EMG 2015

Go for Gold

Sonntag in einer Sporthalle im Osten Londons: 17 junge Männer wärmen sich für ein Freundschaftsspiel auf. Sieben von ihnen tragen ein dunkelblaues Trikot mit einem Magen David im Union-Jack-Muster darauf. Sie gehören zur Futsal-Elite von Maccabi GB.

Futsal, das ist eine neuere Fußballvariante, bei der in einer Halle jeweils fünf Spieler gegeneinander antreten. Es ist derzeit eine der am schnellsten wachsenden Sportarten. Das Spielfeld ist kleiner als bei einem Elf-Mann-Spiel, und auch einige Regeln sind etwas anders. So sind die Halbzeiten nur 20 Minuten lang, und ab dem sechsten Foul gibt der Schiedsrichter jeweils einen Zehn-Meter-Strafstoß. Außerdem darf der Trainer beliebig viele Spieler auswechseln, und es gibt wie beim Basketball Time-Outs, in denen über die anzuwendende Strategie gesprochen wird.

Coach Das Futsal-Spiel sei schnell, viel schneller als regulärer Fußball, erklärt Coach und Mitspieler Jon Kurrant. Der 26-Jährige ist seit vier Jahren beim Futsal dabei, davor trat er im Jahr 2009 in Israel im herkömmlichen Fußball für Maccabi GB an.

Seit vier Wochen trainieren die Londoner Futsal-Spieler dreimal die Woche, um Ende des Monats bei den European Maccabi Games in Berlin zu zeigen, was in ihnen steckt. Ihre Aussichten auf die Goldmedaille stehen keineswegs schlecht. Immerhin haben drei Spieler des Teams Erfahrung in der englischen Futsal-Nationalmannschaft, oder sie spielten Fußball in professionellen Vereinen.

Dennoch könnte es in Berlin schwer werden, gesteht Kurrant, der Sportwissenschaften und Coaching studiert hat. »Die Teams von Israel und Australien sind mindestens genauso gut wie wir«, glaubt er. Deswegen hat sich Kurrant für das heutige Freundschaftsspiel einen besonders starken Gegner ausgesucht, das Futsal-Team West-London. Man wird sehen, ob sich die harte Arbeit der vergangenen Wochen gelohnt hat.

Für Russell Goldstein (21) – er gehört zu den Spielern, die auch in der englischen Futsal-Nationalmannschaft mitspielen – ist die Teilnahme bei den diesjährigen Maccabi Games etwas Besonderes. Angesichts der Geschichte werden die Tage in Deutschland für ihn und die meisten anderen nicht nur in sportlicher, sondern auch in emotionaler Hinsicht sehr intensiv sein.

Fitness Das Team baut derzeit seine Fitness für den Dauereinsatz in Berlin auf. Das bedeutet für die vor allem aus Studenten bestehende Mannschaft, sich auch ans frühe Aufstehen zu gewöhnen. »Unser erstes Spiel ist schon um 8.30 Uhr am Morgen. Das heißt, wir müssen gegen fünf Uhr aufstehen, um uns vorzubereiten«, erklärt Goldstein.

Auch Alfie Brooks glaubt, dass die Zeit in Berlin etwas ganz Besonders sein wird. Der 27-Jährige hat früher in der zweiten englischen Fußballliga gespielt und begann mit Futsal, nachdem er einen komplizierten Beinbruch hatte. »Da es beim Futsal mehr um das technische Spielen geht, war das nach den Verletzungen besser für mich geeignet«, erläutert er.

Am Spielfeldrand sitzt Russell Goldsteins Mutter Amanda (56) und fiebert mit. Die Spieler überwinden das Spielfeld mit geschickten, schnellen Pässen. Immer wieder geht es hin und zurück auf die eine oder andere Seite des Spielfelds. Obwohl das Futsal-Team von Maccabi GB vor vier Jahren bereits bei den Maccabi Games in Wien dabei war, sei Deutschland für sie »etwas ganz anderes«, sagt sie. Ihr über 90-jähriger Vater sehe es nicht gern, dass Russell und sie zu einem Turnier nach Deutschland reisen. Doch sie freut sich darauf, in Berlin all die vielen geschichtlichen Dinge in Verbindung mit dem jüdischen Sport erleben zu können.

