Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat seinen litauischen Kollegen um die Gebeine des berühmten Gaons von Wilna gebeten. Bei einem Besuch des litauischen Premiers Saulius Skvernelis vergangene Woche in Jerusalem sprach ihn Gastgeber Netanjahu darauf an, meldet die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Skvernelis’ Sicherheitsberater Arnoldas Pikzirnis.
»Wir haben eine freundliche Anfrage erhalten, um zu prüfen, ob die Überreste des Wilnaer Gaons nach Israel überführt werden könnten«, sagte Pikzirnis. Doch Litauen lehnt ab. »Der Wilnaer Gaon ist ein untrennbarer Teil der jüdischen Gemeinde Litauens und der litauischen Geschichte«, so Pikzirnis.
PRIVAT Wie AFP berichtet, soll Netanjahu die Idee der Überführung bereits privat zur Sprache gebracht haben, als er im vergangenen Sommer in Vilnius war. Die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, Faina Kukliansky, die vergangene Woche auch mit nach Jerusalem gereist war, sagte gegenüber AFP, »es kommt nicht infrage«, dass die Überreste des Rabbiners Vilnius verlassen. Das Erbe des Rabbiners und Gelehrten sei ein entscheidender Teil der Geschichte der einst blühenden jüdischen Gemeinde Litauens.
Netanjahu soll die Idee der Überführung schon einmal zur Sprache gebracht haben.
Der Wilnaer Gaon, Elijah ben Shlomo Zalman (1720–1797), war bereits zu Lebzeiten als vielseitiger Gelehrter sehr geschätzt. Heute gilt er als Inbegriff des aschkenasischen Judentums litauischer Prägung. Seine Tora- und Talmud-Kommentare sind Standardwerke jüdischer Gelehrsamkeit.
Die heutige Hauptstadt Litauens war im 18. und 19. Jahrhundert eines der Zentren jüdischen Geisteslebens und als »Jerusalem des Nordens« bekannt.
Zalman war bereits zu Lebzeiten als vielseitiger Gelehrter sehr geschätzt.
FRIEDHOF Zalman wurde in der Nähe von Brest im heutigen Weißrussland geboren, verbrachte aber den größten Teil seines Lebens in Vilnius. 1797 starb er im Alter von 77 Jahren und wurde auf dem jüdischen Friedhof im Wilnaer Vorort Snipiskes begraben.
In den 50er-Jahren verlegte man seine sterblichen Überreste auf einen neuen Friedhof am Rande der Hauptstadt. tok