Ukraine-Krieg

Jüdischer Student in Charkiw getötet

In der Stadt Charkiw nach einem Beschuss (3. März 2022) Foto: imago images/ITAR-TASS

Die Planungen für das 25-jährige Jubiläum der jüdischen Studentenorganisation Hillel in der Ukraine waren schon angelaufen – da machte der Angriff Russlands jede Aussicht auf die Feier, die für Mai in Kiew geplant war, zunichte. Viele der etwa 4000 jungen Jüdinnen und Juden, die in den insgesamt fünf Zentren von Hillel in der Ukraine organisiert sind, nahmen die Waffe gegen die russische Invasionsarmee in die Hand. Unter ihnen war auch Serafim Sabaranskiy. Am Sonntag wurde der 29-jährige in Charkiw bei Kampfhandlungen getötet.

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Die Organisation Hillel teilte den Tod Sabaranskiys über soziale Medien mit und äußerte ihre Anteilnahme. »Er ist als Held gestorben. Möge uns sein Andenken für immer ein Segen und Trost sein«, hieß es in einem Tweet. Hillel ist die größte weltweit agierende jüdische Studentenorganisation. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt zwar in den USA, nach eigenen Angaben unterhält Hillel aber auch 52 Standorte außerhalb Nordamerikas, etwa in Israel, Deutschland oder Brasilien und seit dem Ende der Sowjetunion auch in der Ukraine.

BEDROHUNG Dort ist aktuell nur noch die Zentrale in Lwiw, im Westen des Landes, aktiv. Überall sonst im Land – etwa in Kiew und auch in Charkiw – haben die Mitarbeiter von Hillel die offizielle Arbeit wegen der Bedrohung durch den Krieg eingestellt. Das erzählt Osik Akselrud, der Hillel-Direktor für Zentralasien und Südosteuropa, im Interview mit der Nachrichten-Seite »eJewish Philanthropy«. Akselrud sei in Kontakt mit vielen der jüdischen Studenten in der Ukraine, die meisten würden sich vor Ort auf die jeweils ihnen mögliche Weise engagieren. »Viele von ihnen beteiligen sich an der Landesverteidigung. Sie kämpfen mit dem Feind.«

Auch Serafim Sabaranskiy hat sich unmittelbar nach Beginn der Invasion den ukrainischen Einheiten in seiner Heimatstadt Charkiw angeschlossen. Das berichtet die »Jewish Telegraphic Agency«, die mit der Hillel-Direktorin der Stadt, Yuliya Pototska, Kontakt aufnehmen konnte. Pototska kannte Sabaranskiy von gemeinsamen Schabbat-Abenden und beschreibt ihn als einen selbstbewussten jungen Mann, »der wusste, was er wollte« und der sich viel in der jüdischen Gemeinschaft vor Ort eingebracht hat. Seit Beginn der Invasion konzentrieren sich die kriegerischen Auseinandersetzungen auch auf die Stadt Charkiw, die unter Dauerbeschuss russischer Raketen steht. Eines der Geschosse traf schließlich die Stellung Serafim Sabaranskiys und verletzte den Studenten tödlich.

VIDEO Nur eine Woche vor seinem Tod hatte Sabaranskiy ein Video aufgenommen, in dem er dem Vorwurf des Kremls, in Kiew regierten Nazis, entgegentrat. In dem kurzen Clip sagt er: »Meine Großmutter ist jüdisch und ich fliege oft nach Israel.« Die Ukraine sehe er als seine Heimat an, die er verteidigen müsse. Zu diesem Zeitpunkt war das Gebäude, in dem sich die Zentrale von Hillel in Charkiw befand, bereits durch den Beschuss der russischen Armee zerstört worden.

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Gelegen im Stadtzentrum, war das Haus der jüdischen Studentenorganisation eine wichtige Anlaufstelle für junge Jüdinnen und Juden sowie ein wichtiger Bestandteil für die ganze jüdische Gemeinschaft der Stadt. Osik Akselrud, der in seiner Funktion auch für die Hillel-Zentren in der Ukraine verantwortlich ist, sagte in Reaktion auf die Zerstörung des Gebäudes: »Es ist unglaublich. Unsere Herzen sind gebrochen.«

Der Tod Sabaranskiys, die Flucht zahlreicher Juden aus der Ukraine und die Willkür, mit der auch jüdische Einrichtungen durch das russische Militär angegriffen werden, machen deutlich, in welcher Gefahr sich das jüdische Leben in der Ukraine zurzeit befindet. Diese Schrecken lassen Osik Akselrud dennoch nicht die Hoffnung verlieren: »Wir wollen überleben, wir wollen gewinnen und wir wollen die jüdische Gemeinschaft wieder aufbauen.« js

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