Österreich

Flucht aus Jobbik-Land

Alles andere als rosig beschreibt ein ungarisch-jüdisches Ehepaar, das jetzt in Wien lebt, die Situation im Nachbarland. »Jeden Tag gibt es Jobbik-Demonstrationen, bei denen auch antisemitische Parolen fallen. Immer öfter sieht man auf der Straße antisemitische Sprüche an Hausmauern«, erzählt der Mann. Seine Frau berichtet von einem Anwalt, der sich zum Installateur ausbilden lässt. Er möchte mit seiner Familie, die schon fleißig Hebräisch paukt, nach Israel auswandern. Als Jurist wird er dort nicht arbeiten können.

Furcht Ihren Namen nennen möchte das Ehepaar nicht. Es sei nicht gut, medial Kritik zu äußern. Irgendjemand hätte dann sicher die Konsequenzen zu tragen. »Es ist ein bisschen so wie früher im Sozialismus.« Sie haben in der letzten Zeit viel mit ihren Freunden in der alten Heimat gesprochen. »So ernst, dass man um sein Leben fürchtet und alles liegen und stehen lässt, den Koffer packt und in den nächsten Bus steigt, ist es nicht. Aber man sieht sich um, ob es vielleicht im Ausland Jobmöglichkeiten gibt. Viele denken daran, auszuwandern.«

Eine Handvoll ungarisch-jüdischer Familien ist auch bereits nach Wien übergesiedelt, bestätigt der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG), Oskar Deutsch, gegenüber der Jüdischen Allgemeinen. Sie sind auf private Initiative gekommen. Täglich rufen ungarische Juden in der IKG an und fragen, ob es eine Möglichkeit gibt, nach Österreich zu kommen.

Jobs »Wir versuchen, uns darauf einzustellen«, sagt Deutsch, betont aber gleichzeitig: »Die IKG kann relativ wenig tun. Wir können einigen bei der Wohnungssuche helfen, und Deutschkurse bietet das Jüdische Berufliche Bildungszentrum an. Schwierig ist es aber, geeignete Jobs aufzutreiben.« Wichtig ist ihm zu betonen: »Wenn jemand zu uns kommt, werden wir alles tun, was möglich ist, um zu helfen.«

Deutsch will nun vor allem auf europäischer Ebene – auch innerhalb des European Jewish Congress – ein Bewusstsein für die schwierige Lage ungarischer Juden schaffen. »Ich finde es Wahnsinn, dass in der heutigen Zeit in Ungarn Minderheiten wie Roma, Sinti oder Juden solchen Anfeindungen ausgesetzt sind. Und ich verstehe die Verantwortlichen der Europäischen Union nicht, die hier schweigen. Was sich in Ungarn abspielt, sieht man und spürt man. Es kann im Europa der heutigen Zeit nicht sein, dass man solche Tendenzen zulässt.«

Kiew

Bargeldberge, Geschäfte und Liebschaften auf Russisch 

Eingeschweißtes Bargeld aus US-Notenbanken, Liebe unter Ministern, heimlicher Hauskauf im Ausland und alles in der falschen Sprache. Die Korruption in der Ukraine bietet Stoff für einen Thriller

von Andreas Stein  14.11.2025

Award

Sarah Jessica Parker erhält Golden-Globe-Ehrenpreis

Die Schauspielerin soll für besondere Verdienste um das Fernsehen ausgezeichnet werden

 14.11.2025

Tel Aviv

Noa Kirel und Daniel Peretz heiraten mit »kleiner Feier«

Die Sängerin und der HSV-Torwart standen in Jaffa unter großen Sicherheitsvorkehrungen unter der Chuppa

von Nicole Dreyfus  13.11.2025

Ausstellung

Avantgardistin der Avantgarde

Berthe Weill förderte nicht nur die moderne Kunst der Jahrhundertwende, als Galeristin war sie selbst eine Schlüsselfigur. Eine Ausstellung in Paris ehrt die Pionierin

von Sabine Schereck  13.11.2025

Kommentar

In Zohran Mamdanis New York werden Juden geduldet, nicht akzeptiert

»Liberale Zionisten« müssen in der Regierung des neuen Bürgermeisters keinen »Lackmustest« fürchten. Was beruhigend klingen soll, zeigt, wie stark der Antisemitismus geworden ist - nicht zuletzt dank Mamdani

von Gunda Trepp  11.11.2025 Aktualisiert

Zürich

Goldmünze von 1629 versteigert

Weltweit existieren nur vier Exemplare dieser »goldenen Giganten«. Ein Millionär versteckte den Schatz jahrzehntelang in seinem Garten.

von Christiane Oelrich  11.11.2025

USA

Mehrgewichtig, zionistisch und stolz

Alexa Lemieux ist Influencerin in den sozialen Medien und zum Vorbild für viele junge jüdische Frauen geworden

von Sarah Thalia Pines  11.11.2025

Prag

Der Golem-Effekt

Seit mehr als fünf Jahrhunderten beflügelt das zum Schutz der Juden geschaffene Wesen aus Staub und Worten die Fantasie. Ein Blick zurück mit Büchern, Filmen und den »Simpsons«

von Sophie Albers Ben Chamo  11.11.2025

Raubkunst

Zukunft der Bührle-Sammlung ungewiss

Die Stiftung Sammlung E. G. Bührle hat ihren Stiftungszweck angepasst und streicht die Stadt Zürich daraus

von Nicole Dreyfus  10.11.2025