtin aussagte. Der Mohel habe der Polizistin zufolge »eine weiße Robe, eine Art Arztkittel und blaue Handschuhe« getragen und ein Skalpell in der Hand gehalten. In der Mitte des Raums habe ein Tisch gestanden, auf dem ein nacktes Baby auf einer Wickelunterlage gelegen habe, daneben eine Schere und mehrere medizinische Utensilien. Die Polizei habe schlussfolgern können, dass ein anderes Baby bereits beschnitten worden sei.
Die Brit Mila ist in Irland nicht verboten. Jedoch fordert das Gesetz, dass sie von einer in Irland registrierten oder lizenzierten Person durchgeführt wird.
Jonathan Abraham ist seinem Verteidiger Tertius Van Eden zufolge ein seit mehr als 13 Jahren praktizierender Mohel, der in England registriert ist. Van Eden führte an, dass die Beschneidung völlig straffrei geblieben wäre, wenn Abraham sie in Großbritannien durchgeführt hätte. Richter Michael Connellan verwies jedoch darauf, dass Irland nicht unter die Rechtsprechung des Vereinigten Königreichs fällt.
Der Richter lehnte auch die Forderung ab, Abraham auf Kaution freizulassen. Bei dem zehnfachen Familienvater aus London bestehe hohe Fluchtgefahr. Der nächste Gerichtstermin ist für den 6. August angesetzt.
European Jewish Association fordert Abrahams Freilassung
Rabbiner Menachem Margolin, Gründer der European Jewish Association (EJA), fordert die Freilassung des Mohels und kritisiert die irische Justiz scharf. Zum ersten Mal seit der Herrschaft der Nationalsozialisten sei in Europa ein Rabbiner verhaftet worden, weil er eine Beschneidung durchgeführt habe, heißt es in einer Mitteilung der EJA. »Beschneidung ist kein Verbrechen, sondern ein Gebot, das von der jüdischen Religion seit 3000 Jahren befolgt wird«, sagte Margolin. »Man kann den jüdischen Glauben nicht einsperren.«
Yoni Wieder, der Oberrabbiner der Republik Irland, und Maurice Cohen, Vorsitzender des Dachverbands der irischen Juden (JRCI), teilten jedoch mit, dass Abraham keine jüdischen Babys beschnitten habe. »Dieser Fall betrifft niemanden aus der jüdischen Gemeinde in Irland direkt«, heißt es in einer gemeinsam verfassten Erklärung. Wieder und Cohen betonten aber, dass sie alles in ihrer Macht Stehende tun würden, um für Abrahams Wohlergehen zu sorgen und sicherzustellen, dass Beschneidungen legal in Irland durchgeführt werden können.
Rabbiner Pinchas Goldschmidt,Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz, teilte ebenfalls mit, dass er bereit sei, Abraham in dessen Prozess zu unterstützen. nko