Babyn Jar

Holocaust-Gedenkstätte prüft mögliche Kriegsverbrechen in Ukraine

Im September 1941 trieben die deutschen Besatzer fast 34.000 Juden von Kiew in das Schluchtengebiet am Stadtrand und erschossen sie. (Bild von 2016) Foto: picture alliance / JOKER

Die Holocaust-Gedenkstätte Babyn Jar will eine Untersuchung möglicher Kriegsverbrechen der russischen Armee in der Ukraine einleiten. Mit diesem Ziel sei eine Experteneinheit gegründet worden, teilte die ukrainische Gedenkstätte am Dienstag in Kiew mit. An der Untersuchung solle auch der französische Priester Patrick Desbois vom Verein Yahad-In-Unum beteiligt sein.

Der von der katholischen Kirche Frankreichs und dem Jüdischen Weltkongress gegründete Verein hat sich in der Vergangenheit mit der Dokumentation des Holocaust befasst. Desbois hatte unter anderem in der Ukraine Tausende Gräber entdeckt.

»Die Stimmen der Zeugen müssen bewahrt werden, um sich den verübten Verbrechen entgegenzustellen.«

Patrick Desbois, Yahad-In-Unum

zeugenberichte Im gegenwärtigen Konflikt will die neue Einheit den Angaben zufolge »so viele gefilmte Zeugenberichte wie möglich von den Opfern dieser Verbrechen sammeln«. Man wolle den Vorwurf untersuchen, dass Zivilisten - darunter Frauen, ältere Menschen und Kinder - ohne jegliche Verbindung zu militärischen Zielen zur Zielscheibe russischer Angriffe geworden seien.

»Die Stimmen der Zeugen müssen bewahrt werden, um sich den verübten Verbrechen entgegenzustellen«, sagte Desbois. Bei der Untersuchung von Holocaust-Verbrechen habe sein Verein besondere Methoden entwickelt und mehr als 8.000 Zeitzeugen befragt. »Ich hätte nie gedacht, dass ich im Jahre 2022 an diesem Ort wieder Kriegsverbrechen untersuchen muss«, sagte Desbois. »Die Stimme eines Zeugen schreit zum Himmel und muss auch vom Internationalen Strafgerichtshof und Ländern wie Deutschland gehört werden.«

Am 29. und 30. September 1941 erschossen deutsche Einsatzgruppen mit Soldaten, Polizisten und SS-Männern in Babyn Jar 33.771 jüdische Bewohner der besetzten Stadt. Bis zur Befreiung der ukrainischen Hauptstadt durch die Rote Armee im November 1943 wurden in Babyn Jar rund 100.000 Menschen ermordet. Die Schlucht gilt als das größte Massengrab in Europa. dpa

Ukraine

Auf allen Kanälen

Anna Ukolova ist die russischsprachige Stimme der israelischen Armee. Ein Interview über Blogger, anti-israelische Propaganda und das Leben als Einwanderin

von Eugen El  18.06.2025

Imanuels Interpreten (10)

Kenny G: Das Enfant Terrible des Jazz

Er ist der erfolgreichste Instrumentalmusiker – und der meistgehasste. Warum eigentlich?

von Imanuel Marcus  17.06.2025

Krieg in Israel

Rabbiner: Unterstützung für gestrandete Israelis in Europa

Sie können momentan nicht nach Israel zurück. Jüdische Gemeinden in Europa sind gebeten, sie mit Unterkünften und anderem zu unterstützen. In Gemeinden herrscht unterdessen große Besorgnis, auch wegen der Sicherheit

von Leticia Witte  16.06.2025

Nachruf

Der Lippenstiftverkäufer

Leonard Lauder, der aus dem von seinen Eltern gegründeten Kosmetikunternehmen Estée Lauder einen Weltkonzern machte, ist im Alter von 92 Jahren gestorben

von Michael Thaidigsmann  16.06.2025

USA

Farlir nur nit dein Hofenung

Wie ein schwarzer Kantor in den 1920ern New Yorks Juden verzauberte und sogar durch Europa tourte. Die unglaubliche Geschichte des Thomas LaRue, dessen Stimme erstmals wieder zu hören ist

von Nicole Dreyfus  15.06.2025

Nationaler Sicherheitsrat

Offizielle Warnungen für Israelis und Juden im Ausland

Wachsamkeit, Kooperation und Zurückhaltung. Der israelische Nationale Sicherheitsrat hat Warnhinweise für Israelis und Juden im Ausland veröffentlicht

 13.06.2025

Zürich

Israelhasser wollten Zürich zum Stillstand bringen

Am Donnerstagabend wollten »propalästinensische« Demonstranten durch die Zürcher Innenstadt ziehen

von Nicole Dreyfus  12.06.2025 Aktualisiert

Bosnien und Herzegowina

Goldschmidt: Boykott von Rabbinertreffen ist »eine Schande«

Die Europäische Rabbinerkonferenz kann nicht in Sarajevo tagen. Grund ist der Boykottaufruf eines Ministers. Der CER-Präsident fordert nun Konsequenzen

von Michael Thaidigsmann  12.06.2025

New York

Weinstein in neuem Prozess wieder verurteilt

Der Schuldspruch gegen den ehemaligen Filmmogul im Jahr 2020 galt als Meilenstein – bis er 2024 überraschend kassiert wurde. Nun hat erneut eine Jury geurteilt, aber das letzte Wort ist noch nicht gesprochen

 12.06.2025