Nachruf

Jacob Rothschild, versierter Finanzier und Philanthrop

Lord Jacob Rothschild Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Der Bankier Lord Jacob Rothschild, der am Montag mit 87 Jahren verstarb, war ein wahrer Experte. Er beriet selbst Königin Elizabeth II in Finanzfragen. Nach seinem Ableben veröffentlichte seine Familie eine Erklärung, in der es hieß, Jacob Rothschild habe eine »starke Präsenz im Leben vieler Menschen« gehabt.

Rothschild gehörte der siebten Generation der Kaufmannsdynastie an, die vom 1744 in Frankfurt am Main geborenen Mayer Amschel Rothschild begründet wurde. Dieser beriet deutsche Adelige und schickte seine Söhne in andere europäische Staaten, wo sie Geschäfte mit Regierungen machten.

Im Jahr 1936 wurde Jacob Rothschild in Cambridge geboren. Nach seiner Zeit am Eaton College fand er sich als Geschichtsstudent in Christ Church (Oxford) wieder. Teil der Familienbank der Rothschilds wurde er 1963, bis er sich 1980 mit seinem Cousin Sir Evelyn de Rothschild zerstritt und das Geldinstitut verließ.

Wohltätige Zwecke

Kurzerhand gründete er sein eigenes Finanzimperium in London, nämlich die Kapitalanlagegesellschaft RIT Capital. Bis zum Jahr 2019 blieb er ihr Vorsitzender. Auch hatte er bis vor Kurzem Positionen bei Unternehmen wie BHF Kleinwort Benson Group und BSkyB Television inne und war Mitglied des Rates im Herzogtum Cornwall für den damaligen Prinzen und heutigen König Charles.

Die Familie Rothschild, deren Name regelmäßig von Antisemiten als Chiffre in Verschwörungstheorien missbraucht wird, verfügt über ein Vermögen von Hunderten Millionen Pfund.

Von seiner Familie wurde Jacob Rothschild als »sehr versierter Finanzier« beschrieben, der zudem »ein Verfechter der Künste und Kultur, ein hingebungsvoller Staatsdiener, ein leidenschaftlicher Unterstützer wohltätiger Zwecke in Israel und der jüdischen Kultur, ein begeisterter Umweltschützer und geliebter Freund, Vater und Großvater« gewesen sei.

Jüdische Gemeinschaft

Auch Freunde Rothschilds kondolierten, darunter der frühere Premierminister Tony Blair (Labour): »Er war natürlich eine überragende Persönlichkeit in der jüdischen Gemeinschaft Großbritanniens«, schrieb Blair. »Aber sein Einfluss war global, da er sich engagierte, unter anderem in den Bereichen Kunst und Umwelt, und indem er sich unermüdlich für den Frieden im Nahen Osten einsetzte.«

Jacob Rothschild wurde sowohl in Großbritannien als auch in Israel mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, darunter das Knight Grand Cross of the Order of the British Empire, der Weizmann Award und der Sir Winston Churchill Award. In seinem Anwesen, in dessen Weinkeller 15.000 Flaschen Rothschild-Wein lagern sollen, von denen einige 150 Jahre alt sind, begrüßte er auch Staatsgäste wie die Präsidenten Ronald Reagan und Bill Clinton.

Ein gutes halbes Jahrhundert lang war Lord Jacob Rothschild mit Lady Serena Rothschild verheiratet. Sie starb im Jahr 2019. Das Paar hinterlässt vier erwachsene Kinder. im

USA

Die US-Regierung, Trump und der Fall Jeffrey Epstein

Trump wollte die Akten zum Sexualstraftäter Epstein veröffentlichen, seine Mitarbeiter verbreiteten Verschwörungstheorien. Nun wollen sie davon nichts mehr wissen - das macht einige Trump-Fans wütend

von Benno Schwinghammer  09.07.2025

Spanien

Mallorca hat einen neuen Rabbiner

Rund 1000 Juden leben auf der bei deutschen Touristen beliebten Baleareninsel

 09.07.2025

Österreich

»Geschichte wurde schon immer politisiert«

Die US-Historikerin Sarah Abrevaya Stein über Gier, Künstliche Intelligenz und den Baron-Wissenschaftspreis

von Stefan Schocher  09.07.2025

Iran

Esthers Kinder

Wie die älteste Diaspora-Gemeinschaft 2700 Jahre überlebte – und heute erneut um ihre Existenz kämpft

von Stephen Tree  09.07.2025

Antizionismus

Blumen für iranischen Minister - Israel verbietet Rabbi Einreise

Yisroel Dovid Weiss ist das wohl bekannteste Gesicht von Neturei Karta, einer israelfeindlichen Organisation Ultraorthodoxer

 08.07.2025

Spanien

Zur Stierhatz mit Free Palestine

Den Startschuss zu Pamplonas berühmtem San-Fermín-Fest nutzten Palästina-Aktivisten für »Völkermord«-Vorwürfe gegen Israel. Das sorgt für Kritik

von Michael Thaidigsmann  08.07.2025

Brasilien

Jüdische Organisation weist Lulas Genozid-Vorwurf gegen Israel zurück

Zum wiederholten Mal hat Brasiliens Präsident Israel des Völkermordes beschuldigt. Nun kommt aus dem eigenen Land Kritik an seiner Haltung: Ein jüdischer Verband meldet sich zu Wort

 07.07.2025

Geburtstag

Mit dem Cello in Auschwitz: Anita Lasker-Wallfisch wird 100

Sie überlebte die Schoa als »Cellistin von Auschwitz« und ist eine der bekanntesten Zeitzeuginnen: Anita Lasker-Wallfisch. Mit einem besonderen Geburtstag triumphiert sie nun über den Vernichtungswahn der Nazis

von Leticia Witte  07.07.2025

Litauen

Steinmeier gedenkt NS-Opfern in Paneriai

Deutschland und Litauen sind heute enge Partner in EU und Nato. Die gemeinsame Geschichte kennt aber auch dunkle Seiten. Daran erinnert Bundespräsident Steinmeier bei seinem Besuch im Baltikum

 07.07.2025