In Bern hat am Wochenende eine sogenannte propalästinensische Demonstration einen Großeinsatz der örtlichen Polizei ausgelöst, wie aus Medienberichten aus der Schweiz hervorgeht. Die Teilnehmer riefen Parolen wie »From the river to the sea, Palestine will be free«. Dabei handelt es sich um einen Aufruf zur Vernichtung Israels.
Der Aufzug der Israelhasser war nicht genehmigt worden. Dennoch versammelten sich 2000 Demonstranten auf dem Bahnhofsplatz, wie die NZZ berichtet. Von dort zogen die zunehmend gewalttätigen Protestierer in Richtung Altstadt.
Ein Reporter des israelischen Fernsehsenders Channel 12 berichtete, die Demonstranten hätten versucht, die Synagoge zu erreichen. Diese befindet sich nur 700 Meter vom Bahnhofsplatz entfernt. Die Polizei stoppte den Demonstrationszug Augenzeugen zufolge nur 20 Meter vor dem jüdischen Gotteshaus.
Die Einsatzkräfte mussten Tränengas, Gummischrot und Wasserwerfer einsetzen, um der Situation Herr zu werden. Demo-Teilnehmer visierten die Beamten mit Feuerwerkskörpern an und bewarfen sie mit Gegenständen. Fünf Polizisten wurden nach Angaben der Kantonspolizei verletzt.
Seit dem 7. Oktober haben viele Demonstrationen auf dem Bundesplatz stattgefunden. Dass sich der Demonstrationszug jedoch unmittelbar in die Straße bewegte, in der sich die Synagoge befindet, zeige, welcher Bedrohungslage jüdische Menschen mittlerweile auch in Bern ausgesetzt seien, erklärt Michel Ronen, Co-Präsident der Jüdischen Gemeinde Bern (JGB), auf Anfrage dieser Zeitung. »Es besorgt uns sehr, dass das Aggressionspotential bei Pro-Palästina-Demonstrationen so groß ist. Das verunsichert natürlich auch die jüdische Gemeinschaft in Bern.«
Die Größe und das Gewaltpotential dieses Aufmarsches habe man in Bern nicht erwartet. Viele Gemeindemitglieder seien nach dieser heftigen Demonstration am Samstag beunruhigt, so Ronen. Zum Glück habe an diesem Samstagnachmittag keinen Gottesdienst stattgefunden, doch die Demonstrierenden hätten rote Dreiecke in der Stadt und Brandspuren auf Steinen der Straße der Synagoge zurückgelassen.
Die Gemeinde sei mit der Sicherheitsdirektion des Kantons Bern sowie mit der Kantonspolizei im engen Austausch und habe ihre Sorge auch ausgedrückt. »Dass dieser radikalisierte Teil der Demonstrierenden so nah vor die Synagoge gelangen konnte, sollte ein Warnsignal für die Sicherheit der jüdischen Bevölkerung in Bern sein. Wir fordern von der Stadt Bern, eine solch bedrohliche Lage ernst zu nehmen«, sagt Ronen. Gleichzeitig sei er auch den vor Ort zuständigen Polizistinnen und Polizisten sehr dankbar, die Synagoge so gut geschützt zu haben.
Auf im Internet verbreiteten Videos ist zu sehen, wie Arabisch sprechende Demonstranten mit Palästinaflaggen über eine in Rauch gehüllte Straße in Bern ziehen, während Feuerwerkskörper knallen.
Für den Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund (SIG) erklärte dessen Generalsekretär Jonathan Kreutner, er bedaure sehr, dass »radikale Pro-Palästina-Demonstranten« am Samstag in die Nähe der Synagoge gelangen konnten. Der Jüdischen Gemeinde Bern sprach er seine »volle Solidarität« aus. »Wir unterstützen die Forderung nach verstärkter Aufmerksamkeit und konkreten und vorausschauenden Schutzmaßnahmen in der Stadt Bern«, so Kreutner.