Kosten
Billig sei das Ganze jedoch ganz und gar nicht, sagt sie. Jeder Spieler müsse »für die Ehre knapp 3500 Euro hinblättern«. Wer nicht in der Lage ist, so viel zu bezahlen, kann allerdings einen Antrag auf Kostenerstattung stellen.

Plötzlich jubelt Amanda Goldstein. Maccabi GB hat gerade ein Tor geschossen – das 1:0. Bald darauf kommt das 2:0. Doch kurz vor der Halbzeit holt West London zum 2:1 auf. Am Ende gewinnt Maccabi mit 3:2. Zwei der Maccabi-Tore waren strategisch geplant und wurden im Spiel zu Glanzleistungen. In Berlin möchte das britische Team versuchen, Gold zu gewinnen. Und »wenn’s geht«, sagt Amanda, »gewinnen sie auch neue Freunde«. Schließlich gehe es ja auch darum.

Kommentar

Müssen immer erst Juden sterben?

Der Anschlag von Sydney sollte auch für Deutschland ein Weckruf sein. Wer weiter zulässt, dass auf Straßen und Plätzen zur globalen Intifada aufgerufen wird, sollte sich nicht wundern, wenn der Terror auch zu uns kommt

von Michael Thaidigsmann  14.12.2025

Meinung

Blut statt Licht

Das Abwarten, Abwiegeln, das Aber, mit dem die westlichen Gesellschaften auf den rasenden Antisemitismus reagieren, machen das nächste Massaker nur zu einer Frage der Zeit. Nun war es also wieder so weit

von Sophie Albers Ben Chamo  14.12.2025 Aktualisiert

Anschlag in Sydney

Felix Klein: »Von Terror und Hass nicht einschüchtern lassen«

Zwei Männer töten und verletzen in Sydney zahlreiche Teilnehmer einer Chanukka-Feier. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung äußert sich zu der Tat

 14.12.2025

Terror in Sydney

Zivilist entwaffnet Angreifer und wird als »Held« gefeiert

Zwei Männer schießen auf Teilnehmer einer Chanukka-Feier in Sydney: Es gibt Tote und Verletzte. Ein Video soll nun den mutigen Einsatz eines Passanten zeigen

 14.12.2025

Australien

Merz: »Angriff auf unsere gemeinsamen Werte«

Bei einem Anschlag auf eine Chanukka-Feier in der australischen Metropole gab es viele Tote und Verletzte. Der Bundeskanzler und die Minister Wadephul und Prien äußern sich zu der Tat

 14.12.2025 Aktualisiert

Terror in Sydney

Zentralrat der Juden: »In Gedanken bei den Betroffenen«

Der Zentralrat der Juden und weitere jüdische Organisationen aus Deutschland äußern sich zu dem Anschlag auf eine Chanukka-Feier im australischen Sydney

 14.12.2025 Aktualisiert

Australien

15 Tote bei antisemitischem Massaker in Sydney

Zwei Attentäter schießen auf Juden, die sich am Bondi Beach in Sydney zu einer Chanukka-Feier versammelt hatten

von Michael Thaidigsmann  15.12.2025 Aktualisiert

Australien

Judenfeindlicher Terroranschlag in Sydney: Zwei Personen in Polizeigewahrsam

Die Polizei ruft nach dem Angriff in Sydney dazu auf, das Gebiet des Angriffs weiter zu meiden. Der Einsatz dauere an

 14.12.2025

Terror

Medienberichte: Terroranschlag in Australien bei Chanukka-Feier

Die Polizei warnt vor einem »sich entwickelnden Vorfall« am Bondi Beach. Ersten Berichten zufolge soll das Ziel ein Chanukka-Fest gewesen sein. Australische Medien berichten von mehreren Opfern

von Denise Sternberg  14.12.2025 Aktualisiert