Frankreich

Prozessauftakt um Mord an Mireille Knoll

Trauermarsch für Mireille Knoll in Paris am 28. März 2018 Foto: imago/Le Pictorium

Im schockierenden Fall der 2018 in Paris getöteten Schoa-Überlebenden Mireille Knoll stehen zwei Männer vor Gericht. Ihnen wird »Mord aufgrund der Rasse, der Ethnie oder der Religion« vorgeworfen, wie die zuständige Staatsanwaltschaft am Pariser Schwurgericht zum Prozessauftakt am Dienstag mitteilte.

Zudem sind sie demnach wegen schweren Diebstahls sowie Sachbeschädigung und damit einhergehender Gefährdung anderer angeklagt. Als zentrale Frage des Prozesses gilt, ob das Gericht die Tat als antisemitisch motiviert einstufen wird.

TAT Die Leiche der 85-jährigen Jüdin war im März 2018 teils verkohlt und mit mehreren Stichwunden aufgefunden worden. Fundort war Knolls ausgebrannte Wohnung im Pariser Osten. Zwei Verdächtige kamen daraufhin in Untersuchungshaft.

Ein Urteil in dem Verfahren wird laut Gericht am 10. November erwartet.

Die Tat erregte weltweit Aufsehen und löste eine Antisemitismus-Debatte aus. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erklärte kurz nach der Tat, Knoll sei ermordet worden, weil sie Jüdin gewesen sei.

Die beiden vorbestraften Angeklagten hatten sich französischen Medienberichten zufolge im Gefängnis kennengelernt und beschuldigen sich nun gegenseitig des Mordes an der Frau. Einer von ihnen hatte Knoll laut einem Bericht der Zeitung »Le Monde« seit seiner Kindheit gut gekannt, weil er im selben Gebäude gewohnt habe.

URTEIL Er soll - laut einer später zurückgenommenen Aussage des anderen Beschuldigten - beim Mord an der Seniorin »Allahu akbar« (Gott ist groß) gerufen haben, wie die Zeitung berichtete. Ein Urteil in dem Verfahren wird laut Gericht am 10. November erwartet.

Nach früheren Angaben des Anwalts der Familie von Mireille Knoll war diese als Mädchen 1942 nur knapp der »Razzia vom Vélodrome d’Hiver« entkommen. Damals hatten französische Polizisten auf Veranlassung der deutschen Besatzer 13 000 Juden festgenommen. Die meisten von ihnen wurden später ins Konzentrationslager Auschwitz gebracht und ermordet. dpa

TV-Tipp

Ein äußerst untypischer Oligarch: Arte-Doku zeigt Lebensweg des Telegram-Gründers Pawel Durow

Der Dokumentarfilm »Telegram - Das dunkle Imperium von Pawel Durow« erzählt auf Arte und in der ARD-Mediathek die Geschichte der schwer fassbaren Messengerdienst-Plattform-Mischung und ihres Gründers Pawel Durow

von Christian Bartels  24.11.2025

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

Statistik

Diese hebräischen Vornamen in Österreich sind am beliebtesten

Österreichische Eltern wählen gern Klassiker. Unter den Top Ten sind auch viele Namen biblischen Ursprungs

von Nicole Dreyfus  24.11.2025

Hollywood

80 Jahre Goldie

Die quirlige Schauspielerin feiert ihren runden Geburtstag – und ist nicht zu bremsen

von Barbara Munker, Sophie Albers Ben Chamo  23.11.2025

TV-Tipp

TV-Premiere: So entstand Claude Lanzmanns epochaler Film »Shoah«

Eine sehenswerte Arte-Dokumentation erinnert an die bedrückenden Dreharbeiten zu Claude Lanzmanns Holocaust-Film, der vor 40 Jahren in die Kinos kam

von Manfred Riepe  21.11.2025

USA

Zwölf Familien, eine Synagoge

Die meisten Juden in Nordamerika leben in Großstädten, auf dem Land gibt es nur wenige Gemeinden – aber gerade dort wächst eine besonders starke Identität. Ein Besuch in der Kleinstadt Rome im Bundesstaat Georgia

von Katja Ridderbusch  21.11.2025

TV-Tipp

Ein Skandal ist ein Skandal

Arte widmet den 56 Jahre alten Schock-Roman von Philip Roth eine neue Doku

von Friederike Ostermeyer  21.11.2025

Judenhass

»Wir wollen keine Zionisten«: Mamdani reagiert auf antisemitische Kundgebung vor Synagoge

Die Teilnehmer schrien unter anderem »Tod den IDF!« und »Globalisiert die Intifada!«

von Imanuel Marcus  21.11.2025 Aktualisiert

New York

Neonazi wollte als Weihnachtsmann jüdische Kinder mit Süßigkeiten vergiften

Der Antisemit soll zudem »Interesse an einem Massengewaltakt« gezeigt und Anleitungen zum Bau von Bomben geteilt haben. Nun wird er angeklagt

 21.11.2025

Philosophie

Hannah Arendt und die Freiheit des Denkens

Die politischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts waren ihr Lebensthema. Sie sah ihre Aufgabe als politische Denkerin darin, die Welt und die Menschen zu verstehen. Die politische Theoretikerin starb vor 50 Jahren

von Jürgen Prause  20.11.2025