Schoa

Gebetbuch von Holocaust-Opfer wieder in Familienbesitz

Machsor im Kölner Wallraf-Richartz-Museum (Symbolbild) Foto: picture alliance/dpa


Nach über 80 Jahren hat das Gebetbuch eines Holocaust-Opfers wieder zurück in die Familie des einstigen Besitzers Wolf Grünebaum gefunden. Das teilte die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) mit. Der in der KU-Bibliothek aufbewahrte Band »Sidur Sefat Emet« habe nach einer »Recherche mit vielen Wendungen« an die in Nashville (USA) lebende Enkelin Sylvia Gruen Salomon übergeben werden können.

Das Buch in hebräischer Schrift dürfte vom Aussehen her oft zur Hand genommen worden sein, heißt es. Eine Kostbarkeit sei es aber nicht wegen des materiellen Wertes, sondern aufgrund eines kurzen handschriftlichen Eintrags im Umschlag: »Wolf Grünebaum, Sulzbürg i. Obpf., 4. Mai 1926«. Dies sei der einzig noch überlieferte Gegenstand des Besitzers.

Vernichtungslager Grünebaum war den Angaben zufolge 65 Jahre alt, als er am Karfreitag 1942 mit seiner Frau Amalie von einem Gendarmen zur Bahnstation nahe ihrem Wohnort deportiert wurde. Noch am selben Tag sei das Ehepaar mit Jüdinnen und Juden aus Neumarkt nach Regensburg verschleppt worden.

Am 4. April 1942 wurden sie in das Ghetto Piaski südöstlich von Lublin deportiert. Ihre Lebenslinien endeten dort oder in einem der Vernichtungslager Belzec oder Sobibor.

Die erst im August 1949 geborene Enkelin hat laut Mitteilung ihren Großvater nicht mehr kennengelernt. 1940 sei ihrem Vater Alfred mit seiner Frau Irma und dem 1937 geborenen Sohn Joachim die Flucht in die USA geglückt. Auch Alfreds Bruder Justin habe nach Kanada und dann in die USA entkommen können.

Vater Grünebaum habe sich von den Söhnen nicht überreden lassen mitzukommen. Er sei in Sulzbürg in der Oberpfalz wohnen geblieben. Da er im Ersten Weltkrieg für Deutschland gekämpft hatte, habe er gehofft, sein Status als Kriegsveteran schütze ihn vor Verfolgung.

Bemühungen Die Rückgabe des Sidur ihres Großvaters an die Familie bedeute ihr und den Verwandten sehr viel, sagte die Enkelin: »Es ist das einzige greifbare Artefakt, das wir vom Vater meines Vaters besitzen.« Um das Buch zu restituieren, seien viele Bemühungen von engagierten Institutionen und Personen nötig gewesen, heißt es.

Das Konvolut gehörte einst zum Bestand des Eichstätter Priesterseminars, den die Uni-Bibliothek mitbetreut. Ein ab 1944 in Sulzbürg tätiger Geistlicher hatte die Sammlung an den früheren Regens des Priesterseminars übergeben.

Im Jahr 1985 kam das Buch an die Seminarbibliothek. Ausgangspunkt für die Suche sei ein Projekt der Uni-Bibliothek gewesen, heißt es in der Mitteilung. Dessen Ziel sei gewesen, die Herkunft von rund 60 hebräischen Werken aus dem 17. bis 20. Jahrhundert zu klären, die nachweislich aus Sulzbürg stammten. kna

Die in Genf geborene Schweizer Schriftstellerin und Philosophin Jeanne Hersch aufgenommen im März 1999

Philosophie

Der Moment des Staunens

Am 13. Juli jährt sich der Geburtstag von Jeanne Hersch zum 115. Mal. Lange wurde die Existentialistin ausgerechnet von der akademischen Forschung marginalisiert – und kaum als jüdische Philosophin wahrgenommen

von Richard Blättel  11.07.2025

Spanien

»Haut ab, ihr Hurensöhne« - Wirt vertreibt Israelis

Ein Gastwirt rastet gegenüber einer Gruppe israelischer Touristen aus, beschimpft sie und verweist sie des Lokals

von Michael Thaidigsmann  11.07.2025

Nachruf

Er bleibt eine Inspiration für uns alle

Der langjährige Zürcher Gemeinderabbiner Marcel Ebel ist verstorben. Eine Würdigung von seinem Nachfolger

von Rabbiner Noam Hertig  10.07.2025

Australien

Judenhass in Down Under

Mit unerwarteter Brutalität und Hemmungslosigkeit breitet sich der Antisemitismus im Land aus. Doch die jüdische Gemeinschaft gibt nicht auf

von Amie Liebowitz  10.07.2025

Großbritannien

BeTe’avon!

Das Jewish Museum London bittet britische Juden um Rezepte fürs Schabbatessen. Auf der Suche nach dem, was schmeckt

von Sophie Albers Ben Chamo  10.07.2025

USA

Die US-Regierung, Trump und der Fall Jeffrey Epstein

Trump wollte die Akten zum Sexualstraftäter Epstein veröffentlichen, seine Mitarbeiter verbreiteten Verschwörungstheorien. Nun wollen sie davon nichts mehr wissen - das macht einige Trump-Fans wütend

von Benno Schwinghammer  09.07.2025

Spanien

Mallorca hat einen neuen Rabbiner

Rund 1000 Juden leben auf der bei deutschen Touristen beliebten Baleareninsel

 09.07.2025

Österreich

»Geschichte wurde schon immer politisiert«

Die US-Historikerin Sarah Abrevaya Stein über Gier, Künstliche Intelligenz und den Baron-Wissenschaftspreis

von Stefan Schocher  09.07.2025

Iran

Esthers Kinder

Wie die älteste Diaspora-Gemeinschaft 2700 Jahre überlebte – und heute erneut um ihre Existenz kämpft

von Stephen Tree  09.07.2025