Alija

Queere Olim

Vereint: Magen David und Regenbogen Foto: Avigail Givon

Eine Auswanderung führt manchmal ins Ungewisse. Nicht immer gelingt es, vorab alles Notwendige über das Aufnahmeland zu erfahren. Bei der Alija, der Einwanderung nach Israel, ist das eigentlich anders.

»Vor meiner Immigration habe ich viele Informationen über meine Rechte als Oleh Chadasch bekommen«, erinnert sich Gastón Osiris. Der 1992 in Buenos Aires geborene Performer hat vor dreieinhalb Jahren Alija gemacht.

bedürfnisse Er habe aber keine Auskünfte bezüglich seiner Rechte als LGBT erhalten und auch keinen Kontakt zu entsprechenden Organisationen gehabt, sagt Osiris. Dabei unterscheiden sich einige Anliegen und Bedürfnisse von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender vom Gros der Olim.

Die in Jerusalem ansässige World Zionist Organisation (WZO) möchte queere Juden, die nach Israel auswandern möchten, unterstützen. »Wir helfen ihnen, nach Israel zu kommen«, sagt Dror Morag im Videogespräch mit der Jüdischen Allgemeinen.

Der ehemalige Generalsekretär der linksgerichteten Meretz-Partei leitet das Zionist Enterprises Department der WZO. Es sieht sich sozialer Gerechtigkeit und dem jüdischen Prinzip von Tikkun Olam, der Verbesserung der Welt, verpflichtet. Die Abteilung betreut unter anderem das als Verlag und Forschungseinrichtung agierende Bialik Institute und das Steven Spielberg Jewish Film Archive.

Referat Kürzlich wurde in Morags Department ein Referat für LGBT-Anliegen gegründet. Nicht alle in der WZO seien davon begeistert, sagt Morag. Zugleich betont er, das neue Referat sei mehrheitlich beschlossen worden. Es wolle die Botschaft aussenden, dass die LGBT-Community in Israel willkommen ist, gleiche Rechte verdient und dass Israel ein sicherer Ort ist, so Morag.

Es gibt großen Bedarf an Information.

Das neue Referat habe schon vier Projekte angeschoben. In Zusammenarbeit mit der israelischen LGBT-Organisation Aguda entwickele man eine Website, die häufig gestellte Fragen zu LGBT-Rechten in Israel beantworten soll.

So könne es um die Anerkennung einer gleichgeschlechtlichen Ehe, den Status des Partners, Fragen zur Staatsbürgerschaft oder auch um Informationen zu LGBT-freundlichen Städten gehen.

rechte Es gebe großen Bedarf an Information, sagt Morag. Viele potenzielle Olim aus aller Welt kontaktierten schon jetzt die Aguda. Darunter seien auch Menschen aus Ländern mit umfangreicheren LGBT-Rechten als in Israel. Morag hofft, dass die Website Ende des Jahres online geht.

Eine weitere Internetseite, die derzeit entwickelt wird, soll die Geschichte der jüdischen und israelischen LGBT-Community zugänglich machen. Die Seite werde wie ein Archiv von Ereignissen, Menschen und Orten aufgebaut sein, sagt Morag.

Vernetzung steht im Fokus weiterer Projekte des neuen WZO-Referats. So soll die israelische LGBT-Jugendorganisation »Igy« über die Videochatsoftware Zoom mit jüdischen Jugendgruppen aus der Diaspora in Kontakt treten, um Begegnungen zu ermöglichen.

Pläne In Zusammenarbeit mit der Tel Aviver Stadtverwaltung plant man derzeit einen internationalen Kongress. Die Zusammenkunft soll dazu beitragen, die Verbindung der weltweiten LGBT-Community mit Israel zu stärken.

Wirkmächtige Vertreter der Community aus aller Welt sollen zum Kongress eingeladen werden. Wegen der Corona-Pandemie müsse die Veranstaltung aber womöglich auf 2021 verschoben werden, befürchtet Morag. Überhaupt hofft er auf ein höheres Budget im kommenden Jahr, um weitere Projekte in Gang setzen zu können.

Die Arbeit des neuen Referats sieht Morag im Einklang mit den Werten der 1897 gegründeten Zionistischen Weltorganisation. Deren erster Präsident Theodor Herzl sei überzeugt gewesen, Israel solle eine Gesellschaft ohne Rassismus und Diskriminierung sein, sagt Morag. Das LGBT-Referat helfe im Kampf für gleiche Rechte. Hoffentlich gelinge es ihm, queeren Juden, die nach Israel auswandern möchten, das Gefühl der Ungewissheit zu nehmen.

Gastón Osiris hat sich indes auch ohne auf LGBT zugeschnittene Informationen für die Alija entschieden. »Ich hatte das Gefühl, dass ich mich dadurch persönlich und professionell weiterentwickeln kann«, sagt er. Seine Neugier überwog alle Bedenken: »Ich sehnte mich nach neuen Erfahrungen und nach Veränderung.«

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