Frankreich

Jüdische Verbände erleichtert über Macron-Erfolg

Am Ende lag Amtsinhaber Emmanuel Macron deutlich vor seiner Herausforderin Marine Le Pen. Foto: IMAGO/Starface

Erleichterung bei den jüdischen Organisationen über den Ausgang der französischen Präsidentschaftswahl: Im Vorfeld der Stichwahl zwischen dem Amtsinhaber Emmanuel Macron und der rechtsradikalen Herausforderin Marine Le Pen hatten wichtige jüdische Dachverbände offen dazu aufgerufen, Le Pen zu verhindern.

Das CRIF (Conseil représentatif des institutions juives de France) erklärte, eine »republikanische Union« sei nötig, um eine Machtübernahme der extremen Rechten zu verhindern. Le Pens Partei Rassemblement National (RN) stehe im Widerspruch zu den Werten der französischen Gesellschaft.

»Unsere individuellen Freiheiten, unsere soziale Vielfalt, unsere Traditionen und die Stabilität unseres Landes stehen auf dem Spiel«, so das CRIF. Le Pen hatte geplant, das Tragen religiöser Kopfbedeckungen wie Kopftuch und Kippa und auch das Schächten zu verbieten.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

BEDROHUNG CRIF-Präsident Francis Kalifat sagte am Montagmorgen im Radiosender »Radio J«, es sei gut für die jüdische Gemeinschaft, dass Macron gewonnen habe. Allerdings zeigte er sich besorgt über das gute Abschneiden Le Pens und die geringe Wahlbeteiligung: »Wir werden Mittel und Wege finden müssen, um diese populistische Bedrohung zu verringern, egal, ob sie von der extremen Rechten oder der extremen Linken stammt.« Von beiden Seiten ginge eine Bedrohung für die Demokratie aus, so Kalifat auch mit Verweis auf den Linkspopulisten und erklärten CRIF-Gegner Jean-Luc Mélenchon.

Dieser war im ersten Wahlgang auf 22 Prozent der Stimmen gekommen und damit nur knapp hinter der Zweitplatzierten Le Pen (23,2 Prozent) gelandet. Mélenchons linksradikale Bewegung La France Insoumise will nun bei den Parlamentswahlen im Juni so viele Sitze erobern, dass Macron gezwungen wird, ihn zum Premierminister zu ernennen.

Neben dem CRIF hatte auch das Consistoire Central – der staatlich anerkannte Zusammenschluss der jüdischen Gemeinden Frankreichs – im Vorfeld offen für die Wiederwahl Macrons geworben und vor Le Pen gewarnt. Der Konsistoriumsvorsitzende Elie Korchia hatte der Tageszeitung »Le Monde« vergangene Woche gesagt, auch die Präsidentschaftskandidatur des rechtsextremen jüdischen Bewerbers Eric Zemmour habe zur Stärkung Le Pens beigetragen. Zemmour habe sie rechts überholt und damit den Eindruck erweckt, Le Pen sei eine gemäßigte Kandidatin, so Korchia.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Am Ende entfielen beim entscheidenden zweiten Urnengang am Sonntag 58,8 Prozent der gültigen Stimmen auf Emmanuel Macron. Marine Le Pen bekam 41,2 Prozent und damit rund 5,5 Millionen Voten weniger als ihr Mitbewerber. Dennoch fuhr sie das bislang beste Ergebnis der 1972 von ihrem Vater Jean-Marie gegründeten rechtsradikalen Bewegung ein. Es war Marine Le Pens dritte Kandidatur um das wichtigste politische Amt in Frankreich. 2017 hatte sie, ebenfalls als Konkurrentin Macrons, 33,9 Prozent der Stimmen erzielt, es 2012 dagegen nicht in die Stichwahl geschafft.

