Schweiz

Großbank in der Rassismus-Ecke

Die Schweizer Großbank UBS will hoch hinaus, im wahrsten Sinne des Wortes: In ihrer aktuellen Werbekampagne ist die Bergsteigerin Evelyne Binsack auf dem Mount Everest zu sehen – unter den Worten »Wir werden nicht ruhen, bis Sie auf dem besten Weg zu Ihren finanziellen Zielen sind«. Die UBS selbst war jüngst allerdings nicht auf dem besten Weg zu ihren Zielen, denn sie musste eine andere Image-Kampagne mit Inseraten und Fernseh-Spots abbrechen. Der Grund: Einer der Köpfe, die mithelfen sollten, nach der Diskussion um die Rolle der Schweizer Banken im Zweiten Weltkrieg und der Finanzkrise das Ansehen der UBS wieder aufzuwerten, war Le Corbusier (1887–1965).
Der Architekt und Designer wuchs Ende des 19. Jahrhunderts in der Westschweiz auf. Er wurde ein berühmter Künstler, erlangte vor allem mit seinen städtebaulichen Visionen Weltruhm, und das trotz (oder teilweise auch wegen) seiner eindeutig antisemitischen und rassistischen Überzeugungen. Gebaut hätte er, nach eigenen Angaben, vor allem gern für Mussolini, Hitler und den Mini-Diktator von Vichy, Marschall Pétain. Über Hitler schrieb er 1940 an seine Mutter, der Führer könne »sein Leben mit einem großartigen Werk krönen: der Neugestaltung Europas«. Dies traute er andererseits auch dem sowjetischen Diktator Josef Stalin zu – auch für ihn hätte er gern gearbeitet. Doch stieß er weder in Moskau, noch in Berlin, Rom und Vichy auf Gegenliebe – trotz seiner antisemitischen Weltanschauung.

Bekannt ist die finstere Seite des großen Städteplaners schon länger. Doch glaubte die UBS offenbar, auf der sicheren Seite zu sein – schließlich ziert Le Corbusiers Konterfei seit 1997 die Schweizer Zehn-Franken-Note. Und was der Nationalbank in Bern recht ist, müsste der UBS in Zürich billig sein, glaubten wohl ihre Kommunikationsleute.

Protest Die Rechnung ging nicht auf. Die Gesellschaft Schweiz–Israel protestierte vehement gegen die Kampagne mit dem antisemitischen Architekten und verwies darauf, dass in der gleichen Image-Werbung unter anderem auch Filmproduzent Arthur Cohn als herausragender Schweizer Kopf zu sehen ist, der nie darüber informiert wurde, dass er im gleichen Werbespot wie Le Corbusier auftreten würde.

Die UBS lenkte schließlich ein und entfernte Le Corbusier aus ihrer Kampagne. Allerdings hatte die Kommunikationsabteilung der Bank den Medien zuerst noch ausrichten lassen, man habe zwar Verständnis für den Protest, sehe aber »dennoch keine ausreichenden Gründe, in unserer laufenden Kampagne auf ihn zu verzichten«. Später korrigierte man, die Kampagne solle nicht in einer »Kontroverse« um Le Corbusier untergehen, deshalb entferne man ihn.

Umbenennung Dieser Entscheid hat weitere Auswirkungen in der Schweiz: Nicht nur in La Chaux-de-Fonds, der Heimatstadt des radikalen Antisemiten, trägt nämlich schon länger einen Platz seinen Namen. Sondern auch in Bern und Genf. Dort denkt man über Umbenennungen nach. Und in Zürich will man es gar nicht so weit kommen lassen: Dort sollte ein neuer Platz in der Nähe des Hauptbahnhofs nach Le Corbusier benannt werden. Nun will die Zürcher Stadtregierung »die Namensgebung noch einmal überprüfen«, sagte ein Rathaussprecher vergangene Woche.
Die Anregung, Straßen und Plätze umzubenennen, weil die Träger nicht den Vorbild-Charakter haben, den man ihnen ursprünglich zugeschrieben hat, greift nun anscheinend bereits über Le Corbusier hinaus. Als einzige Schweizer Stadt hatte St. Gallen 1909 eine Straße nach dem guten, alten Turnvater Jahn benannt. Weil die Kunde von dessen großdeutscher Gesinnung inzwischen die Ostschweiz erreicht hat, will man der Straße nun einen anderen, unverfänglicheren Namen geben.

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