Halacha

Israel beschließt Sanktionen für »widerspenstige« Ehemänner

Der Präsident der Konferenz der europäischen Rabbiner, Pinchas Goldschmidt Foto: Copyright (c) Flash 90 2008

Pinchas Goldschmidt ist zufrieden. Der Moskauer Oberrabbiner und Chef der Europäischen Rabbinerkonferenz (CER) setzt sich seit Jahren dafür ein, dass jüdische Männer, die ihrer Frau den Scheidungsbrief (»Get«) verweigern, strafrechtlich belangt werden.

TESTLAUF Am Dienstag verabschiedete das israelische Parlament, die Knesset, nämlich ein nunmehr unbefristet geltendes Gesetz, das es rabbinischen Gerichten in Israel ermöglicht, in Fällen einer Verweigerung von Scheidungen durch männliche Ehepartner einzugreifen und Letztere zu sanktionieren.

»Das ist ein besonderer Moment in der Geschichte der CER, die sich auf eine progressive Weise mit einem vorhandenen Problem von Frauen befasst hat«, erklärte Goldschmidt am Mittwoch. Ursprünglich war das Gesetz als Provisorium verabschiedet worden, um seine Wirksamkeit zu testen. Der Testlauf war offenbar erfolgreich.

Ziel des Gesetzes ist es, gerade nichtisraelischen Frauen zu helfen, wenn deren bereits getrennt von ihnen und sogar zum Teil wiederverheiratete Ex-Männer sich weigern, in die jüdische Ehescheidung einzuwilligen. Häufig sind diese Frauen wegen fehlender rabbinischer Gerichte und einer eindeutigen Rechtssprechung der staatlichen Gerichte in ihrem Heimatland nicht in der Lage, wirksam gegen ihren Ex-Gatten vorzugehen. 

AGUNA Gemäß der Halacha, dem jüdischen Religionsgesetz, muss ein jüdischer Mann im Falle der endgültigen Trennung seiner bisherigen Frau einen »Get« gewähren, bevor die Scheidung auch für die Frau wirksam wird. Verweigert er das, wird die Betroffene zu einer »Aguna«, wörtlich übersetzt: zu einer in Ketten gelegten Frau. Nach orthodoxer Auslegung des jüdischen Religionsgesetzes darf eine Aguna nicht erneut heiraten.

Zuvor konnten zwar israelische Staatsbürger von rabbinischen Gerichten belangt werden, nicht aber andere jüdische Männer. Nun drohen den Verweigerern des Scheidungsbriefs bei Einreise nach Israel empfindliche Sanktionen.

Im vergangenen Jahr sagte Goldschmidt dieser Zeitung, das Problem habe sich in den vergangenen Jahrzehnten zwar deutlich entschärft, sei aber nach wie vor aktuell. Der Oberrabbiner schätzte damals, dass rund 130 bis 200 Agunot in Europa betroffen seien. mth

Spanien

Mallorca als Vorbild

Das Stadtparlament von Palma hat eine Antisemitismus-Resolution verabschiedet – anders als der Rest des Landes

von Sabina Wolf  26.07.2024

Sport

Der Überflieger

Artem Dolgopyat ist in Israel ein Star. Bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio gewann der Turner Gold, 2023 wurde er Weltmeister. Nun tritt er in Paris an

von Martin Krauß  26.07.2024

Europäisches Parlament

»Zittert. Das hier ist nur der Anfang«

Die frisch gebackene französische Abgeordnete Rima Hassan hetzt gegen Israel

von Michael Thaidigsmann  25.07.2024

Ausstellung

Olympioniken im KZ Buchenwald

Auf dem Ettersberg bei Weimar treffen unterschiedlichste Biografien aufeinander

von Matthias Thüsing  25.07.2024

Frankreich

»Man ist schließlich französisch«

Ganz Paris feiert die Olympischen Spiele. Ganz Paris? Nicht alle Juden fühlen sich vom erwünschten »Wir-Effekt« angesprochen. Denn das Land bleibt zerrissen

von Sophie Albers Ben Chamo  25.07.2024

USA

Die zweite Wahl?

Mit dem Rückzug von Joe Biden und der Kandidatur von Kamala Harris könnte das Rennen um die Präsidentschaft noch einmal richtig spannend werden

von Michael Thaidigsmann  24.07.2024

Jüdische Emigration

Die Niederlande - Ein Ort der Zuflucht für Juden?

Die Historikerin Christine Kausch nimmt das Leben jüdischer Flüchtlinge in den Blick

von Christiane Laudage  24.07.2024

Vor 80 Jahren

Von Rhodos nach Auschwitz

1944 wurden 2000 Jüdinnen und Juden von Rhodos nach Auschwitz deportiert. Nur wenige überlebten

von Irene Dänzer-Vanotti  23.07.2024

Jerusalem

Nach Gaza entführter Holocaust-Experte für tot erklärt 

Der Historiker Alex Dancyg ist in der Geiselhaft umgekommen

 22.07.2024