Österreich

In der Verantwortung

Bundeskanzler und Parlamentspräsident wehren Vorstoß gegen das Schächten ab

 23.07.2018 11:00 Uhr

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka Foto: dpa

Bundeskanzler und Parlamentspräsident wehren Vorstoß gegen das Schächten ab

 23.07.2018 11:00 Uhr

Der antisemitische Vorstoß einer Regionalregierung ist vom Tisch: Österreichische Konsumenten koscheren Fleischs müssen sich auch in Zukunft nicht registrieren lassen. Dies sei »in keiner Weise mit dem Grundrecht der freien Religionsausübung vereinbar und daher auszuschließen«, unterstrich Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP). Die bestehenden Gesetze zum Thema Schächten reichten aus.

Sobotka hatte sich am Donnerstag mit dem Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG), Oskar Deutsch, zu einem Gespräch getroffen und danach erklärt, sie seien einer Meinung.

TIerschutz Auslöser des Treffens war ein Schreiben des niederösterreichischen Landesrats Gottfried Waldhäusl an die IKG. Der FPÖ-Politiker, der in seinem Bundesland auch für den Tierschutz zuständig ist, hatte gefordert, das Schächten künftig nur aus »zwingenden religiösen Gründen« zu erlauben und Einzelpersonen diesbezüglich zu überprüfen. In der Kultusgemeinde befürchtete man, dass künftig nur noch diejenigen Juden koscheres Fleisch kaufen dürfen, die zuvor namentlich erfasst worden sind und nachweisen könnten, dass sie immer koscher essen.

Jüdische Organisationen im In- und Ausland waren bestürzt über den Vorschlag. »Dass gerade in Österreich diskutiert wird, Juden zu registrieren, die koscheres Fleisch kaufen wollen, ist angesichts der Geschichte des Landes beschämend«, erklärte der stellvertretende Geschäftsführer des Jüdischen Weltkongresses, Maram Stern. »Entweder ist dieser Vorschlag ausgesprochen töricht, oder er entspringt einem Gedankengut, das zuletzt vor 90 Jahren Regierungshandeln prägte und darauf abzielte, die freie Religionsausübung von Juden zu beschneiden.«

Am Freitag schaltete sich Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz in den Konflikt ein und erklärte: »Wir sind klar unseren jüdisch-christlichen Wurzeln verpflichtet und werden sie gegen jede Form von Angriff verteidigen.« Er sehe sich in der Verantwortung, so Kurz, »jüdisches Leben in unserem Land in Sicherheit und ohne Einschränkungen zu garantieren«. Als »Kopf der österreichischen Bundesregierung« sichere er dies den jüdischen Mitbürgern zu.

Nationalratspräsident Sobotka hatte am Donnerstag nach dem Gespräch mit IKG-Chef Deutsch »an alle Beteiligten appelliert, sich auf einer sachlichen Ebene mit diesem Thema auseinanderzusetzen«. Deutsch forderte daraufhin, »dass man die Agitation gegen das Schächten einstellt«, denn sie »erinnere an die Dämonisierung von Menschen«. ja

Ungarn

Europäisch und zeitgemäß

Das einzige jüdische Theater heißt Gólem und ist jünger und provokanter, als die meisten erwarten

von György Polgár  18.04.2024

Großbritannien

Seder-Tisch für die Verschleppten

131 Stühle und zwei Kindersitze – einer für jede Geisel – sind Teil der Installation, die in London gezeigt wurde

 18.04.2024

Medien

Die Mutter einer Geisel in Gaza gehört zu den »einflussreichsten Menschen 2024«

Das Time Magazine hat seine alljährliche Liste der 100 einflussreichsten Menschen des Jahres veröffentlicht. Auch dieses Mal sind wieder viele jüdische Persönlichkeiten darunter

 18.04.2024

Indonesien

Unerwartete Nähe

Das Land mit der größten muslimischen Bevölkerung der Welt will seine Beziehungen zu Israel normalisieren

von Hannah Persson  18.04.2024

Schweiz

SIG begrüßt Entscheidung für Verbot von Nazi-Symbolen

Wann die Pläne umgesetzt werden, bleibt bisher unklar

von Imanuel Marcus  17.04.2024

Judenhass

Antisemitische Vorfälle in den USA um 140 Prozent gestiegen

Insgesamt gab es 8873 Übergriffe, Belästigungen und Vandalismusvorfälle

 17.04.2024

Chile

Backlash nach Boykott

Mit israelfeindlichem Aktionismus schadet das südamerikanische Land vor allem sich selbst

von Andreas Knobloch  16.04.2024

Kiew

Ukraine bittet um gleichen Schutz wie für Israel

Warum schützt der Westen die Ukraine nicht so wie Israel? Diese Frage stellt der ukrainische Staatschef Selenskyj in den Raum

von Günther Chalupa  16.04.2024

Statement

J7 Condemn Iranian Attack on Israel

The organization expressed its »unwavering support for Israel and the Israeli people«

von Imanuel Marcus  15.04.2024