Kiew

Friedensappell an Russland

Moshe Reuven Azman, Oberrabbiner der Brodsky-Synagoge in der ukrainischen Hauptstadt Kiew Foto: imago images / ITAR-TASS

Kiew

Friedensappell an Russland

Oberrabbiner Reuven Azman wirft Wladimir Putin Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor

 13.03.2022 17:58 Uhr

Der Oberrabbiner der Brodsky-Synagoge in der ukrainischen Hauptstadt Kiew, Moshe Reuven Azman, wirft dem russischen Präsidenten Wladimir Putin Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor.

»Dass schon friedliche Bewohner erschossen werden, auch Autos und Häuser beschossen werden, das sind meiner Meinung nach auch schon Kriegsverbrechen«, sagte Azman am Sonntag im Interview der Deutschen Welle. Er bat um weitere Proteste und Gebete.

videobotschaft Zuvor hatte der Oberrabbiner per Videobotschaft einen Friedensappell verbreitet. Er habe die Juden in Russland und die Russen daran erinnern wollen, »dass sie nicht einfach vor dem Fernseher sitzen und grinsen können, dass sie Verantwortung dafür tragen werden, was mit ihrer stillschweigenden oder nicht stillschweigenden Zustimmung passiert«. Ihn hätten danach Menschen angerufen, um ihm zu sagen, dass er ihnen die Augen geöffnet habe. Andere hätten ihm gesagt, sie wüssten längst, was vorgehe, hätten aber Angst, darüber zu sprechen.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Jeder müsse für sich entscheiden, »ob er mit dem Guten oder dem Bösen ist, ob er sich an Verbrechen beteiligt«, sagte Azman. »Wenn sich in Russland alle klar positioniert hätten, dann hätte man die ganze Junta schon längst weggefegt.«

gehirnwäsche Das erklärte Ziel Putins, eine »Entnazifizierung« der Ukraine anzustreben, bezeichnete der Oberrabbiner als »Spinnereien«. Es gebe in der Ukraine keinen Nazismus, »nicht einmal nationalistische Parteien sind ins Parlament eingezogen«. Diesen »Blödsinn« könne nur jemand glauben, »der der Gehirnwäsche des Fernsehens glaubt, welches allerlei Unsinn verbreitet«. Moskau brauche lediglich einen Vorwand, »um seine imperialen Ambitionen zu befriedigen«.

Die jüdische Gemeinde in der Ukraine unterstütze hilfsbedürftige Menschen derzeit telefonisch, sagte Azman. Auch seien Busse organisiert worden, um Menschen an sichere Orte zu bringen, etwa nach Israel oder Europa. Viele Ältere könnten sich nicht mehr alleine bewegen oder seien bettlägerig, berichtete Azman. »Unter ihnen sind Menschen, die während des Zweiten Weltkriegs wie durch ein Wunder dem Holocaust entkamen, und die jetzt gezwungen sind, aus Luhansk und anderen Städten im Donbass zu fliehen. Das ist für sie schon das dritte und sogar vierte Mal im Leben.« kna/ja

Kiew

Bargeldberge, Geschäfte und Liebschaften auf Russisch 

Eingeschweißtes Bargeld aus US-Notenbanken, Liebe unter Ministern, heimlicher Hauskauf im Ausland und alles in der falschen Sprache. Die Korruption in der Ukraine bietet Stoff für einen Thriller

von Andreas Stein  14.11.2025

Award

Sarah Jessica Parker erhält Golden-Globe-Ehrenpreis

Die Schauspielerin soll für besondere Verdienste um das Fernsehen ausgezeichnet werden

 14.11.2025

Tel Aviv

Noa Kirel und Daniel Peretz heiraten mit »kleiner Feier«

Die Sängerin und der HSV-Torwart standen in Jaffa unter großen Sicherheitsvorkehrungen unter der Chuppa

von Nicole Dreyfus  13.11.2025

Ausstellung

Avantgardistin der Avantgarde

Berthe Weill förderte nicht nur die moderne Kunst der Jahrhundertwende, als Galeristin war sie selbst eine Schlüsselfigur. Eine Ausstellung in Paris ehrt die Pionierin

von Sabine Schereck  13.11.2025

Kommentar

In Zohran Mamdanis New York werden Juden geduldet, nicht akzeptiert

»Liberale Zionisten« müssen in der Regierung des neuen Bürgermeisters keinen »Lackmustest« fürchten. Was beruhigend klingen soll, zeigt, wie stark der Antisemitismus geworden ist - nicht zuletzt dank Mamdani

von Gunda Trepp  11.11.2025 Aktualisiert

Zürich

Goldmünze von 1629 versteigert

Weltweit existieren nur vier Exemplare dieser »goldenen Giganten«. Ein Millionär versteckte den Schatz jahrzehntelang in seinem Garten.

von Christiane Oelrich  11.11.2025

USA

Mehrgewichtig, zionistisch und stolz

Alexa Lemieux ist Influencerin in den sozialen Medien und zum Vorbild für viele junge jüdische Frauen geworden

von Sarah Thalia Pines  11.11.2025

Prag

Der Golem-Effekt

Seit mehr als fünf Jahrhunderten beflügelt das zum Schutz der Juden geschaffene Wesen aus Staub und Worten die Fantasie. Ein Blick zurück mit Büchern, Filmen und den »Simpsons«

von Sophie Albers Ben Chamo  11.11.2025

Raubkunst

Zukunft der Bührle-Sammlung ungewiss

Die Stiftung Sammlung E. G. Bührle hat ihren Stiftungszweck angepasst und streicht die Stadt Zürich daraus

von Nicole Dreyfus  10.11.2025