FÜHRUNG Der Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz, Pinchas Goldschmidt, gratulierte Macron zur Wiederwahl, zeigte sich aber angesichts des Abschneidens von Le Pen besorgt. »Die Tatsache, dass sich mehr als 40 Prozent der Wähler für eine Rechtsaußen-Kandidatin entschieden haben, ist beunruhigend«, schrieb Goldschmidt auf Twitter.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder, zeigte sich in einer Reaktion nach Bekanntwerden des Wahlausgangs ebenfalls »zutiefst erfreut« über einen »wichtigen Sieg«. Macron, so Lauder, habe sich »als standhafter Verfechter all dessen erwiesen, was in unserer turbulenten Welt anständig ist«. Auch in punkto Antisemitismus habe Macron gehandelt. »In einer Zeit, in der Millionen von Menschen vertrieben werden und leiden, und angesichts unsäglicher Gräueltaten und Bedrohungen brauchen wir seine beständige Führung«, so Lauder.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Das American Jewish Committee erklärte, die Wahl Macrons ermögliche es, die »wichtige Arbeit im Kampf gegen den Antisemitismus, für die Verbesserung des transatlantischen Verhältnisses und für die demokratischen Freiheiten und Werte« fortzusetzen.

Und auch aus Israel kamen positive Reaktionen zum Wahlausgang. Außenminister Yair Lapid beglückwünschte seinen »lieben Freund Emmanuel Macron«, der zu den »großen zentristischen Führern der Welt« gehöre und »ein aufrichtiger Unterstützer Israels« sei. Man werde die Zusammenarbeit zwischen Frankreich und Israel weiter stärken, erklärte Lapid.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nannte Macron auf Twitter einen »wahren Freund der Ukraine« und wünschte ihm weiterhin »Erfolg zum Wohle des französischen Volkes«. Er wisse Macrons Unterstützung zu schätzen, so Selenskyj. Und in Moskau gratulierte selbst der russische Staatschef Wladimir Putin. Er wünschte Macron »Erfolg in Ihrer staatlichen Tätigkeit« sowie »eine gute Gesundheit«.

Spanien

Mallorca als Vorbild

Das Stadtparlament von Palma hat eine Antisemitismus-Resolution verabschiedet – anders als der Rest des Landes

von Sabina Wolf  26.07.2024

Sport

Der Überflieger

Artem Dolgopyat ist in Israel ein Star. Bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio gewann der Turner Gold, 2023 wurde er Weltmeister. Nun tritt er in Paris an

von Martin Krauß  26.07.2024

Europäisches Parlament

»Zittert. Das hier ist nur der Anfang«

Die frisch gebackene französische Abgeordnete Rima Hassan hetzt gegen Israel

von Michael Thaidigsmann  25.07.2024

Ausstellung

Olympioniken im KZ Buchenwald

Auf dem Ettersberg bei Weimar treffen unterschiedlichste Biografien aufeinander

von Matthias Thüsing  25.07.2024

Frankreich

»Man ist schließlich französisch«

Ganz Paris feiert die Olympischen Spiele. Ganz Paris? Nicht alle Juden fühlen sich vom erwünschten »Wir-Effekt« angesprochen. Denn das Land bleibt zerrissen

von Sophie Albers Ben Chamo  25.07.2024

USA

Die zweite Wahl?

Mit dem Rückzug von Joe Biden und der Kandidatur von Kamala Harris könnte das Rennen um die Präsidentschaft noch einmal richtig spannend werden

von Michael Thaidigsmann  24.07.2024

Jüdische Emigration

Die Niederlande - Ein Ort der Zuflucht für Juden?

Die Historikerin Christine Kausch nimmt das Leben jüdischer Flüchtlinge in den Blick

von Christiane Laudage  24.07.2024

Vor 80 Jahren

Von Rhodos nach Auschwitz

1944 wurden 2000 Jüdinnen und Juden von Rhodos nach Auschwitz deportiert. Nur wenige überlebten

von Irene Dänzer-Vanotti  23.07.2024

Jerusalem

Nach Gaza entführter Holocaust-Experte für tot erklärt 

Der Historiker Alex Dancyg ist in der Geiselhaft umgekommen

 22.07.2024