USA

Gespaltene Gemeinschaft

Nicht die erste Wahl: 71 Prozent der jüdischen Amerikaner haben demokratisch gestimmt, 24 Prozent republikanisch. Foto: dpa

Die Präsidentschaftswahl hat Amerikas Juden tief gespalten. Dabei deutet die Statistik zum Wahlverhalten zunächst nicht darauf hin, dass diesmal etwas grundsätzlich anders war als bei früheren Wahlen: Die Mehrheit der jüdischen Amerikaner – 71 Prozent – haben demokratisch gewählt, 24 Prozent republikanisch.

Innerhalb der jüdischen Gemeinschaft stimmten 76 Prozent der Reformjuden, 71 Prozent der konservativen Juden und 56 Prozent der orthodoxen Juden für Clinton. So oder so ähnlich wählen Juden in den USA seit Jahrzehnten.

Sarkasmus Die großen jüdischen Verbände wie die Jewish Federations of North America (JFNA) und das American Jewish Committee (AJC) gratulierten Donald Trump zu seinem Sieg – eine übliche Geste nach einer normalen Wahl.

Doch an dieser Wahl sei nichts normal gewesen, meint Naomi Dann, Sprecherin der linksliberalen Gruppe Jewish Voice for Peace. »Ich war schockiert, dass viele führende Organisationen in der jüdischen Gemeinschaft so tun, als könne man mit einem Präsidenten Trump zusammenarbeiten wie mit jeder anderen Regierung.« Und die Wochenzeitung »Forward« bemerkte sarkastisch: »Das jüdische Establishment hat nichts Eiligeres zu tun, sich bei der künftigen Trump-Administration einzuschmeicheln.«

antisemitismus Auch Deborah Lipstadt ist »sehr verstört« über den Wahlausgang. Vor allem fürchtet die Historikerin, dass Trump und seine Wahlhelfer Antisemitismus in Amerika wieder akzeptabel, gar salonfähig gemacht haben.

Lipstadt will keine Hysterie schüren. »Trump ist kein Nazi«, betont sie. »Und er ist auch nicht für jeden seiner Anhänger verantwortlich.« Dennoch: Er und sein Team hätten sich von den ultrarechten Fans frühzeitig und klar distanzieren müssen.

Mehr dazu in der kommenden Ausgabe am Donnerstag

Porträt der Woche

Historikerin aus Leidenschaft

Shiran Shasha forscht zu antiken Gärten und sammelt Geld für eine Synagoge auf Kreta

von Gerhard Haase-Hindenberg  03.08.2025

Frankreich

Sie feierte den 7. Oktober - und bekam doch ein Stipendium

Eine 25-jährige Palästinenserin wurde aus Gaza nach Frankreich gebracht, wo sie einen Master-Studiengang absolvieren sollte. Doch dann wurden ihre antisemitischen Posts auf X bekannt

von Michael Thaidigsmann  01.08.2025

Justiz

Jüdische Organisationen fordern von Israel Gesetz gegen weltweiten Antisemitismus

In einem Brief an Justizminister Yariv Levin verlangen sie, das Judenhass und die Verfolgung israelischer Soldaten auch außerhalb Israels unter Strafe gestellt werden

 01.08.2025

Nach Festnahme bei Festival

Belgische Staatsanwälte treten Ermittlungen gegen Israelis ab

Zwei Soldaten waren in Belgien festgenommen und verhört worden, bevor sie wieder frei kamen. Jetzt haben die Ermittler den Fall an den Internationalen Strafgerichtshof übergeben

 31.07.2025

Vor 100 Jahren

Als der Ku-Klux-Klan durch Washington marschierte

Vor 100 Jahren sahen Ausländerfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus anders aus als heute in der Ära Trump: Im August 1925 versammelte sich der Ku-Klux-Klan zu seinem größten Aufmarsch in der US-Hauptstadt Washington

von Konrad Ege  31.07.2025

Jemen

Eine der letzten Jüdinnen Jemens geht nach Israel

Mit Badra Ben Youssef hat ein letztes Mitglied der jüdischen Gemeinschaft den Jemen verlassen. Möglicherweise ist nur noch ein Jude im Land, ein Gefangener der Huthi-Rebellen

 31.07.2025

USA

Von Sammlern und Buchschmugglern

Das YIVO in New York feiert sein 100-jähriges Jubiläum mit einer Sonderausstellung. Das Institut bewahrt die jiddische Kultur und pflegt ein beeindruckendes Archiv. Ein Besuch

von Jörn Pissowotzki  31.07.2025

Spanien/Frankreich

Was geschah an Bord von Flug VY 8166?

Nach dem Auschluss jüdischer Jugendlicher von einem Flug erheben französische Minister schwere Vorwürfe gegen die spanischen Behörden und die Fluggesellschaft Vueling

von Michael Thaidigsmann  30.07.2025

Longevity

Für immer jung?

Die ZDF-Moderatorin Andrea Kiewel outet sich als Hypochonderin und beschreibt, warum man niemals zu alt ist, sich Gedanken übers Älterwerden zu machen

von Andrea Kiewel  29.07.2025