Mit einer Gedenkreise nach Lettland haben Vertreter von mehr als 30 deutschen Städten an den Massenmord an europäischen Juden vor 80 Jahren erinnert. In der Gräber- und Gedenkstätte Bikernieki in Riga gedachten die Delegierten des Deutschen Riga-Komitees am Dienstag der Opfer der Gräueltaten der Nazis.
Auch eine neue Dauerausstellung im Freien über die Verfolgung und Ermordung der lettischen und deutschen Juden während des Zweiten Weltkrieges wurde an dem Erinnerungsort in einem Wald in der lettischen Hauptstadt eröffnet. Tags zuvor hatten die deutschen Kommunalvertreter bereits am nationalen Holocaust-Gedenktag einer Gedenkzeremonie beigewohnt.
MAHNMALE Riga war Ziel und zentraler Ort der ersten Massenverschleppungen von Juden aus Deutschland. Vom November 1941 bis zum Winter 1942 wurden mehr als 25.000 Juden aus Deutschland und Österreich in die lettische Hauptstadt deportiert. Zum Gedenken an die Opfer legten die Botschafter der beiden Länder zusammen mit den deutschen Gästen, Vertretern der jüdischen Gemeinde und der Stadt Riga Kränze und Blumen nieder. Später wurde in der Innenstadt eine gemeinsame Freiluft-Ausstellung der beiden Botschaften über die Deportationen nach Riga eröffnet.
Die Gedenkstätte für an die nach Riga deportierten Juden wurde am 30. November 2001 eingeweiht. In Bikernieki wurden damals nahezu alle Verschleppten durch Nationalsozialisten und lettische Hilfskräfte erschossen. Die Toten wurden namenlos im Wald verscharrt. Auch politische Häftlinge und sowjetische Kriegsgefangene wurden in Massengräbern hingerichtet. Zwischen 1941 und 1944 kamen dort mehr als 35.000 Menschen ums Leben.
AUFKLÄRUNG Maßgeblich beteiligt an der Errichtung des Erinnerungsorts in dem baltischen EU-Land war das Deutsche Riga-Komitee. In der kommunalen Erinnerungsgemeinschaft haben sich fast 70 Städte vereint, aus denen damals die Sammeltransporte von Juden nach Riga abgingen. Das Komitee wurde im Jahr 2000 gegründet. Beteiligt daran ist auch der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge.
»Erinnerungsarbeit ist heute wichtiger denn je«, sagte Volksbund-Vizepräsident Wolfgang Wieland der Deutschen Presse-Agentur in Riga. Gerade Russlands Krieg gegen die Ukraine zeige, dass man in den Bemühungen um Aufarbeitung und Aufklärung nicht nachlassen dürfe, sondern sie verstärken müsse.
Lettland war im Zweiten Weltkrieg abwechselnd von der Sowjetunion und Nazi-Deutschland besetzt. Während der deutschen Besatzung zwischen 1941 und 1944 ermordeten die Nationalsozialisten und einheimische Helfer mehr als 70.000 lettische Juden. dpa