Spanien

Judenhass im Namen

Ein Name, der den Dorfbewohnern Kopfzerbrechen bereitet: »Matajudios« bedeutet »Töte Juden!«. Foto: dpa

Malerisch eingebettet in der hügeligen Landschaft der nordspanischen Provinz Burgos liegt das Dorf Castrillo Matajudios. Eine Idylle, könnte man meinen, wäre da nicht der Name, der den wenigen Bewohnern Kopfzerbrechen bereitet, denn »Matajudios« bedeutet »Töte Juden!«. In einer Volksabstimmung soll nun am Sonntag entschieden werden, ob der Name gegen einen anderen ausgetauscht wird.

»Er beleidigt viele Menschen«, begründet Bürgermeister Lorenzo Rodriguez Perez das Vorhaben und weist im gleichen Atemzug darauf hin, dass man seit geraumer Zeit zahlreiche Zuschriften aus aller Welt bekommen habe mit der Aufforderung, das Dorf umzubenennen. Vor allem aus Israel habe es Proteste gehagelt. Man sei überrascht, schrieben ausländische Zeitungen, dass ein spanisches Dorf bis heute einen derartigen Namen tragen könne. Am 25. Mai sind die 56 wahlberechtigten Bürger nicht nur zur Stimmabgabe für das Europa-Parlament aufgerufen, sondern entscheiden auch über den Ortsnamen.

ausstellung Um die Abstimmung vorzubereiten, organisierte das Rathaus eine Ausstellung und ein Gespräch mit dem Archäologen Angel Luis Palomino, der über die Ortsgeschichte Auskunft gab. Seinen Worten zufolge wurde Castrillo Matajudios erstmals 1623 unter diesem Namen erwähnt. Wahrscheinlich habe es aber schon früher so geheißen.

Der Bürgermeister nimmt an, dass man seinen Vorfahren zu Unrecht das Stigma eines blutigen Antisemitismus aufgedrückt habe, denn die eigentlichen Mörder stammten, so sagt er, aus dem Nachbardorf Castrojeriz. Sie hätten 1035 bei einem Pogrom etwa 60 Juden umgebracht und die übrigen vertrieben, die sich schließlich in der Nähe von Castrillo niederließen. Wenig später habe sich Castrillo den Beinamen Mota de Judios (»Judenfleck«) gegeben. Der Gemeinderat glaubt, dass ein Beamter infolge einer Unaufmerksamkeit statt Castrillo Mota de Judios einfach Matajudios geschrieben habe. Dieser Name sei dann nicht mehr rückgängig zu machen gewesen.

Sollten sich die Bewohner am Sonntag für einen Namenswechsel entscheiden, so können sie zwischen zwei Bezeichnungen wählen – entweder Castrillo Mota de Judios, wie ihre Gemeinde angeblich schon einmal geheißen hat, oder nahezu identisch Motajudios.

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

Statistik

Diese hebräischen Vornamen in Österreich sind am beliebtesten

Österreichische Eltern wählen gern Klassiker. Unter den Top Ten sind auch viele Namen biblischen Ursprungs

von Nicole Dreyfus  16.11.2025

"Stiller & Meara"

Abschied von den Eltern

Leinwandstar Ben Stiller hat eine erstaunlich persönliche Doku über seine berühmte Familie gedreht

von Patrick Heidmann  16.11.2025

Jerusalem

Nach Streit: Zionistischer Weltkongress einigt sich

Zwei Wochen lang zogen sich die Verhandlungen in dem globalen jüdischen Gremium hin. Nun gibt es ein Abkommen, das der Mitte-links-Block als Sieg für sich wertet

von Joshua Schultheis  16.11.2025

Kiew

Bargeldberge, Geschäfte und Liebschaften auf Russisch 

Eingeschweißtes Bargeld aus US-Notenbanken, Liebe unter Ministern, heimlicher Hauskauf im Ausland und alles in der falschen Sprache. Die Korruption in der Ukraine bietet Stoff für einen Thriller

von Andreas Stein  14.11.2025

Award

Sarah Jessica Parker erhält Golden-Globe-Ehrenpreis

Die Schauspielerin soll für besondere Verdienste um das Fernsehen ausgezeichnet werden

 14.11.2025

Tel Aviv

Noa Kirel und Daniel Peretz heiraten mit »kleiner Feier«

Die Sängerin und der HSV-Torwart standen in Jaffa unter großen Sicherheitsvorkehrungen unter der Chuppa

von Nicole Dreyfus  13.11.2025

Ausstellung

Avantgardistin der Avantgarde

Berthe Weill förderte nicht nur die moderne Kunst der Jahrhundertwende, als Galeristin war sie selbst eine Schlüsselfigur. Eine Ausstellung in Paris ehrt die Pionierin

von Sabine Schereck  13.11.2025

Amsterdam

Chanukka-Konzert im Concertgebouw kann doch stattfinden

Der israelische Kantor Shai Abramson kann doch am 14. Dezember im Amsterdamer Konzerthaus auftreten - allerdings nur bei zusätzlich anberaumten Konzerten für geladene Gäste

 13.11.2025

Kommentar

In Zohran Mamdanis New York werden Juden geduldet, nicht akzeptiert

»Liberale Zionisten« müssen in der Regierung des neuen Bürgermeisters keinen »Lackmustest« fürchten. Was beruhigend klingen soll, zeigt, wie stark der Antisemitismus geworden ist - nicht zuletzt dank Mamdani

von Gunda Trepp  11.11.2025 Aktualisiert