Nicht allen Menschen ist es vergönnt, dass ein König sein Glückwunschschreiben zum Geburtstag persönlich bei der Empfängerin vorbeibringt. Doch der Auschwitz-Überlebenden Anita Lasker-Wallfisch, die an diesem Donnerstag 100 Jahre alt wird, wurde die Ehre zuteil. König Charles III. höchstpersönlich kam am Dienstag in ihrem Haus im Londoner Norden zum Tee vorbei und überreichte ihr seine handsignierte Geburtstagskarte.
Charles blieb eine halbe Stunde, fand die »Daily Mail« heraus. Offiziell wollte der Palast sich zu dem »Geheimbesuch« des Monarchen, der eher ein offenes Geheimnis war, nicht äußern. Es sei Charles aber ein großes Anliegen gewesen, der gebürtigen Breslauerin Lasker-Wallfisch persönlich zu gratulieren, als Zeichen der Freundschaft.
Jeder Brite bekommt, wenn er 100 Jahre alt wird, eine handsignierte Karte seiner Majestät. Die Tradition begann 1917, mitten im Ersten Weltkrieg, als George V., der Urgroßvater von Charles, 24 Jubilaren per Telegramm gratulierte. Heute sind es mehr als 8000 Menschen, die alljährlich in den Genuss einer königlichen Glückwunschkarte kommen.
Anita Lasker-Wallfisch, die wie ihre Schwester Renate Lasker-Harpprecht die Nazi-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau und Bergen-Belsen überlebte und nach dem Zweiten Weltkrieg nach England auswanderte und der König kennen sich seit vielen Jahren.
2022, als Charles noch Prince of Wales war, gab er sieben Portraits von Schoa-Überlebenden in Auftrag, darunter auch eines von Anita Lasker-Wallfisch die Auschwitz überlebte, weil sie als Cellistin ins Mädchenorchester eingeteilt wurde. Die Bilder hängen heute im Buckingham Palace.