Schweiz

Mit Alphorn und Kippa

Das Jüdische Museum Basel zeigt eine Ausstellung über 150 Jahre Gleichberechtigung

von Peter Bollag  20.06.2016 18:41 Uhr

Jüdisch und helvetisch: 15 Menschen im Porträt Foto: Jüdisches Museum der Schweiz

Das Jüdische Museum Basel zeigt eine Ausstellung über 150 Jahre Gleichberechtigung

von Peter Bollag  20.06.2016 18:41 Uhr

Schweizer Juden – da denken die einen an bodenständige und zugleich religiöse Menschen. Anderen kommt in den Sinn, dass die jüdische Gemeinde des Alpenlandes von der Schoa verschont geblieben ist und sich darum von anderen Gemeinden in Europa unterscheidet. Eine Ausstellung im Jüdischen Museum in Basel versucht, diese Ausgangslage auf die individuelle Ebene zu verlagern. Da sind der Fernsehmoderator J. P. Love, der sein Alter nicht bekannt geben will, der pensionierte Kaffeehändler Marc Bloch, die frühere Bundespräsidentin Ruth Dreifuss oder der Musiker Martin Mürner, der Alphorn spielt, und der Ökonom Ariel Wyler, der es im Schweizer Militär weit gebracht hat.

Sie alle erklären ihr Schweizer Judentum prägnant in Bildern und kurzen Texten. Insgesamt 15 Porträts von jüngeren und älteren Schweizer Juden, prominenten wie weniger bekannten, sind so entstanden. Sie sind Bestandteil der Ausstellung »Schweizer Juden – 150 Jahre Gleichberechtigung«.

Jubiläum Die Schau wurde zuerst in der Hauptstadt Bern gezeigt, nun ist sie im Jüdischen Museum der Schweiz in Basel zu sehen. Anlass dafür ist das historische Jubiläumsjahr: Die jüdische Gemeinschaft der Schweiz begeht 2016 den 150. Jahrestag ihrer faktischen Gleichstellung.

Entsprechend bildet denn auch der historische Teil neben den Porträts einen zweiten wichtigen Eckpfeiler der Ausstellung. Die Stimmungen jener für die Schweizer Juden so wichtigen Jahre werden dabei mit historischen Zeitungsartikeln aus ganz verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet und herausgearbeitet.

Zu Wort kommen ganz bewusst Befürworter und Gegner der jüdischen Emanzipation jener Jahre. Sie lassen die Diskussion zwischen Schweizer Liberalen und (Katholisch-)Konservativen wiederaufleben, die sich in der Haltung zur »Judenfrage« besonders stark spiegelte und das Alpenland im 19. Jahrhundert spaltete.

Berlin Dass die Ausstellung nun in Basel gezeigt wird, ist wohl kein Zufall. Sie rückt das kleine Museum, das von den Platzverhältnissen her keinen Vergleich mit ähnlichen Häusern in Berlin und Wien eingehen kann, etwas in den Vordergrund.

Neben der Ausstellung organisiert das Museum Stadtrundgänge durch das jüdische Basel und hat ein Fotoprojekt initiiert, bei dem Bilder und Aussagen interessierter Besucher zu dem vielschichtigen Thema »Emanzipation« gesammelt und veröffentlicht werden.

Die neue Direktorin des Museums, Naomi Lubrich, sieht die Ausstellung als große Chance für ihr Haus. Man habe viele Kanäle genutzt, um darauf aufmerksam zu machen: »Nun hoffen wir, dass sie gut ankommt.«

Die Ausstellung ist noch bis zum 2. August zu sehen.
Danach wird sie in weiteren Schweizer Städten gezeigt.

www.juedisches-museum.ch

Rom

Achtjähriger getreten, geschlagen und bedroht, weil er eine Kippa trug

Der Täter zückte einen abgebrochenen Flaschenhals, als die Mutter und eine Ladeninhaberin ihn aufhalten wollten

 07.02.2025

Brüssel

Kurswechsel in Belgien?

Am Montag vereidigte König Philippe die neue Föderalregierung unter Führung des flämischen Nationalisten Bart De Wever. Nicht nur im Hinblick auf Nahost dürfte sich einiges ändern

von Michael Thaidigsmann  04.02.2025

Angouleme

Charlie-Hebdo-Karikaturist für Comic über Nazi-Raubkunst geehrt

Nach der Terrorattacke auf sein Satire-Blatt vor zehn Jahren wurde Renald Luzier Comic-Buch-Autor

 03.02.2025

Berlin

Friedman: Totalitäre Regime verbreiten Fantasiegeschichten

Der Publizist sieht die westlichen Demokratien zunehmend unter Druck

 03.02.2025

Andorra

Kleiner, sicherer Hafen?

Die Toleranz hat Geschichte im Zwergstaat zwischen Frankreich und Spanien. Aber die jüdische Gemeinschaft darf keine erkennbare Synagoge haben

von Mark Feldon  02.02.2025

Italien

Kaffeeklatsch in Cinecittà

In den 50er- und 60er-Jahren kam Hollywood in die Ewige Stadt. Stars wie Marlon Brando, Audrey Hepburn und Charlie Chaplin zogen nach Rom. Ein neues Buch liefert den Tratsch dazu

von Sarah Thalia Pines  02.02.2025

Großbritannien

Lady Berger und Lord Katz

Zwei jüdische Labour-Abgeordnete wurden zu Mitgliedern des Oberhauses ernannt

von Daniel Zylbersztajn-Lewandowski  29.01.2025

Australien

Sydney: Polizei vereitelt Sprengstoffanschlag auf Synagoge

In Sydney wurde ein mit Powergel beladener Wohnwagen sichergestellt - zu den Hintergründen wird noch ermittelt

 29.01.2025

Berlin

Wie ein Holocaust-Überlebender aus der Ukraine auf Deutschland blickt

Er überlebte den Holocaust - und muss nun erleben, wie seine Heimatstadt Odessa von Russland bombardiert wird. An diesem Mittwoch hat Roman Schwarzman die Chance, im Bundestag einen Appell an den Westen zu richten

von Bernhard Clasen  29.01.2025