»Dummes Gesetz«

Außenminister feuert Beauftragten

Zbigniew Rau (hier am 10. Dezember 2021 mit seiner deutschen Amtskollegin Annalena Baerbock) hat seinen Beauftragten für die Beziehungen zur jüdischen Diaspora entlassen. Foto: imago images/ZUMA Wire

Der Außenminister fackelte nicht lange: Nur einen Tag nach Veröffentlichung eines Interviews seines Beauftragten für die Beziehungen zur jüdischen Diaspora mit einer britischen Zeitung, in dem dieser sich kritisch zu einem Aspekt der Regierungspolitik geäußert hatte, entließ Zbigniew Rau Jaroslaw Nowak.

GESETZ Am Freitag war Nowak von der »Jewish News«, der größten jüdischen Zeitung Großbritanniens,  mit den Worten zitiert worden, eine 2018 beschlossene Novelle des Gesetzes über das Institut für Nationales Gedenken betreffend die Forschung von Holocaust-Historikern sei »eine der dümmsten Änderungen, die je an einem Gesetz vorgenommen wurden«, gewesen. Nach internationalem Druck war die Regelung später wieder entschärft worden.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Ein Sprecher des Außenministeriums in Warschau sagte am Montag, Nowak sei am Samstag von seinen Aufgaben entbunden worden. Der Beauftragte des Außenministers für Kontakte zu jüdischen Organisation war erst im Juli vergangenen Jahres ernannt worden.

Nowak – ein Jurist aus Lodz, der einen Großteil seines Berufslebens in der Tourismusbranche verbracht und mehrere Hotels gemanagt hat - hatte sich in der »Jewish News« auch zur Frage der Rückgabe jüdischen Eigentums geäußert. »Das Problem liegt darin, dass wir Polen - nicht die Regierung - nicht genau wissen, was richtig und was falsch ist. Aus der Sicht einer in den USA oder Großbritannien lebenden Person erscheint die Sache ziemlich einfach: »Gebt einfach die Immobilie zurück‹.«  

ENTEIGNUNG Aber aus der Perspektive des polnischen Bürgers sei die Sache nicht so eindeutig. Nowak sagte, die Polen nähmen ihre Geschichte zuvörderst im Kontext der deutschen und der sowjetischen Besatzung wahr. »Ich denke, dass Polen irgendwann tatsächlich zu dem Schluss kommen wird, dass wir etwas tun müssen.« Ein Grund dafür sei auch die Wahrnehmung des Landes im Ausland. Derzeit würden mehrere Vorschläge diskutiert, darunter auch eine symbolische Entschädigung für die Opfer von Enteignungen.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Außenamtssprecher Łukasz Jasina erklärte am Montag auf Twitter: »Außenminister Zbigniew Rau hat am 8. Januar 2022 entschieden, Herrn Jarosław Nowak seines Amtes zu entheben.« 2009 hatte Nowak vom damaligen polnischen Präsidenten Lech Kaczyński das Goldene Verdienstkreuz für seinen Beitrag zur polnisch-jüdischen Aussöhnung erhalten. mth

Die in Genf geborene Schweizer Schriftstellerin und Philosophin Jeanne Hersch aufgenommen im März 1999

Philosophie

Der Moment des Staunens

Am 13. Juli jährt sich der Geburtstag von Jeanne Hersch zum 115. Mal. Lange wurde die Existentialistin ausgerechnet von der akademischen Forschung marginalisiert – und kaum als jüdische Philosophin wahrgenommen

von Richard Blättel  11.07.2025

Spanien

»Haut ab, ihr Hurensöhne« - Wirt vertreibt Israelis

Ein Gastwirt rastet gegenüber einer Gruppe israelischer Touristen aus, beschimpft sie und verweist sie des Lokals

von Michael Thaidigsmann  11.07.2025

Nachruf

Er bleibt eine Inspiration für uns alle

Der langjährige Zürcher Gemeinderabbiner Marcel Ebel ist verstorben. Eine Würdigung von seinem Nachfolger

von Rabbiner Noam Hertig  10.07.2025

Australien

Judenhass in Down Under

Mit unerwarteter Brutalität und Hemmungslosigkeit breitet sich der Antisemitismus im Land aus. Doch die jüdische Gemeinschaft gibt nicht auf

von Amie Liebowitz  10.07.2025

Großbritannien

BeTe’avon!

Das Jewish Museum London bittet britische Juden um Rezepte fürs Schabbatessen. Auf der Suche nach dem, was schmeckt

von Sophie Albers Ben Chamo  10.07.2025

USA

Die US-Regierung, Trump und der Fall Jeffrey Epstein

Trump wollte die Akten zum Sexualstraftäter Epstein veröffentlichen, seine Mitarbeiter verbreiteten Verschwörungstheorien. Nun wollen sie davon nichts mehr wissen - das macht einige Trump-Fans wütend

von Benno Schwinghammer  09.07.2025

Spanien

Mallorca hat einen neuen Rabbiner

Rund 1000 Juden leben auf der bei deutschen Touristen beliebten Baleareninsel

 09.07.2025

Österreich

»Geschichte wurde schon immer politisiert«

Die US-Historikerin Sarah Abrevaya Stein über Gier, Künstliche Intelligenz und den Baron-Wissenschaftspreis

von Stefan Schocher  09.07.2025

Iran

Esthers Kinder

Wie die älteste Diaspora-Gemeinschaft 2700 Jahre überlebte – und heute erneut um ihre Existenz kämpft

von Stephen Tree  09.07.2025