Frankreich

Judenhass light

»Le Mur«: Plakat des ursprünglichen, antijüdischen Dieudonné-Programms Foto: dpa

Der französische Komiker Dieudonné, der mit seinen antisemitischen Ausfällen für einen Skandal im Land gesorgt hat, möchte sein ursprüngliches, mit judenfeindlichen Anspielungen besetztes Programm »Le Mur« künftig nicht mehr spielen. In Paris trat er mit einer bereinigten Show auf. Er beugt sich damit einer historischen Entscheidung des Conseil d’État, des Obersten Verwaltungsgerichts, das vergangene Woche Dieudonnés Auftritte in Nantes und Tours verboten hatte. Die jüdische Dachorganisation CRIF zeigte sich erfreut über die Gerichtsentscheidung und sagte eine für Sonntag in Paris geplante Demonstration gegen den Komiker ab.

Frankreichs Regierung habe großen Mut und Wachsamkeit bewiesen, erklärte der Präsident des Europäisch-Jüdischen Kongresses, Moshe Kantor. Das Urteil der Richter sei ein »Triumph für die Werte der Demokratie und die Republik«. Cindy Léoni von SOS Racisme widersprach dem zum Teil: Es gehe hier nicht um Sieg oder Niederlage, sagte sie. Vielmehr sollte man in Zukunft »den Akzent auf Erziehung gegen den Rassismus« setzen.

Debatte Das Verbot der Auftritte hat in Frankreich eine Debatte darüber entfacht, wo die Grenzen der Meinungsfreiheit liegen. Die Liga für Menschenrechte (LDH) gab zu bedenken, dass »die Richter die Meinungsfreiheit nicht über das Verbot gestellt haben, und das ist eine Entscheidung, die viele Gefahren birgt«.

Möglicherweise mutiert Dieudonné nun zu einem Wolf im Schafspelz. Denn bisher hinderten ihn die Richter, die ihn zwar mehrfach wegen »Aufstachelung zum Rassenhass« verurteilten, nicht an seinem Treiben. Kurz nach dem jüngsten Urteil, das jedoch nur für Bühnenauftritte gilt, kündigte er an, man könne gegen einen Scheck von 43 Euro eine DVD der verbotenen Show kaufen.

Im Internet, wo sich Befürworter und Gegner erbitterte Diskussionen liefern, ist Dieudonné ein Star. Nach dem Urteil des Obersten Gerichts legten mit ihm sympathisierende Hacker die Webseiten israelfreundlicher Organisationen lahm. Auf seiner eigenen Seite meldet sich der Komiker regelmäßig in kurzen Videos zu Wort. Manche werden bis zu zwei Millionen Mal angeklickt.

USA

Ein Stadtneurotiker wird 90

Woody Allen steht als Autor, Regisseur und Schauspieler für einzigartige Filme. Doch bis heute überschatten Missbrauchsvorwürfe sein Lebenswerk

von Barbara Schweizerhof, Sophie Albers Ben Chamo  29.11.2025

Meinung

Wenn ein Botschafter Schoa-Überlebende zu Lügnern erklärt

Tom Rose, neuer US-Botschafter in Warschau, hat in einer Rede die Komplizenschaft Tausender Polen während des Holocaust bestritten. Das ist fatal für das Ansehen der USA

von Menachem Z. Rosensaft  29.11.2025

Großbritannien

Frauen haben Besseres verdient

Die Journalistin Marina Gerner beklagt in ihrem Buch fehlende Innovationen im Bereich Frauengesundheit – und eckt nicht nur mit dem Titel an

von Amie Liebowitz  28.11.2025

Kultur

André Heller fühlte sich jahrzehntelang fremd

Der Wiener André Heller ist bekannt für Projekte wie »Flic Flac«, »Begnadete Körper« und poetische Feuerwerke. Auch als Sänger feierte er Erfolge, trotzdem konnte er sich selbst lange nicht leiden

von Barbara Just  28.11.2025

Niederlande

Demonstranten stören Vorlesung in Gedenken an Nazi-Gegner

An der Universität Leiden erzwangen antiisraelische Studenten die Verlegung einer Gedächtnisvorlesung zum Andenken an einen Professor, der während der Nazi-Zeit gegen die Judenverfolgung protestiert hatte

von Michael Thaidigsmann  28.11.2025

Großbritannien

Verdächtiger nach Anschlag auf Synagoge in Manchester festgenommen

Der Angriff auf die Synagoge am Vorabend des höchsten jüdischen Feiertags Jom Kippur sorgte international für Bestürzung. Jetzt wurde ein weiterer Tatverdächtiger festgenommen

von Burkhard Jürgens  27.11.2025

Bereit fürs ICZ-Präsidium: Noëmi van Gelder, Arthur Braunschweig und Edi Rosenstein (v.l.n.r.)

Interview

»Meinungsvielfalt gilt es auszuhalten« 

Am 8. Dezember wählt die Gemeindeversammlung der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich ein neues Präsidium. Ein Gespräch mit den Kandidaten über Herausforderungen an die Gemeinde, Grabenkämpfe und Visionen

von Nicole Dreyfus  27.11.2025

Schweiz

Antisemitismus auch in der queeren Szene benennen

Viele Jüdinnen und Juden fühlen sich teils unsicher, wenn in der queeren Szene über Israel gesprochen wird. Der Verein Keschet will das ändern

von Nicole Dreyfus  27.11.2025

Das Ausmalbuch "From the river to the sea" in einer Buchhandlung in Zürich.

Meinung

Mit Kufiya und Waffen

Ein Kinderbuch mit Folgen

von Zsolt Balkanyi-Guery  27.11.2025