Polen

Gemeindechefs verleumdet

Es ist der Albtraum eines jeden Chefredakteurs: Die Titelstory erweist sich als Flop. Eine Gegendarstellung zu 15 schwerwiegenden Fehlern muss ins Blatt, außerdem eine Entschuldigung beim Oberrabbiner des Landes, dem Vorsitzenden des Gemeindebundes und der Chefin der Stiftung zur Rettung des jüdischen Erbes. Genau das ist den Chefredakteuren des Wirtschaftsmagazins Forbes Polska, Kazimierz Krupa und Eryk Stankowski, passiert.

In der Dezemberausgabe bekennen sie sich zur journalistischen Blamage einer miserabel recherchierten Titelgeschichte. Dabei hatten sie noch im September sowohl online als auch im Heft selbst erklärt, dass die Korruptionsvorwürfe gegen einzelne Mitglieder der Einheitsgemeinde Polens nichts mit Antisemitismus zu tun hätten. Schließlich, so ihr Argument, seien sowohl der Gewährsmann Seweryn Aszkenazy aus den USA als auch der israelische Journalist Nissan Tzur selbst Juden.

Antisemitisch Sie übersahen, dass nicht Nationalität oder Religionszugehörigkeit eines Journalisten über die Glaubwürdigkeit seiner Artikel entscheidet, sondern allein die solide Recherche. So reicht eine alte Haushaltsaufstellung des Jüdischen Gemeindebundes für Korruptionsvorwürfe eben nicht aus, wenn aktuelle Haushaltszahlen fehlen.

Dass die Gemeinde einige der 222 bislang vom Staat zurückgegebenen jüdischen Friedhöfe parzelliert und Teile davon verkauft haben sollte, hätte zumindest eines Kaufbelegs bedurft. Und dass die heutigen jüdischen Gemeinden in Polen nur zu dem Zweck gegründet worden seien, um das Gemeindeeigentum der einst mehr als drei Millionen polnischen Juden zu übernehmen, klingt nicht nur absurd, sondern tatsächlich antisemitisch. Das hätte auch den Chefredakteuren von Forbes Polska auffallen müssen.

Die für Polen ungewöhnlich rasche Publikation der Gegendarstellung und Entschuldigung nach nur drei Monaten hat mit den Eigentumsverhältnissen des Verlages zu tun. Forbes Polska wird vom schweizerisch-deutschen Konsortium Ringier Axel Springer mit Sitz in Zürich und Berlin herausgegeben. Insbesondere dem Springer-Verlag ist nicht daran gelegen, mit judenfeindlichen Publikationen identifiziert zu werden.

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