Spanien

Halacha und Michelin

Moderner Gourmettempel mit coolem Innendesign: Blick ins »Xerta« Foto: sinueserra

Die katalanische Hauptstadt ist sehr rührig, wenn es darum geht, Barcelona jüdischen Touristen aus aller Welt schmackhaft zu machen. Das gilt auch für die gehobene Gastronomie.

Das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Restaurant »Xerta« im Hotel »Ohla Eixample« wird seit 2016 von dem preisgekrönten Chefkoch Fran López, Spross einer alteingesessenen Hoteliersfamilie, geführt. Seit Kurzem ist das Spitzenrestaurant auch »koscher« zertifiziert.

Schwerpunkt Was die einen erfreuen mag, ist für andere eher ein Grund zum Staunen – zumindest beim ersten Blick auf die Speisekarte des modernen Gourmettempels mit den großen Fensterflächen, viel Holz und coolem Design. Denn neben modernen mediterranen Gerichten mit Schwerpunkt auf regionalen Produkten aus dem Ebrodelta gibt es hier auch Hummer, Krabben, Tintenfisch und Austern. Nicht gerade koscher möchte man meinen.

Und dennoch hat sich das Restaurant zu einem beliebten Anlaufpunkt für jüdische Touristen wie auch für die wenigen observanten Juden Barcelonas entwickelt. Die können sich – allerdings nur in Gruppen – für die koschere Sternegastronomie im Xerta anmelden. Serviert werden die leckeren Speisen allerdings an einem separaten Ort, der eigens dafür konzipiert und eingerichtet wurde.

Dort haben die Gäste mehr Privatsphäre als hinter den großen Schaufenstern, heißt es. Die koscheren Menüs werden in einer getrennten Küche nach den jüdischen Speisegesetzen zubereitet – unter Aufsicht von Chabad-Rabbiner David Libersohn, der das Restaurant zertifiziert hat und das Engagement der spanischen Spitzengastronomen sehr begrüßt.

touristen Neben einem eher bodenständigen Angebot an koscheren Speisen wie im »BenBen Kosher House«, dem »TaimCatering«, dem Tapas-Restaurant »Maccabi« an der Flaniermeile Las Ramblas, dem »Maoz«, das sich seines guten Streetfoods rühmt, sowie dem »Call Barcelona«, wo es eine Auswahl an erlesenen koscheren Weinen gibt, kommen jetzt also auch die Anhänger der Sterneküche auf ihre Kosten. Die Gastronomen können damit punkten, das erste koschere Restaurant der Welt mit einem Michelin-Stern zu sein. Das dürfte auch die wachsende Anzahl jüdischer Touristen in Barcelona erfreuen, wenngleich das kulinarische Vergnügen nichts für kleine Geldbeutel ist.

Was die einen erfreuen mag, ist für andere eher ein Grund zum Staunen – zumindest beim ersten Blick auf die Speisekarte.

Vom großen »Run« auf das koschere Spitzenessen könne man aber noch nicht sprechen, ließ Xerta-Pressesprecherin Irene Montagut verlauten. »Wir befinden uns in der Post-Covid-Zeit und in einer Phase, wo noch niemand absehen kann, wie es mit dem Krieg in der Ukraine weitergeht«, sagt Rabbiner Libersohn. Das mache sich natürlich auch beim Tourismus bemerkbar.

Das Interesse am jüdischen Leben in der Stadt sei groß, allerdings sitze das Geld bei vielen Touristen nicht mehr so locker, obwohl viele Menschen großen Nachholbedarf beim Reisen haben. »Aber die Preise für Flüge sind in astronomische Höhen gestiegen«, so der Rabbiner.

Potenzial Die spanische Tourismusindustrie hat das Potenzial der jüdischen Besucher in Barcelona aus aller Welt bereits vor der Pandemie erkannt. Aus ihrer Sicht wäre diese wachsende neue Klientel ein Segen für Barcelona.

Das Restaurant Xerta ist nicht die einzige Institution, die die neuen jüdischen Touristen verstärkt umwerben möchte. Auch andere Gastronomen sowie Hotels und Geschäfte setzen auf Besucher, die auf jüdischen Spuren im Land unterwegs sind. Vor allem Touristen aus den Vereinigten Staaten und Israel sollen mithilfe zweier groß angelegter Kampagnen umworben werden: »Shalom Barcelona!« und »Barcelona Connects Israel«.

Die jüdischen Gemeinden vor Ort werden in solche Vorhaben oft nicht miteinbezogen, sagt Rabbiner Libersohn – doch dies habe eher organisatorische Gründe, als dass dahinter eine böse Absicht stecke.

Wien

Nobelpreisträger warnt vor technischer Abhängigkeit von den USA

Joseph E. Stiglitz kritisiert Präsident Trump und ruft Wissenschaft und Medien zur Verteidigung der Medienfreiheit weltweit auf

von Steffen Grimberg  24.10.2025

Polen

Antisemitische Hetzer verhindern Konzert jüdischer Musiker

Der Chor der Pestalozzi-Synagoge in Berlin war eingeladen, in Września gemeinsam mit dem dortigen Kinderchor den Komponisten Louis Lewandowski zu ehren. Nach Hetze und Drohungen wurden alle Veranstaltungen abgesagt

von Sophie Albers Ben Chamo  23.10.2025

Großbritannien

Jiddisch verbindet

Zwischen Identitätssuche, Grammatik und Klezfest. Unsere Autorin war beim Sprachkurs »Ot Azoy« in London

von Sabine Schereck  23.10.2025

Rabbiner Noam Hertig aus Zürich

Diaspora

Es geht nur zusammen

Wie wir den inneren Frieden der jüdischen Gemeinschaft bewahren können – über alle Unterschiede und Meinungsverschiedenheiten hinweg

von Rabbiner Noam Hertig  23.10.2025

Großbritannien

Ärztin wegen antisemitischer Agitation festgenommen

Dr. Rahmeh Aladwan wurde vorübergehend in Polizeigewahrsam genommen, weil sie die Hamas-Verbrechen vom 7. Oktober verherrlicht hatte. Nun muss der General Medical Council über ihre Approbation entscheiden

von Michael Thaidigsmann  22.10.2025

Regierungsrätin und Vorsteherin der Gesundheitsdirektion Natalie Rickli lehnte die unverbindliche Anfrage des Bundes ab, 20 Kinder aus Gaza in der Schweiz aufzunehmen.

Schweiz

Kinder aus Gaza bald in Zürich?

In der Schweiz wird eine politische Debatte darüber geführt, ob verletzte Kinder aus dem Gazastreifen aufgenommen werden sollen

von Nicole Dreyfus  22.10.2025

Mexiko

»La Doctora« liefert

Die Sozialdemokratin und Physikerin Claudia Sheinbaum ist seit einem Jahr Präsidentin. Eine erste Bilanz

von Michael Ludwig  21.10.2025

Charlotte (North Carolina)

Schachgroßmeister Daniel Naroditsky mit 29 Jahren gestorben

Das Charlotte Chess Center würdigt ihn als »herausragenden Schachspieler, Lehrer und geliebten Freund«

 21.10.2025

Nachruf

Abschied von einer starken Frau

Die tschechische Zeitzeugin Dita Kraus ist im Alter von 96 Jahren in Jerusalem gestorben

von Barbara Bišický-Ehrlich  21.10.2025