Aus Liebe zu einer jüdischen Frau wurde er während des Zweiten Weltkriegs zum Retter von mindestens 50 Juden und galt als »polnischer Oskar Schindler«. Am Montag starb der ehemalige Widerstandskämpfer Jozef Walaszczyk im Alter von 102 Jahren. Laut Yad Vashem war er zuletzt der älteste noch lebende »Gerechte unter den Völkern«. Die israelische Schoa-Gedenkstätte hatte ihm diese Auszeichnung verliehen.
RAZZIA Während der deutschen Besatzung Polens kämpfte Walaszczyk als Partisan im Untergrund. 1941 hielt er sich gemeinsam mit seiner Freundin Irena Front in einem Hotel in der Nähe von Warschau auf, als Gestapo-Offiziere dort eindrangen und anfingen, die Ausweispapiere der Gäste zu kontrollieren.
Irena verriet ihm daraufhin, dass sie Jüdin sei. Daraufhin versteckte Walaszczyk sie geistesgegenwärtig in einem Schrank und verließ das Zimmer, während er vortäuschte, sich übergeben zu müssen. Irena wurde nicht verhaftet.
Kurze Zeit später heirateten die beiden. Walaszczyk versuchte, seiner Frau eine nichtjüdische Identität zu besorgen. Doch später wurde sie dennoch verhaftet. Durch Bestechung polnischer Beamten gelang es Josef Walaszczyk, sowohl Irena als auch 20 andere jüdische Frauen aus der Haft freizubekommen. Weiteren Personen half er, einen sicheren Unterschlupf zu finden: »Ich konnte es nicht lassen, Menschen in großer Not zu helfen.«
AUSZEICHNUNG Nach dem Zweiten Weltkrieg ließen sich Walaszczyk und seine Frau Irena scheiden. Er heiratete zwei weitere Male und wurde zweimal Vater. Beruflich hatte er nach dem Krieg zunächst einen schweren Stand, konnte aber später als Lederwarenhändler ein auskömmliches Leben führen.
Über seine Heldentaten während des Krieges machte Walaszczyk zeitlebens kein großes Aufheben. Erst 2002 wurde der Judenretter als »Gerechter unter den Völkern« ausgezeichnet – auf Vorschlag seiner Ex-Frau Irena, die ihm das Überleben verdankte. mth