USA

Gegen eine Zeit-Reform

Das Morgengebet muss immer zum Sonnenaufgang gesprochen werden. Foto: Getty Images

Wenn es nach dem Senat der Vereinigten Staaten geht, wird in den USA in Zukunft die Uhr nicht mehr zweimal im Jahr umgestellt. In einem ungewöhnlichen Schnellverfahren hat die gesetzgebende Kammer einstimmig beschlossen, dass die Sommerzeit permanent gelten soll.

Von dieser Entscheidung waren nicht nur zahlreiche politische Entscheidungsträger in Washington negativ überrascht, sondern auch die orthodoxe jüdische Gemeinschaft der USA. Was für viele Menschen gut klingen mag ­– eine helle Stunde mehr am Abend ­–, kann für strenggläubige Juden zum Problem werden.

Rabbiner Abba Cohen von Agudath Israel of America, einer Vereinigung ultraorthodoxer Juden, äußerte gegenüber dem »Jewish Insider« harsche Kritik an der Gesetzesvorlage des Senats. Im Herbst und Winter würde es nämlich nicht nur eine Stunde später dunkel, sondern gleichzeitig auch eine Stunde später hell werden – und das bringe auch die Gebetszeiten durcheinander.

BEDRÄNGNIS Das jüdische Morgengebet (Schacharit) muss jeden Tag bei Sonnenaufgang gesprochen werden. Cohen glaubt, dass durch das neue Gesetz viele Juden in Bedrängnis geraten würden: Während sie unter Bedingungen der Winterzeit zu Hause beten können, wäre dies bei einer dauerhaften Umstellung auf die Sommerzeit in Teilen des Jahres nicht mehr möglich. Außerdem missfalle ihm der Gedanke, dass viele Kinder dann noch häufiger im Dunkeln zur Schule gehen müssten.

Auch über das Prozedere, in dem das Gesetz den Senat passierte, ärgert sich Cohen. »Es hätte eine Vorwarnung geben müssen und eine Möglichkeit für Interessengruppen, sich in ernsthafter Weise einmischen zu können«, sagte er gegenüber dem »Jewish Insider«. Als 2005 schon einmal die Idee aufkam, in den USA dauerhaft auf die Sommerzeit umzustellen, war es Vertretern der Landwirtschaft, des Bildungsbereichs und der jüdischen Gemeinden gelungen, das entsprechende Gesetz abzuwenden.

Nun hat es die erste Hürde, den Senat, genommen. Damit es in Kraft tritt, muss es allerdings noch vom Repräsentantenhaus ratifiziert und anschließend von Joe Biden, dem US-Präsidenten, unterzeichnet werden. Cohen sieht aktuell erneut ein breites Bündnis am Entstehen, das genau das noch abwenden möchte. »Ich glaube, wir können das Gesetz verhindern«, gibt sich der Rabbiner zuversichtlich. js

Bereit fürs ICZ-Präsidium: Noëmi van Gelder, Arthur Braunschweig und Edi Rosenstein (v.l.n.r.)

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