Schweiz

Luzern: Zwei antisemitische Angriffe an einem Tag

Luzern Foto: Getty Images

Schweiz

Luzern: Zwei antisemitische Angriffe an einem Tag

Im beschaulichen Luzern griff ein Mann gleich zwei Menschen an, weil er sie offensichtlich für Juden hielt

 02.03.2025 12:15 Uhr

Am Donnerstagabend wurde in der Stadt Luzern ein junger orthodoxer Jude auf dem Weg in die Synagoge an der Bruchstrasse angegriffen. Der Überfall hat kurz vor der Synagoge stattgefunden, bestätigte Jonathan Kreutner, Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG), gegenüber dem Nachrichtendienst »20 Minuten«.

Der neuerliche Angriff aus Judenhass reiht sich in eine zunehmende Zahl antisemitischer Vorfälle, die seit dem 7. Oktober 2023 auch die Schweiz erreicht haben.

Der mutmaßliche Täter im aktuellen Fall, ein 46-jähriger Schweizer, habe den Mann zuerst beschimpft und ihm dann mit der Faust ins Gesicht geschlagen. In den sozialen Medien kursiert zudem das Video eines weiteren Angriffs, und das »Opfer des ersten Vorfalls hat bestätigt, dass es sich um denselben Täter handelt», so Kreutner weiter.

Lesen Sie auch

In dem Clip beschimpft der mutmaßliche Täter wieder einen Mann und zeigt dabei auch den »Hitlergruß«. Nachdem sich eine unbeteiligte Person dazwischengestellt habe, »konnte möglicherweise eine weitere Handgreiflichkeit verhindert werden», sagte der Generalsekretär. Er nehme an, dass der zweite Vorfall im gleichen Zeitraum stattgefunden habe wie der erste. Kreutner betonte auch, dass es sich um einen der schwerwiegendsten antisemitischen Vorfälle in Luzern handle.

Ein Sprecher der Luzerner Polizei bestätigte gegenüber »20 Minuten«, dass kurz vor 19.15 Uhr im Rahmen der Nahfahndung an der Pfistergasse ein stark angetrunkener 46-jähriger Schweizer festgenommen worden sei. Die entsprechenden Ermittlungen würden laufen.

Verzehnfachung antisemitischer Vorfälle

Seit dem Terrorangriff der Hamas auf die israelische Zivilbevölkerung im Süden des Landes am 7. Oktober 2023 und dem daraus resultierenden Krieg in Gaza haben antisemitische Vorfälle auch in der Schweiz stark zugenommen, sowohl linker Israel-bezogener Antisemitismus sowie islamistisch motivierte Judenfeindlichkeit.

Lesen Sie auch

Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund registrierte eine Verzehnfachung antisemitischer Vorfälle. Auch die Schweizer Interkommunale Koordination gegen Antisemitismus und Diffamierung (Organisation Coordination Intercommunautaire contre l’Antisémitisme et la Diffamation) verzeichnet eine massive Zunahme antisemitischer Vorfälle.

Dies zeuge davon, dass Antisemitismus nicht als Problem der politischen Extremen verstanden werden könne, sondern in der Schweizer Gesellschaft breit verankert sei, heißt es auf der Website der Fachstelle für Rassismusbekämpfung der Schweizerischen Eidgenossenschaft. ja

Die in Genf geborene Schweizer Schriftstellerin und Philosophin Jeanne Hersch aufgenommen im März 1999

Philosophie

Der Moment des Staunens

Am 13. Juli jährt sich der Geburtstag von Jeanne Hersch zum 115. Mal. Lange wurde die Existentialistin ausgerechnet von der akademischen Forschung marginalisiert – und kaum als jüdische Philosophin wahrgenommen

von Richard Blättel  11.07.2025

Spanien

»Haut ab, ihr Hurensöhne« - Wirt vertreibt Israelis

Ein Gastwirt rastet gegenüber einer Gruppe israelischer Touristen aus, beschimpft sie und verweist sie des Lokals

von Michael Thaidigsmann  11.07.2025

Nachruf

Er bleibt eine Inspiration für uns alle

Der langjährige Zürcher Gemeinderabbiner Marcel Ebel ist verstorben. Eine Würdigung von seinem Nachfolger

von Rabbiner Noam Hertig  10.07.2025

Australien

Judenhass in Down Under

Mit unerwarteter Brutalität und Hemmungslosigkeit breitet sich der Antisemitismus im Land aus. Doch die jüdische Gemeinschaft gibt nicht auf

von Amie Liebowitz  10.07.2025

Großbritannien

BeTe’avon!

Das Jewish Museum London bittet britische Juden um Rezepte fürs Schabbatessen. Auf der Suche nach dem, was schmeckt

von Sophie Albers Ben Chamo  10.07.2025

USA

Die US-Regierung, Trump und der Fall Jeffrey Epstein

Trump wollte die Akten zum Sexualstraftäter Epstein veröffentlichen, seine Mitarbeiter verbreiteten Verschwörungstheorien. Nun wollen sie davon nichts mehr wissen - das macht einige Trump-Fans wütend

von Benno Schwinghammer  09.07.2025

Spanien

Mallorca hat einen neuen Rabbiner

Rund 1000 Juden leben auf der bei deutschen Touristen beliebten Baleareninsel

 09.07.2025

Österreich

»Geschichte wurde schon immer politisiert«

Die US-Historikerin Sarah Abrevaya Stein über Gier, Künstliche Intelligenz und den Baron-Wissenschaftspreis

von Stefan Schocher  09.07.2025

Iran

Esthers Kinder

Wie die älteste Diaspora-Gemeinschaft 2700 Jahre überlebte – und heute erneut um ihre Existenz kämpft

von Stephen Tree  09.07.2025