Am Sonntag, zu Lag BaOmer, werden auf der tunesischen Insel Djerba Tausende Juden aus aller Welt erwartet. Sie treffen sich jedes Jahr auf der Palmeninsel, um gemeinsam in der Synagoge La Ghriba (»die Wundertätige«) Lag BaOmer zu feiern. Die Ghriba-Pilgerfahrt ist ein Ritual, das jedes Jahr am 33. Tag nach Pessach in der ältesten Synagoge Afrikas stattfindet.
Auf Djerba existiert eine der ältesten jüdischen Gemeinden der Welt. Legenden ranken sich um ihre Geschichte. Unklar ist, ob die ersten Juden nach der Eroberung durch den babylonischen König Nebukadnezar (587 v.d.Z.) oder später dorthin kamen. Im 14. und 15. Jahrhundert flohen viele Juden aus Spanien nach Djerba. Mit ihnen erfuhr das kulturelle Leben der jüdischen Gemeinde einen Aufschwung.
Traurige Berühmtheit erlangte die Synagoge am 11. April 2002. Damals wurde sie Ziel eines terroristischen Anschlags, bei dem 14 Deutsche, fünf Tunesier und zwei Franzosen starben. Seitdem wird die Synagoge streng bewacht – insbesondere in diesen Tagen.
feigenschnaps An Lag BaOmer verwandelt sich die Synagoge in ein Zentrum geselligen Lebens. In dem Gebäude neben La Ghriba finden Konzerte und eine Versteigerung zum Erhalt der Synagoge statt. Es werden Mahlzeiten eingenommen, und es fließt Boukha, der traditionelle tunesische Feigenschnaps. Die Tora wird gelesen, man betet, legt Gelübde ab singt und tanzt.
Ein Ritual an Lag BaOmer besteht darin, ein Ei mitzubringen, darauf wird der Name des Gebers geschrieben und ein Wunsch damit verbunden. Man stellt das Ei an einen Stein im Innern der Synagoge, der aus dem ersten Jerusalemer Tempel stammen soll. Einer Legende zufolge sollen ihn jüdische Flüchtlinge im sechsten Jahrhundert v.d.Z. nach Djerba gebracht haben. Am folgenden Tag kommt man zurück: Das Ei hat den Segen bekommen, und man isst es auf. Der damit verbundene Wunsch soll sich nun erfüllen. ja